Ausstellung „fan.tastic females“ kommt ins Schwarzwaldstadion Sport | 27.03.2019 | Lucile Gagnière

Geschichtlicher Überblick, Bullshit-Bingo und dutzende Frauengeschichten: Die Ausstellung „fan.tastic females“ stellt weibliche Fußballfans aus ganz Europa in den Vordergrund. Bis zum 3. April kommt die Sammlung ins Freiburger Schwarzwaldstadion.

„Es ist keine Zeigefingerausstellung, ich finde sie sehr ermächtigend!“ sagt Helen Breit, Mitglied der Supporters Crew Freiburg und „Unsere Kurve“, einer bundesweiten Interessengemeinschaft verschiedener Fanorganisationen. Als eine von 80 Frauen wird die 30-Jährige in der Ausstellung „fan.tastic females“ porträtiert. Ziel der Wanderausstellung ist es, weibliche Fußballfans ins Rampenlicht zu rücken.

Die Idee zu der Ausstellung ensprang einem Workshop, der 2010 vom Football Supporter Europe (FSE), einem Netzwerk von Fußballfans in Europa, organisiert wurde. Die weiblichen und männlichen Mitglieder waren sich einig, dass ein Bedürfnis besteht, Frauen im Fußball auch abseits der Seitenlinie in den Vordergrund zu bringen. Ab 2016 reisten die Projektleiter durch Europa und nach Israel, um weiblichen Fans zu interviewen. Eröffnet wurde schließlich im September 2018 in Hamburg. Seitdem wandert die Ausstellung durch ganz Deutschland und die Schweiz. Bis zum 3. April macht sie in Freiburg Station.

In einem V.I.P-Bereich des Schwarzwaldstadions erfahren Besucher der Ausstellung, wann die ersten weiblichen Frauenmannschaften gegründet wurden, welche Rolle weibliche Fans in die Fußballgeschichte gespielt haben und wie sie in den Medien oft dargestellt werden. „Da kommt man am Thema Sexismus nicht vorbei“ bedauert Breit. Eine Anekdote hebt sie besonders hervor: 2011 musste der türkische Verein Fenerbahçe SK wegen wiederholten Ausschreitungen ein Fußballspiel ausschließlich vor Frauen und Kinder austragen, die dazu kostenlosen Zutritt erhielten. Eine sehr ambivalente Maßnahme: Einerseits sei es Frauen ermöglicht worden, Fußball zu entdecken, andererseits seien sie nicht als „normale“ Fans eingeladen, sondern nur um die Atmosphäre friedlicher zu machen, so Breit.

Bunt und respektvoll: Vereinssticker kann man an eine Wand kleben.

Nach dieser Einleitung erfahren Besucher von den interviewten, weiblichen Fans aus ganz Europa: Unterteilt sind sie in „Frauen wie du und ich“, „weibliche Ultras“ oder „Ikonen der weiblichen Fankultur“. Auf  beistehenden Panels wird jede Dame anhand eines Bildes, einem Zitat und eines kurzen Textes vorgestellt. Mit Handy müssen Besucher dazu nur einen QR-Code scannen, schon sehen sie ein Video über die Fußballbegeisterten. „Es sieht nicht sehr kommunikativ aus, aber es passiert total viel“ versichert Breit. Unter den porträtierten Frauen findet sich auch eine sehbehinderte Anthropologin aus Polen, eine 79-jährige Arsenal-Anhängerin und die Gründerin der ersten Frauenfangruppe in der Türkei. Die Frauen haben laut Breit Vorbild-Charakter: „Durch die Ausstellung kann man viele Ideen kriegen, die man für sein Verein dann umsetzten kann“, sagt sie.

Fahnen von Frauenfangruppen und Vereinssticker schmücken die Ausstellung. Dazu gibt es ein Bullshit-Bingo mit Sprüchen, die sich weibliche Fans ständig anhören müssten – etwa: „Du bist nur hier, um einen Freund zu finden.“

Im nächsten Raum werden Freiburger Fans in Vordergrund gestellt. „Wir haben dazu ein Fragebogen durch Freiburg geschickt und mehr als 60 Antwort von weiblichen Fans erhalten“, sagt Breit. „Mit hat es berührt, zu lesen, was es für Frauen bedeutet, Fan des SC zu sein.“ Auch die Geschichte des Frauenfußballs im SC Freiburg wird auf einem Panel sowie Fotos erzählt. „Viele Leute wissen nicht, dass Frauenfußball in Deutschland eine lange Zeit verboten war“, sagt Breit. „Die Frauenfußball-Abteilung des SC Freiburg gibt es in ihrer heutigen Form erst seit 1991!“

Breit ist selber in der Fanszene aktiv seit sie 17 oder 18 ist. Den SC Freiburg hat sie für sich aber schon mit fünf Jahren entdeckt, als ihr Vater sie ins Schwarzwaldstadion mitnahm. „Ich habe die Hälfte der Zeit geschlafen, aber ich fand es trotzdem total cool“ erzählt sie. Mit zehn durfte sie allein auf dem Stehplatz im Kinderblock auf die Nordtribüne. Seit dem Neuaufbau der Tribüne hat sie dort einen Stammplatz. Sie ist dort nicht die Einzige: „Ich erkenne immer mehr Frauen im Stadion.“ Das sei auch das Ziel der Austellung. „Es geht um alle Fans – nicht nur die Männer von den drei ersten Reihen.“

Info

Wanderausstellung „fan.tastic females – football her.story“

25. März bis 03. April, außerhalb des Wochenendes täglich von 15 Uhr bis 20 Uhr geöffnet

vitra.lounge, Schwarzwaldstadion

Entritt gegen Spende

www.fan-tastic-females.org

Fotos: © Lucile Gagnière