Freiburg ist nicht Kopenhagen: Interview mit Innenstadt­koordinator Thorsten Schäfers STADTGEPLAUDER | 23.08.2022 | Pascal Lienhard

Thorsten Schäfers

Seit vergangenem Jahr hat Freiburg mit Thorsten Schäfers einen Innenstadtkoordinator. Als Anspr­ech­partner für Händler, Gastronomen und Kulturtreibende soll er dazu beitragen, dass die Innenstadt attraktiv bleibt. Im Interview spricht er über den Zustand der Innenstadt und was er mit einem größeren Budget machen würde.

b&w: Wie geht es dem Patienten Freiburger Innenstadt?

Schäfers: Es geht ihm den Umständen entsprechend verhältnismäßig gut, gerade im Vergleich zu anderen Städten. Wenn wir uns Statistiken der vergangenen vier Jahre anschauen, sehen wir jedoch, dass die Besucherzahl in der Innenstadt zurückgegangen ist. Auch wenn wir die Ergebnisse vergangener Jahre nicht mehr erreichen werden, müssen wir uns der Aufgabe stellen, die Innenstadt weiter zu attraktivieren.

b&w: Mit welcher Medizin halten Sie den Patienten fit?

Schäfers: Zum einen mit lebenserhaltenden Sofortmaßnahmen im Sinne kurzfristiger Lösungen. Mit den Fashion Days etwa wollen wir den Textileinzelhandel unterstützen, dem es besonders schlecht geht. Der Sektor ist in der Innenstadt stark vertreten, 52 Prozent der dortigen Handelsfläche gehören dazu – und da sind Schuhläden nicht mitgerechnet. Wir müssen aber auch bedenken, dass der Tag 24 Stunden hat. Als reine Einkaufsstraße ist die Kaiser-Joseph-Straße nachts und sonntags wenig belebt. Insgesamt sind sowohl Akteure vor Ort als auch die Verwaltung gefordert, gemeinsam über Lösungen nachzudenken. Natürlich sind Best Practices aus anderen Städten wichtig. Gleichzeitig hat jede Stadt eigene Spezifika. Daher kann man Freiburg nicht einfach mit Kopenhagen vergleichen.

b&w: Wenn Sie einen Etat von zehn Millionen Euro zur Verfügung hätten – was würden Sie damit tun?

Schäfers: Ich würde mir Plätze wie den Karlsplatz vornehmen und mit neuen Ideen bespielen. Aber die Attraktivierung der Innenstadt ist nicht nur eine Frage von Geld. Es braucht ein Umdenken auf allen Seiten und eine neue Kultur des Möglichmachens.

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