Chuck Ragan im Jazzhaus: Amerika in Freiburg 4Event | 09.05.2022 | Pascal Lienhard

Chuck Ragan Konzert

Eine Stimmgewalt, die im Ohr bleibt – Chuck Ragan ist nicht gerade für einen dezenten Gesangstil bekannt. Im Jazzhaus hat der US-Amerikaner mit seiner dreiköpfigen Band aufgespielt. Überzeugt hätte er auch im Alleingang.

Im Mainstream kaum bekannt, hat Ragan in Kennerkreisen fast schon Legendenstatus. Bekannt wurde er mit der 1993 gegründeten Punkrock-Band Hot Water Music und Knallern wie „Trusty Chords“. Seit rund 15 Jahren greift der heute 47-jährige in regelmäßigen Abständen zur Akustikgitarre und frönt einem ganz eigenen Stil zwischen Folk und Americana mit ordentlicher Punkrock-Schlagseite.

Heraus kommt ein sehr amerikanischer Musikstil. Dass dieser auch in Freiburg zieht, zeigt ein Blick ins gut gefüllte Jazzhaus. Zum Einstieg gibt’s ein souveränes Set von Kollege Jesse Ahern, kurze Zeit später stehen Chuck Ragan und seine dreiköpfige Begleitband, The Camaraderie, auf der Bühne. Mit Akustikgitarre, Bass, Drums und Pedal Steel Guitar zündet das Quartett das erste Feuer. „Something may catch Fire“ – der herrlich beschwingte Opener zeigt, wohin die Reise geht.

Das letzte Studioalbum von Ragan ist schon ganze sechs Jahre alt. Auf die Ohren gibt’s im Jazzhaus ein buntes Set. Ragan meint es sichtlich ernst, wenn er seine Freude bekundet, wieder auf der Bühne stehen zu können: Der Musiker hat ordentlich Bock und versorgt seine Fans mit Favourites wie „Meet me in the Middle“ oder „The Boat“.

So gut die Solo-Songs sind – ohne Stücke von Hot Water Music würde das Publikum Ragan nicht ziehen lassen. „State of Grace“ und vor allem „Drag my Body“ werden dann auch zu Höhepunkten des Abends. Gerade letzterer Song – im Original eine treibende Rocknummer – wird zum Gänsehautmoment. Musikalisch wird der Track im Jazzhaus stark zurückgenommen gespielt. Mit seiner Stimme, die an Größen wie Bruce Springsteen und vor allem Eddie Vedder von Pearl Jam erinnert, singt und brüllt Ragan die Lyrics raus. Mehr Emotion geht nicht.

The Camaraderie sind eine super Backing-Band. Dennoch würden eigentlich Ragan und seine Gitarre ausreichen, um das gesamte Jazzhaus zu packen. Das spricht für seine musikalische Klasse.

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