Dämpfer und Durchstarter: Wie der Freiburger Kreativpark durch die Krise kommt STADTGEPLAUDER | 23.05.2021 | Till Neumann

Konrad Pfitzer Koordinator: Konrad Pfitzer

Seit drei Jahren gibt es den Kreativpark in der Lokhalle. Wie hart trifft ihn die Krise? Konrad Pfitzer (42) ist Teil der Geschäftsführung des Grünhofs, die den Park betreibt. Er erzählt im Interview mit Redakteur Till Neumann von Durchstartern, einem Dämpfer und dem einzigen Ort, wo es mal Ärger gibt.

chilli: Herr Pfitzer, den Kreativpark gibt’s seit drei Jahren. Wie steht der Co-working-Space da?  

Pfitzer: Das Konzept Kreativpark, wie wir es uns gedacht hatten, funktioniert. Er ist quirlig, innovativ, kreativ. Wir erleben hier täglich eine wachsende Community aus Kreativen, etablierten Unternehmen, der Start-up- und Nachhaltigkeitsszene. 

chilli: Auch finanziell ist das ein Großprojekt. Ist das Ganze kostendeckend? 

Pfitzer: Wir sind 2018 mit dem Kreativpark finanziell erheblich ins Risiko gegangen. Es war nicht klar, ob die Lokhalle und unser Konzept in dieser Größenordnung in Freiburg funktionieren. Um den Kreativpark nachhaltig betreiben zu können, müssen wir damit Geld verdienen. Und das tun wir. Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) arbeitet sehr eng mit uns zusammen und unterstützt uns mit einem Zuschuss für Start-up-Förderung und Community Management. 

chilli: Wer tummelt sich alles im Park?

Pfitzer: Der Grünhof hat heute über 300 Mitglieder. Die Fixdesks, dauerhafte Arbeitsplätze, und Teamspaces sind seit Beginn ausgebucht. Wachstum haben wir bei den Flexdesks, den Teilzeitarbeitsplätzen. Durch eine Vielzahl an Veranstaltungen haben wir auch eine wachsende Zahl externer Gäste. Mit über 100 Unternehmen vor Ort ist die Lokhalle der Freiburger Kristallisationsort für die Kreativ- und Start-up-Szene geworden! 

chilli: Und er wächst: Am 1. Juni eröffnen Sie einen Pop-up-Coworking-Space am Rotteckring. Was ist da geplant? 

Pfitzer: Im Pop-up am Rotteck fahren wir ein neues Konzept, das „Cluboffice“ heißt. Cluboffice ist ein Hybrid von Flexdesks und Teambüros. Mehrere, ganz unterschiedliche Teams teilen sich einen geschlossenen Shared Space, der viele sehr unterschiedliche Formen zu arbeiten ermöglicht – ohne feste Zuteilung. Der Space ist mittlerweile ausgebucht.

chilli: Start-ups sind immer auch Risiko. Wie viele Ideen im Park sind gefloppt? 

Pfitzer: Es liegt in der Natur der Sache, dass Start-ups und junge Unternehmen auch floppen. Wir führen darüber nicht Buch. Von den Start-ups, die wir in unseren Programmen betreuen, verschwinden immer wieder welche von der Bildfläche. Manche haben auch jetzt in der Pandemie arg zu kämpfen. Ein Aus kann an Defiziten im Team liegen, an Problemen bei der Finanzierung oder eben an unerwarteten Ereignissen wie der Pandemie. Ein gutes Produkt ist auf jeden Fall nur die halbe Miete. 

chilli: Was sind die bisher erfolgreichsten Ideen?

Pfitzer: Durchstarter sind Start-ups wie WeTell (nachhaltiger Mobilfunk) aus der Lokhalle, aber auch Smart-Green-Teams aus Freiburg wie das von uns unterstütze Space-Start-up ConstellR. Der Designer Elmar von „Done By People“ hat in den letzten Jahren einige große Design Awards abgeräumt.

chilli: Wie sehr schlägt die Pandemie ein für Sie und Ihre Mieter·innen? 

Pfitzer: Die Pandemie hat unser Veranstaltungsgeschäft seit über einem Jahr fast auf null gedrückt. Wir sind unglaublich dankbar, dass unsere Coworking-Mitglieder an unserer Seite stehen und wir uns gegenseitig durch die Pandemie begleiten. Das hat uns vor existenzbedrohenden Verlusten gerettet. Viele Teams aus der Kreativwirtschaft spüren die Zurückhaltung aus der Wirtschaft, Marketingausgaben zu tätigen. Die Pandemie ist ein Dämpfer für die gesamte Community, ganz klar.  

chilli: So viele Kreative auf einem Haufen – bei was gibt’s da auch mal dicke Luft im Park? 

Pfitzer: Eigentlich geht es bei uns recht friedlich zu. Ärger gibt es höchstens mal, wenn die Küche nicht sauber gehalten wird. Probleme wie in jeder anderen guten WG halt auch.  

chilli: Wo müssen Sie nachbessern? 

Pfitzer: Die Büros in der Lokhalle sind beheizt, die Halle selbst nicht. Das war eine der Unbekannten, mit der wir ins Rennen gegangen sind. Wir haben kreative Lösungen gefunden und arbeiten weiter daran, die Lokhalle auch im Winter zu einem noch gemütlichen Ort zu machen. 

chilli: Um die Location weht ein Hauch Silicon Valley. Gefällt Ihnen der Vergleich?   

Pfitzer: Wir teilen den Glauben an Innovation, Technologie und Fortschritt. Für uns ist jedoch im Gegensatz zum Silicon Valley nicht nur digitaler Fortschritt wertvoll, sondern auch gesellschaftlicher und sozialer Wandel ein echtes Anliegen. 

Foto: © Kreativpark Freiburg