Seit 20 Jahren auf dem Mundenhof: der Tierpfleger Matthias Hiltmann STADTGEPLAUDER | 23.04.2023 | Erika Weisser

Matthias Hiltmann

Der Mundenhof ist 250 Jahre älter als Freiburg; Die erste urkundliche Erwähnung war 864. Tausend Jahre danach kam das riesige landwirtschaftliche Anwesen in den Besitz der Stadt, die auf einem Teil des Geländes ihre Rieselfelder anlegte. Seit 1968 gibt es das Tiergehege, das längst ein beliebtes Ausflugsziel ist – mit fast einer halben Million Besuchern im vergangenen Jahr. Tierpfleger Matthias Hiltmann (49) ist Gehegeleiter – und nach mehr als 20 Jahren immer noch von seiner Arbeit begeistert.

„Ich habe früher mal Jura studiert, dann aber gemerkt, dass das nichts für mich ist. Während eines Freiwilligen Ökologischen Jahres in einer Papageienauffangstation beschloss ich dann, doch lieber Tierpfleger zu werden. Diese Arbeit hat mir von Anfang an Spaß gemacht, man ist unter den Tieren irgendwie mitten im Leben. Wir lernen die Tiere ja schon an ihrem ersten Tag kennen, geben ihnen Namen, sehen sie aufwachsen, sorgen dafür, dass sie gut gedeihen können und werden ihnen vertraut. Manchmal kommen sie, ohne dass wir sie beim Namen rufen, an den Zaun ihres Geheges. Es ist immer wieder schön, zu erleben, dass sie uns erkennen und anerkennen.

Die Arbeit auf dem Mundenhof ist schon ein richtig toller Job. Zumal ich viel draußen sein kann, das liegt mir sowieso. Ich kam vor 21 Jahren hierher, kurz nach meiner Ausbildung. Später habe ich dann noch die Zootiermeisterprüfung gemacht. Als Tiergehegeleiter koordiniere ich die Arbeit der 13 anderen Tierpfleger, von denen fünf noch in Ausbildung sind.

Wir sind ja nicht nur für die Fütterung zuständig. Wir gestalten auch die Gehege so, dass sich die Tiere darin wohlfühlen. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, kranke Tiere wieder aufzupäppeln. Manchmal müssen wir auch hierarchische Streitereien schlichten und uns um die dabei eingeschüchterten oder verletzten Artgenossen kümmern. Inzwischen gibt es durch das veränderte Klima auch einen vermehrten Befall mit Parasiten, die Haut- und Fellprobleme verursachen. Auch hier müssen wir Hand anlegen.

Besonders gut gefällt es mir hier gerade jetzt, im Frühling, wenn die kleinen Tiere zur Welt kommen. Da müssen wir darauf achten, ob die Mütter genügend Milch haben, ob sie von ihren Eltern angenommen werden und auch darauf, dass sie von den Besuchern in Ruhe gelassen werden. Besonders empfindliche Tierbabys verlegen wir dann mit ihren Müttern in die Krankenstation. Dort können sie sich aneinander gewöhnen und sind vor den Menschen geschützt, die so ein niedliches Zicklein oder Lämmchen gerne auf den Arm nehmen würden. Das ist zwar verständlich, aber dem Tierwohl ganz und gar nicht förderlich.

Derzeit haben wir Nachwuchs bei den ungarischen Zackelschafen, den Kaschmirziegen und den Kamerunschafen. Und auch bei den Watussi-Rindern gibt es ein ganz frisches Kälbchen, das noch ganz wackelig auf seinen Beinen steht. Und so wie der Straußenhahn Kito gerade balzt, ist auch hier bald mit neuen Küken zu rechnen. Bei den Wollschweinen wird das wohl noch eine Weile dauern. Zwar haben wir im Herbst von der Gesellschaft bedrohter Haustiere mit Mala und Gretel zwei neue Damen bekommen, doch sie sind noch zu jung, um zu Eber Waldemar gelassen zu werden.

Ganz besonders freue ich mich auf das neue Gehege für die Erdmännchen, das demnächst eröffnet wird und gerade mit nachgebildeten Termitenhügeln aus einer speziellen Erdmischung gestaltet wird. Wir bekommen aus einem anderen Zoo ein Weibchen und zwei Männchen. Mit ihrem Lieblingsmännchen zeugt das Weibchen dann die Jungen, das können sechs bis acht pro Wurf sein. Sie leben dann in einer streng hierarchischen Großfamilie, wobei immer nur das Urweibchen mit ihrem jeweiligen Lieblingsmännchen für den Fortbestand sorgt – und somit das Sagen hat.“

Foto: Erika Weisser