Wie Killer helfen – Zellforscherin Maike Hofmann erhält wichtigen Preis Forschung | 06.05.2022 | Till Neumann

Wissenschaftlerin mit Testreagenzgläsern

Wie funktioniert unser Immunsystem? Das treibt seit der Corona-Pandemie viele um. Die Freiburger Immunologin Maike Hofmann erforscht das. Für ihre Arbeit hat die 39-Jährige gerade den Heinz Maier-Leibnitz-Preis erhalten. Ihr Fokus liegt auf Killerzellen.

Der Preis gilt als wichtigste Auszeichnung für junge Forschende in Deutschland. Dementsprechend baff war Maike Hofmann, als ein Anruf der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG kam. „Sitzen Sie?“, hieß es am Telefon. „Ich war überrascht“, erzählt Hofmann, die viele Glückwünsche erhalten hat.

Zehnmal wurde der Heinz Maier-Leibnitz-Preis in diesem Jahr vergeben. Jede Auszeichnung ist mit 20.000 Euro Preisgeld verbunden. Hofmann sieht das auch als Belohnung für ihr Team. Sie arbeitet an der Medizinischen Fakultät der Uni Freiburg und am Uniklinikum. Dort durchleuchtet sie das menschliche Immunsystem. Ihr Habilitationsprojekt widmet sich der Frage, wie sogenannte Killerzellen eine Virushepatitis kontrollieren.

„Unglaublicher Mehrgewinn“

Maike Hofmann

Preisgekrönt: Die Freiburger Forscherin Maike Hofmann

„Killerzellen gehören zur Exekutive der Immunabwehr, sie können zum Beispiel Krebszellen spezifisch eliminieren“, erklärt die Forscherin. Im Labor stellt sie das mit ihrem 15-köpfigen Team nach. Dafür bekommt sie auch Patientenproben aus der Klinik für Innere Medizin II. Ärzte und Naturwissenschaftler arbeiten Hand in Hand. Bis zu 45 Personen agierten so als eine Gruppe. Als etwas Besonderes und „unglaublichen Mehrgewinn“ schätzt sie die Forschungsarbeit mit so vielen Perspektiven. 

Ziel ist, herauszufinden, welche Eigenschaften Killerzellen haben. „Es gibt zahlreiche Moleküle, die verraten uns viel darüber“, so Hofmann. Gerade für die Ausheilung einer Virushepatitis brauche es sehr gute Killerzellen. Die Immunologin möchte verstehen, warum sie gerade bei der Krankheit oft so geschwächt sind.

Lob als „schnell und zielstrebig“

Auch die Reaktion des Immunsystems bei Krebs, Covid-Erkrankungen und nach Impfungen sind Teil ihrer Forschung. Als die Pandemie aufflammte, nahm sie Corona unter die Lupe: Sie untersuchte, wie das Immunsystem nach einer Impfung mit einem mRNA-Vakzin reagiert. Das Ergebnis: „Die Killerzellen werden schnell aktiviert und bleiben lang bestehen.“ Die Erkenntnisse ihrer Covid-Arbeiten sind in den Fachzeitschriften Nature und Nature Medicine veröffentlicht worden.

Von der preisverleihenden DFG wird die Freiburgerin als „schnell und zielstrebig“ gelobt. Das führt Hofmann auch auf den Spagat zwischen Familie und Arbeit zurück. Mit zwei Kindern und einem Job gehe es kaum ohne Effizienz. In der Pandemie arbeitete das Team unter Hochdruck. Mit einer 40-Stunden-Woche kommt sie oft nicht hin.

„Je weiter man geht, desto weniger Frauen sind es“

Die Rolle der Frauen in der Forschung sieht sie auf gutem Wege: „Es wird mehr darauf geachtet in den vergangenen Jahren.“ Sie stellt dennoch fest: „Je weiter man geht, desto weniger Frauen sind es.“ Gerade im Bereich Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünscht sie sich Verbesserungen.

Mit ihrem Habilitationsprojekt ist sie auf der Zielgeraden. Danach möchte die preisgekrönte Forscherin weiter das Immunsystem erforschen. Ob ihr Weg von Freiburg wegführt, ist offen. Mit einer so wichtigen Auszeichnung dürfte es wohl nicht nur eine Karriereoption geben.

Fotos: © freepik.com, Klaus Polkowski

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