„Wie kleine Pacmans“: Freiburger entwickelt einzigartigen Hygienehandschuh STADTGEPLAUDER | 29.07.2021 | Till Neumann

Avotac Handschuh von Start Up in Freiburg

Wie bekommt man eine Klotür auf, ohne sie anzufassen? Manche tun’s mit dem Ellenbogen, andere mit einem Papiertuch oder mit dem Fuß. Peter Bürkle will dem ein Ende bereiten: Er hat den Avotac-Handschuh entwickelt. Die ersten Exemplare hat der 41-Jährige verkauft. Jetzt möchte der Freiburger einen großen Partner an Land ziehen.

Der schwarze Baumwollhandschuh hat zwei Stärken: Er kann kontaktlos an- und ausgezogen werden. Seine Oberfläche reinigt sich innerhalb von zwei bis fünf Minuten von selbst. Was nach einer Corona-Idee klingt, ist aber keine: „Ich hatte die Idee schon Ende 2019“, sagt Peter Bürkle.

Der Freiburger arbeitet als Unternehmenscoach und ist viel mit dem Zug unterwegs. „Der Gang zur Bahntoilette war jedes Mal ein Graus“, erzählt Bürkle. Wie viele andere versuchte er, den Türgriff nicht anzufassen. Das gelang, war aber so umständlich, dass er sich sagte: Es muss doch eine Lösung geben.

Mit seiner Frau Franziska Bürkle tüftelte er monatelang zu Hause am Prototyp. Sie zerschnitten Handschuhe und Kosmetiktaschen – und nähten sie wieder zusammen. Als der Prototyp fertig war, schrieb Bürkle 15 Textilunternehmen an, mit der Frage, ob sie den Handschuh herstellen möchten. Zwei sagten ab, der Rest meldete sich gar nicht. Der Frust war groß.

Oberfläche blockt Viren und Bakterien

Über eine Start-up-Beratung landete Bürkle dann doch einen Treffer: Die Firma Gebrüder Conzelmann in Albstadt sagte die Produktion zu. Zudem stieg der Schweizer Textilspezialist HeiQ ein – und verpasste den Handschuhen eine „Virobloq“-Oberfläche. Laut Hersteller wirkt sie zu 99,99 Prozent antiviral und antibakteriell. Die Handschuhe reinigen sich daher innerhalb weniger Minuten selbst. „Das ist wie kleine Pacmans, die da rumrennen und aufräumen“, sagt Bürkle.

Start-Up Erfinder Handschuhe

Ärgert sich über schmutzige Klotüren: Peter Bürkle mit seinem Avotac.

1800 Handschuhe hat er bisher produzieren lassen. Rund 150 sind verkauft. Als Kooperationspartner sind die Kur-Apotheke Kirchzarten und die Brunnen Apotheke in Freiburg dabei. Dort sind die schwarzen Handschuhe erhältlich – genau wie im Onlineshop auf www.avotac.de. Für 19,95 Euro verkauft sie Bürkle versandkostenfrei.

Das große Geschäft macht der Gründer noch nicht. Rund 20.000 Euro hat er in die Handschuhe investiert. Etwa 1000 müsste er verkaufen, um das wieder reinzuholen. Sein Ziel ist, einen großen Partner wie die Deutsche Bahn oder Hotels zu gewinnen. Gerade dort seien die Handschuhe dringend nötig.

Er selbst geht ohne die kleine Stofftasche, in die der Handschuh kommt, nicht mehr aus dem Haus. Beim Tanken, beim Einkaufen oder auf Toiletten ist der Helfer immer griffbereit. Das sei nicht nur gut für die Haut, sondern auch für die Umwelt. Einmalhandschuhe gebe es schon zu viele.

Die Patentanmeldung für Avotac läuft bereits. Das Patentamt hat Bürkle bestätigt, was er vermutete: Es gibt bereits selbstreinigende Handschuhe. Aber europaweit keinen zweiten, den man kontaktlos an- und ausziehen kann.

Fotos: © tln