Nachgewürzt: Rumgeampel 4Literatur & Kolumnen | 26.04.2023 | Volkmar Staub

Volkmar Staub Volkmar Staub, geboren in Lörrach, lebendig in Berlin, vergibt im chilli die Rote Schote am goldenen Band.

Die Regierung ampelt und rumpelt. Es wird gelindnert und gehabeckt, dass es nur so scholzt. Angetreten war die Ampel mit dem Motto: „Mehr Fortschritt wagen“. Bei Willy Brandt hieß das noch „mehr Demokratie wagen“ und bei Gerhard Schröder „mehr Volkswagen“. Aber wohin schreiten unsere Ampelmänner fort?

Der eine will im Porsche mit E-Fuels durchs Ambiente düsen, der andere lieber das Schienennetz ausbauen und mit dem Lastenfahrrad durch die Gegend strampeln. Und der Dritte sitzt in seiner Kanzlerlimousine und winkt lächelnd aber kommentarlos in die Gegend. Wenn das eine Dreier-WG wäre, wären die Zimmer vermint. Der eine will eine emissionsfreie Heizung anschaffen, der andere sagt: „Nee, die geht noch, wie sollen wir denn eine neue finanzieren?“ Wir müssen unsere WG-Kasse aufstocken, sagen die einen, die anderen wollen weniger ausgeben und das Putzlevel verbessern.

Immer wieder hört man, der Kanzler soll mehr führen, aber der leidet an Richtlinienimpotenz und will nur moderieren. In der Ampel streiten sich zwei grundverschiedene Ansätze: Freiheit oder Gerechtigkeit. Eine Innenstadt kann man nur autogerecht oder autofrei gestalten. Niemals beides gleichzeitig. Das ist keine Fortschrittsampel, das ist eine Ampel des Stillstands. Gerade hatte man sich in Europa geeinigt, dass das Aus des Verbrennermotors kommen soll, da schoss der E-Fuel-Volker dazwischen. Er wird schon wissing, was er tut.

Boris Pistolius will noch mal zehn Milliarden mehr für die Bundeswehr, die Ställe bei den Bauern sollen tierfreundlicher werden, aber Lindner steht auf der Schuldenbremse. Die Grünen wollen die Kindergrundsicherung, die Liberalen zur Atomkraft zurück, getrauen es aber nicht offen zu sagen. Die Drei von der Zankstelle wissen als Ganzes nicht, ob sie Fisch oder Fleisch oder den Salat haben wollen. Der politische Eintopf, den sie zusammenrühren, ist so was wie eingefleischter Veganismus.Aus Erfahrung weiß ich: Eine Dreierbeziehung ist nie einfach, aber die Ampel ist reif für einen Familientherapeuten. Tauscht die Regierungsbank mit der Couch beim Coach. Da darf man dann ergebnisoffen beraten, ob man an der Beziehung arbeitet oder sich lieber trennt. Frohes Gelingen.

Eine scharfe Schote, um wieder etwas Pfeffer in den flotten Dreier zu bringen.

Herzlich Volkmar Staub

Volkmar Staub, geboren in Lörrach, lebendig in Berlin, vergibt im chilli die Rote Schote am goldenen Band.

Foto: privat