„Kein Anlass für Triumph“ STADTGEPLAUDER | 14.09.2020 | Erika Weisser

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Nach 43 Jahren Betriebszeit ist das älteste AKW Frankreichs in Fessenheim nun vom Netz. Axel Mayer, Alt-Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein und langjähriger AKW-Gegner, sprach darüber mit REGIO-Redakteurin Erika Weisser.

Lust auf REGIO: Was waren Ihre ersten Gedanken zur Stillegung?

Axel Mayer: Es war einfach eine große Erleichterung. Die über fünf Jahrzehnte währende Zusammenarbeit unzähliger badisch-elsässisch-Schweizer Aktiven und Initiativen in einem sehr rationalen, konstruktiven und gewaltfreien Widerstand führte endlich zum Erfolg. Zu einem wichtigen regionalen Teilerfolg im Engagement gegen die globalen Natur Zerstörungsprozesse. Dafür bin ich insbesondere dem Trinationalen Atomschutzverband (TRAS) sehr dankbar.

Lust auf REGIO: Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen?

A. Mayer: Die Abschaltung des maroden AKW ist Grund zur grenzüberschreitenden Freude, aber kein Anlass für Triumph. Denn der Kampf um die Stilllegung war kein Selbstzweck, sondern berechtigte Gefahrenabwehr: In den beiden immer wieder von Störfällen und Schlampereien heimgesuchten Reaktoren entstand jährlich die kurz- und langlebige Radioaktivität von etwa 1800 Hiroshima-Bomben. Das unter dem Rheinpegel liegende, überflutungsgefährdete AKW liegt schlecht gesichert in einem Erdbebengebiet, mitten in einer dicht besiedelten Region Zentraleuropas. Ein schwerer Unfall hätte für mehr als eine Million Menschen auf beiden Rheinseiten eine Katastrophe bedeutet.

Lust auf REGIO: Ist diese Gefahr denn nun gebannt?

A. Mayer: Zwar besteht jetzt keine unmittelbare Super-GAU-Gefahr mehr. Doch extrem schwere Unfälle sind immer noch möglich. Denn in den sehr schlecht gesicherten Zwischenlagerbecken liegen hochradioaktive Brennelemente, die erst in drei, vier Jahren so abgekühlt sind, dass die Becken entleert werden können. Außerdem ist ja auch noch der in Fessenheim entstandene Atommüll vorhanden. Der gefährdet das Leben zukünftiger Generationen und muss für eine Million Jahre sicher gelagert werden. Doch ein Endlager gibt es nicht. Es bleibt also noch viel zu tun.

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