Der Mooswald ist im Umbruch – und erhitzt so manches Gemüt STADTGEPLAUDER | 01.01.2016 | Till Neumann

Die Berliner Allee ist kaum wiederzuerkennen: Die Westarkaden, neue Wohnblocks und die Straßenbahnlinie haben das Ortsbild radikal verändert. Und weitere Großprojekte sind geplant. Baubürgermeister Martin Haag gerät bei den Aussichten für den Freiburger Westen ins Schwärmen. Beim Bürgerverein Mooswald ist man zusehends genervt. Und da wäre ja noch das Stadion. Von dem die Vereinsvorsitzende Ursula Jautz nicht glaubt, dass es überhaupt gebaut wird.

Im Bau: So soll der Sternenhof  aussehen, wenn er fertig ist.

Im Bau: So soll der Sternenhof aussehen, wenn er fertig ist.

Ende November, Ortstermin beim Wohnquartier Sternenhof. Acht Metallschaufeln stechen in einen Erdhügel. Trotz des kaltnassen Wetters ist Feierlaune an der Elsässer Straße im Stadtteil Mooswald. Heute ist Startschuss für den letzten Bauabschnitt im Sternenhof. Bis Mitte 2017 entsteht dort noch ein Haus mit 61 Eigentumswohnungen. Dann ist der Sternenhof komplett. „Ich freue mich riesig, dass wir so weit sind“, sagt Ralf Klausmann, Geschäftsführer der Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) und schippt symbolisch einen Haufen Erde in die Luft.

16,5 Millionen Euro investiert die FSB, um die letzten 61 von 140 Wohnungen zu bauen. Die bereits fertigen Häuser im Sternenhof sehen aus wie große Würfel. 79 Eigentumswohnungen, acht Reihenhäuser, zwei Gewerbeeinheiten und die Kindertagesstätte Sternenhof sind gebaut. Gesamtvolumen inklusive der 141 neuen Sozialwohnungen an der Berliner Allee: 76 Millionen Euro.

„Das ist eine schöne Bebauung, das Projekt tut der Straße gut“, sagt Haag. All die Baumaßnahmen werteten das Viertel stark auf: „Mooswald wird künftig einer der schönsten und interessantesten Stadtteile Freiburgs.“ Zumal auch die Straßenbahn jetzt dort verkehrt. Die Messelinie fährt seit dem 11. Dezember bis zur Technischen Fakultät. Bis 2018 geht es noch eine Haltestelle weiter bis zur Messe – beziehungsweise zum neuen SC-Stadion. Das soll 2019 im Wolfswinkel bespielt werden.

So manchem Mooswälder ist das aber auch ein knappes Jahr nach dem Bürgerentscheid noch ein Dorn im Auge. Noch immer hängen Plakate der Stadiongegner im Viertel. Ursula Jautz, Vorsitzende des Bürgervereins Mooswald, sieht sich zwar nicht als Stadiongegner, betont aber: „Ich bin optimistisch, dass das Stadion nicht gebaut wird.“ Denn noch sei rechtlich einiges zu klären. Jautz machte sich einen Namen als Vorsitzende der Bürgerinitiative „Pro Wolfswinkel“, einer Vereinigung gegen den Stadion-Standort im Mooswald.

Mit dem Sternenhof kann sie sich anfreunden, auch wenn er nicht ganz zum Rest des Viertels passe. Er sei aber besser als die Westarkaden, die sie nicht sehr einfallsreich findet. Zudem gibt es dort derzeit massive Beschwerden über Baumängel.

Für noch größeren Ärger im Viertel sorgt aber jetzt ein neues Bauvorhaben der Stadt: Eine von fünf kurzfristig anvisierten neuen Bauflächen aus dem Perspektivplan ist ein Waldstück zwischen Mooswald und Landwasser. Da soll etwas gegen die akute Wohnungsnot in Freiburg getan werden. Das Vorhaben missfällt vielen Anwohnern. „Der Wald muss erhalten bleiben“, fordert Jautz. Das 10,6 Hektar große Gelände an der Padua- und Granadaallee stehe unter Landschaftsschutz. Sich da ranzuwagen findet sie unzumutbar: „Wir brauchen Freiraum, Luft zum Atmen und müssen auch an unsere Kinder denken.“

Bei den Mooswäldern stellt Jautz zusehends Verbitterung fest. Man habe das Gefühl, nicht mehr gehört zu werden. Wenn die Stadt mit dem Label Green City werbe, müsse auch etwas getan werden, um die grünen Teile Freiburgs zu erhalten, schimpft sie. Stattdessen werde achtlos alles zugebaut. Haags rosarote Visionen von einem der schönsten Viertel Freiburgs kann sie nicht teilen. Rosa ist allerhöchstens die Farbe der neuen Straßenbahnlinie, die jetzt in Magenta durchs Viertel rollt.

Visualisierung: © FSB