Rasante Eleganz: Wie Freiburgs Speedskater den Landestitel geholt haben STADTGEPLAUDER | 23.11.2022 | Till Neumann

Trainieren am SC-Stadion: Die Speedskater mit Martin Schaller (dritter von links)

Den Parkplatz des neuen SC-Stadions haben nicht nur die Querdenker als Treffpunkt ausgemacht. Auch das Freiburger Speedskating-Team nutzt die langen Asphalt-Bahnen. Gerade haben die Freiburger erstmals den Landestitel geholt. Grund dafür ist auch ein junger Trainer, den es durch Zufall hierher verschlagen hat.

Bis zu 50 Stundenkilometer kriegen die Speedskater drauf, wenn sie Platz haben. Wie sie Tempo aufnehmen, war zuletzt am Stadionparkplatz im Mooswald zu sehen. Den Ort haben sie als Trainingsfläche ausgemacht. Viel freie Fläche und glatter Boden sorgen für gute Bedingungen.

In rot-orangenen Trikots flitzen die Sportler·innen an diesem Dienstagabend über die langen Geraden. Mit dabei ist Trainer Sascha Kessler. Mit erst 22 Jahren einer der Jüngsten. Doch in Sachen Wettkämpfen hat der Student die meiste Erfahrung: Schon mit elf Jahren lernte er im Saarland das Speedskaten. Er nahm an Wettkämpfen teil und trainierte sogar mit der Nationalmannschaft.

„Ich war direkt gehookt“, erzählt Kessler von seinen ersten Schritten. Ein Cousin hatte ihn damals mit ins Training genommen. Obwohl er das Inlinerfahren hasste. „Man hat nirgendwo mehr Gefühl für Geschwindigkeit“, sagt Kessler. Laufen sei ihm zu langsam, beim Radfahren stört der Sattel.

Zeigt den anderen seine Technik: Der 22 Jahre alte Trainer Sascha Kessler

Im Herbst 2021 verschlug es Kessler nach Freiburg. Seine Freundin hatte ihn überzeugt, hier mit ihr zu studieren. Durch Zufall entdeckte er das Team und fragte an. Mittlerweile ist er als Coach nicht mehr wegzudenken, seine Kollegen loben ihn als äußerst engagiert.

Sportlich: Mit bis zu 50 Sachen geht es über den Asphalt in Freiburg

„Sascha investiert unheimlich viel Zeit“, berichtet Martin Schaller. Er sei der Dosenöffner zum bisher größten Erfolg des Teams gewesen: Im Sommer holte das „Speedteam Freiburg“ den Baden-Württemberg-Titel. Entscheidend dabei war aber auch Schaller selbst, der im vergangenen Jahr seinen Job auf 50 Prozent reduziert hat, um mehr Zeit für Skaten zu haben: „Ich wollte es wissen: Wie schnell kann ich mit knapp 40 noch werden?“, sagt der 39 Jahre alte Software-Experte.

Ziemlich schnell. Er landete im finalen Ranking als Dritter einen Platz vor seinem Trainer Kessler. Der sei ihm technisch überlegen, aber nicht in Sachen Power. Und die zählte beim Rennen auf den Schauinsland. „Da braucht es pure Kraft und eigentlich keine Technik“, sagt der gebürtige Spanier.

Dass sein Team die Krone holte, hat ihn beflügelt. „Das ist ein Traum, von dem ich vor fünf Jahren noch nicht wusste, dass ich ihn habe“, schwärmt Schaller. In Sachen Ehrgeiz habe er es aber übertrieben und sich vor den Wettkämpfen zu sehr gestresst. Jetzt möchte er nur noch Skaten für den Spaß. Die Faszination für ihn beim Speedskaten? „Eine gewisse Eleganz.“ Mit der peilt Kessler die Mission Titelverteidigung an. Im Mai startet die neue Saison. Mit der Jugendmannschaft könnte es 2023 zur Süddeutschen Meisterschaft gehen.

Mit einem Schnitt von rund 35 Stundenkilometern fahren die Skater ihre Rennen. Riskant sei der Sport dennoch kaum. Das ist „überraschend ungefährlich“, erklärt Sascha Kessler. Er hat sich zwar einmal das Handgelenk gebrochen. Da sei aber vieles unglücklich zusammengekommen. In der Regel bleibt es bei Schürfwunden. Wer richtige Schoner trägt, könne auch das vermeiden. Speedskater Felix Rijhnen schafft es hier sogar auf 68 Stundenkilometer.

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Fotos: © Till Neuman