Salzberge über dem Grundwassersee: Eine Anzeige und ihre Geschichte STADTGEPLAUDER | 24.09.2020 | Erika Weisser

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Mit den fett gedruckten einleitenden Worten: „Es ärgert mich saumäßig …“ machte unlängst eine Kleinanzeige in der Badischen Zeitung auf sich aufmerksam. Sie stammt von Axel Mayer, dem Alt-Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein, der sich in Sachen Umweltschutz auch als Rentner keineswegs im Ruhestand befindet.

Der Grund für seinen Ärger: Der Salzgehalt des Wassers in den drei Tiefbrunnen der Stadt Breisach war so enorm, dass eine Sanierung notwendig wurde. Durch Beimischung mit unbelastetem Wasser ist diese inzwischen erfolgt; seit Februar haben rund 21.000 Breisacher besseres Trinkwasser. Allerdings musste hierfür eine Transportleitung zum Hochbehälter im Freiburger Stadtteil Opfingen verlegt werden, der zum Wasserwerk der Badenova AG in Hausen an der Möhlin gehört. Und die dafür investierten knapp sieben Millionen Euro gingen zulasten des Breisacher Rathauses – und damit der Gebührenzahler – sowie des Landes – und damit der Steuerzahler. Eine Zumutung, die mit Mayers Gerechtigkeitsempfinden unvereinbar ist.

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Nach seiner Auffassung hätte das Verursacherprinzip greifen müssen: Nicht die betroffenen Menschen hätten für die kostspielige Sanierung bezahlen müssen, sondern derjenige, der für die Versalzung verantwortlich ist. Und das ist nach Mayers Überzeugung das halbstaatliche französische Unternehmen „Mines de Potasse d’Alsace“. Denn die Belastung der Breisacher Brunnen sei auf den von dieser Firma etwa 100 Jahre lang betriebenen und erst zu Beginn der 2000er-Jahre eingestellten Kali-Bergbau in der Umgebung von Mulhouse zurückzuführen.

Flüssige Steinsalz-Reste aus den dortigen Abraumhalden seien in Zwischenlagerbecken auf der Fessenheimer Rheininsel aufgefangen worden, da diese jedoch undicht waren, sei insgesamt etwa eine Million Tonnen Salz in den „größten Grundwassersee Europas“ im Ober­rheingraben gelangt. 50 Gramm Salz finden sich zwischen Fessenheim und Bremgarten in einem einzigen Liter Grundwasser. Und die „verdünnte Spitze dieser Salzfahne“ sei von dort aus ins Breisacher Grundwasser geströmt. In einer Konzentration, die zur Korrosion der Breisacher Leitungen führte und nun die kostspielige Sanierung erforderlich machte.

„Jeder kleine Umweltsünder muss, wenn er erwischt wird, für die Beseitigung der von ihm verursachten Schäden zahlen“ – zu Recht, betont Axel Mayer. Doch das sollte auch für die „Großen“ gelten: Das Umweltrecht soll schließlich kein Spinnennetz sein, das die Kleinen festhält – während „die Großen es einfach zerreißen“. Für ihn ist nicht nachvollziehbar, dass Landratsamt und Regierungspräsidium nie versucht haben, das Unternehmen zur Kasse bitten. 

Foto: © Axel Mayer