Zirkusreife Akrobatik: Beim Aerial Hoop wird elegant am Ring geturnt Sport | 01.08.2018 | Isabel Barquero

Jeder kennt ihn aus seiner Kindheit: den Hula-Hoop-Reifen. Dass der Ring nicht nur zum spielerischen Vergnügen dient, sondern auch ein schweißtreibendes Fitnessgerät ist, beweisen Sportarten wie HoopDance oder Aerial Hoop.

Letzteres verbindet Luftakrobatik und Tanz miteinander. Verschiedene Figuren werden an einem von der Decke hängenden Reifen durchgeführt. chilli-Volontärin Isabel Barquero hat sich an die zirkusreife Akrobatik gewagt und am darauffolgenden Tag den Metallring verflucht.

Am Dienstagabend ist es so weit: Das kleine Studio von PoleArts in der Rathausgasse sieht auf den ersten Blick gar nicht aus wie eine Trainingsfläche. Im Schaufenster sind schwindelerregend hohe High-Heels und knappe Unterwäsche ausgestellt.

Seit September 2017 bietet Studio-­Inhaberin Simone Hammaecher alias Sammy Lee neben Poledance-Stunden auch den Aerial-Hoop-Kurs an. Aktuell gibt es wöchentlich nur einen Kurs, für mehr reicht die Teilnehmerinnen-Anzahl noch nicht. „Das Interesse ist da, die Sportart muss bekannter werden in Freiburg. Viele denken beim Aerial Hoop nicht an etwas Erotisches und sind offener dafür“, berichtet Sammy Lee. Anders sei das beim Poledance.

Flexibel: Trainerin Zoe und Isabel (unten) im Ring.

Vier türkis und schwarz getapte Metallreifen baumeln von der Decke. Bevor es an den Ring geht, steht ein ausgiebiges Aufwärmen an. „Dehnen ist im Vorfeld ein Muss“, erklärt Trainerin Zoe. Sie kommt aus den USA, ihr amerikanischer Akzent ist deutlich zu hören. „Von den Beinen über den Rücken bis in die Schultern muss alles aufgewärmt und gedehnt werden, sonst kommt es zu Muskelverletzungen.“

Der Reifen hat einen Durchmesser von etwa einem Meter. Die erste Hürde: der Einstieg. Zoe hält mit beiden Händen den Ring fest, lässt sich hängen und hebt die Beine zum Spagat hoch – sexy und elegant. Kraftvoll zieht sie sich hoch und sitzt auf dem Reifen. Was einfach aussieht, gelingt mir weder im ersten noch im zweiten Anlauf. Aller guten Dinge sind drei.

„Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, in den Ring zu steigen“, sagt die 29-jährige Studentin und zeigt sie uns. Die Alternative ist einfacher, erfordert aber mehr Kraft. Mit klimmzugähnlichen Bewegungen gelingt der erste Versuch. Schön sieht es aber nicht aus. Die Mischung aus Anfängerinnen und Fortgeschrittenen macht es für die Trainerin nicht einfach. Jede Teilnehmerin ist auf einem anderen Stand.

Mittlerweile ist mir der Reifen vertraut und die Übungen gelingen von Mal zu Mal besser. Zoe zeigt den Fortgeschrittenen eine komplizierte Figur. Die Anfängerinnen machen den „Man in the moon“. Nach einem weniger eleganten Aufstieg gelingt es mir, aufrecht im Ring zu sitzen. Der Rücken drückt gegen das harte Metall. Eine schmerzvolle Angelegenheit. Die Zehen umklammern den Reifen und die Hände lassen los. Sexy ist anders – doch es ist ein tolles Gefühl, nach den ganzen Strapazen freihändig im Reifen zu baumeln.

„Aerial Hoop ist ein tolles Workout, sowohl für den ganzen Körper als auch für die Koordination und die Balance“, sagt Zoe. Jeder einzelne Muskel wird belastet. Es erfordert viel Kraft und Körperbeherrschung. Und das ist am nächsten Tag deutlich zu spüren. Auch die Hände kommen ohne Blessuren nicht davon.

Rote Handflächen, leichte Schürfungen zwischen den Schulterblättern und blaue Flecken in den Kniekehlen sind das Endergebnis. Dennoch ist Aerial Hoop wohl eine der schönsten Arten, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Fotos: © iba, privat