Ort der Begegnung: Europäisches Forum am Rhein STADTGEPLAUDER | 01.10.2019 | Stella Schewe

Visualisierung des Gebäudes

Noch wird auf Hochtouren gearbeitet, doch die Fertigstellung steht unmittelbar bevor: Direkt an der Pierre-Pflimlin-Brücke, die von Neuried in der Ortenau hinüber nach Frankreich führt, entsteht das Europäische Forum am Rhein.

Es klopft und hämmert überall. Rund 100 Mitarbeiter waren in den vergangenen Wochen gleichzeitig auf der Baustelle direkt am Altrhein beschäftigt. Was sie geschaffen haben, wird in den kommenden Wochen Stück für Stück eröffnet. Auftakt war am 28. September mit einer Aufführung der „Rheinsymphonie“ im deutsch-französischen Theater Eurodistrict BAden ALsace, das mit einer Kulturwoche in die neue Saison startet. „Hier soll ein touristisches Highlight entstehen“, sagt Architekt und Bauherr Jürgen Grossmann, der dafür mehr als zehn Millionen Euro investiert hat. „Wie der Mummelsee oder die Vogtsbauernhöfe.“

Einziehen werden in das Gebäude Institutionen, die allesamt mit Europa zu tun haben: neben dem Theater BAAL novo unter anderem die Kulturstiftung Oberrhein sowie die Europaabgeordneten Anne Sander und Andreas Schwab, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Kurz gesagt: Europa kompakt auf 5230 Quadratmetern. „Ein Leuchtturmprojekt für die Ortenau“, wie Landrat Frank Scherer sagte.

Der Rundgang beginnt im Erdgeschoss. Hier eröffnet am 18. Oktober die Bäckerei Armbruster ein Café mit großer Terrasse und einem „Regiolädele“, das heimische Produkte verkauft. Bei der Anlaufstelle für Touristen gibt es Tipps zu Ausflugszielen und Veranstaltungen in der REGIO, und eine permanente Ausstellung zum Integrierten Rheinprogramm informiert über Hochwasserschutz.

Apropos Wasser: Der feuchte Untergrund zwischen Yachthafen und Landesstraße L 98 hat dem Forum während der Bauzeit einige Probleme bereitet: Denn der Boden erwies sich als weniger tragfähig als gedacht, weswegen 600 „Rüttelstopfsäulen“ im Untergrund verankert wurden, „um den Boden zu verdichten und das Forum zu tragen“, wie Grossmann beim Baustellenrundgang erzählt: „Das hat uns locker zwei Monate gekostet.“

Ähnliches gilt für das Amphitheater im zweiten Obergeschoss. Hier hat das bislang in Offenburg ansässige Theater BAAL novo seine neue Spielstätte gefunden. „Dieser Raum hat mich am meisten Nerven gekostet“, erinnert sich der Architekt. Für die Decke mit ihrer Spannweite von 15 Metern waren ursprünglich Träger aus Finnland angedacht, zu guter Letzt habe man die Träger schließlich selbst angefertigt. „Das war am Rohbau der schwierigste Part, auch da haben wir bestimmt zwei Monate verloren – doch dafür ist es jetzt umso schöner“, freut sich Grossmann. Auf der- selben Etage findet sich ein großes Foyer mit Terrasse – der Blick über den Rhein ins Elsass und Richtung Schwarzwald ist fantastisch, Europa ist zum Greifen nahe.

Drohnenbild der Baustelle

Bauherr Jürgen Grossmann (r.) freut sich über die Fertigstellung. Das Foto unten zeigt die Baustelle und die einmalige Lage am Yachthafen von Altenheim.

Mit dem Bauherrn freut sich Guido Schumacher, der Geschäftsführer des binationalen Theaters. Er zeigt auf Decke und Wände, allesamt in Schwarz gehalten. „Beim Theater brauchen wir es ja düster, damit wir dann mit Licht zaubern können.“ Das werden sie: Für den Herbst und Winter haben er und seine Crew ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: mit Stücken für Kinder wie Erwachsene, Konzerten, Lesungen und politischen Debatten. „Das wird ein Ort der Begegnung“, sagt er und betont, das Theater werde auch künftig seiner Verpflichtung nachkommen, die Kultur im ländlichen Raum zu fördern.

Zwischen diesen beiden Etagen zieht im ersten Obergeschoss das japanische Restaurant „MIKO“ ein. Außerdem finden sich dort auf 680 Quadratmetern Büroarbeitsplätze für Mitarbeiter aus Deutschland wie Frankreich, darunter auch das Kehler Architekturbüro Grossmann Group.

Seit 20. September ist das Forum per Bus zu erreichen, am 11. Oktober folgt dann auf die Theaterwoche gleich ein weiteres Highlight: die Verleihung des Badischen Architekturpreises – über den nicht nur Fachleute, sondern per Online-Votum auch „die Stimme des Volkes“ mitentscheidet.

Visualisierung und Foto: © Grossmann Visuals