Heimspiel: »Einziger Ankerpunkt« STADTGEPLAUDER | 29.12.2022 | Erika Weisser

Isabel Schäfer vor einem Wheinachtsbaum

Das früher als Wirtshaus betriebene Dreikönigshaus an der Schwarzwaldstraße ist noch immer ein Gasthaus: Seit fast 25 Jahren ist hier der Freiburger Essenstreff untergebracht; wo Menschen mit wenig Geld an Wochentagen ein günstiges warmes Essen bekommen. Und einen Ort der Einkehr finden, an dem sie sich wohlfühlen. Das jedenfalls ist das Anliegen von Isabel Schäfer, die diese Institution seit vergangenem Juni leitet.

„Es ist für mich das größte Lob, wenn die Gäste sagen, dass sie gerne hier sind, dass sie nicht nur die warme Mahlzeit schätzen, die uns derzeit vom DRK in March geliefert wird. Man merkt, dass es ihnen auch von der Atmosphäre her bei uns gefällt. Und das liegt nicht allein an den weihnachtlichen Dekorationen auf den Tischen und an den Fenstern oder an dem geschmückten Christbaum in der hellen, aufgeräumten Gaststube. Ich bin sicher, dass unsere Besucher merken, dass bei uns im Team eine positive Stimmung herrscht, dass wir freundlich und respektvoll miteinander umgehen.

Nach meiner Überzeugung ist dieser respektvolle Umgang untereinander die Voraussetzung dafür, die Menschen, die zu uns kommen, ebenso wertschätzend und ohne Vorbehalte anzunehmen. Alle, egal ob sie auf der Straße leben, ob sie einsam oder in die Altersarmut gerutscht sind, haben ihre eigene Geschichte. Sie haben es in ihrem Alltag schwer genug, und für manche von ihnen sind wir vielleicht der einzige Ankerpunkt in ihrem Tagesablauf. Da wollen wir ihnen einen Ort bieten, an dem sie sich wenigstens eine Stunde am Tag als Mensch wahrgenommen und willkommen fühlen. Es tut uns doch nicht weh, nett zu den Menschen zu sein. Und so wie man auf andere zugeht, so bekommt man es zurück.

Das zu vermitteln ist für mich ganz wichtig. Denn hier sollen nicht nur die organisatorischen Abläufe, also die Essenskontrolle und -ausgabe, die Zubereitung der Desserts, abräumen, spülen und alles andere, reibungslos funktionieren. Die Leute, die hier essen, sollen auch einen Treffpunkt haben, wo sie sich austauschen können. Oder auch einfach mal in Ruhe gelassen werden. Leider ist diese Ruhezeit beschränkt: Essenszeit ist von 11 bis 14 Uhr, wir haben etwa 40 Sitzplätze und täglich ungefähr 100 Gäste. Da müssen wir schon schauen, dass alle  gleichermaßen versorgt werden und die Leute manchmal bitten, den Platz freizumachen. Aber das klappt ganz gut. Wie gesagt, wenn man freundlich mit den Leuten spricht, gibt es auch freundliche Reaktionen.

In der Adventszeit hatten wir an manchen Tagen länger geöffnet, einmal gab es für alle ein Extra- Brötchen mit Steak  und am Nikolaustag Kaffee und Kuchen und ein Nikolaus-Tütchen mit Schokolade, das war alles gespendet. Am dritten Advent hatten wir nach dem üblichen Sonntagsfrühstück eine Feier mit der Horst-Zahner-Band und Besuch von der Stadt. Leider können wir dieses Jahr das früher übliche Dreikönigsessen nicht anbieten, dafür gibt es am ersten Weihnachtstag aber wenigstens ein festliches Sonntagsfrühstück. Da kriegen auch alle ein kleines Geschenk, mit Linzertörtchen, die ich selbst gebacken habe.“

Info
essenstreff-freiburg.de

Foto: © Erika Weisser