Den Ganzen Tag Theater: Kulissengespräche zum „Märchen aus neuen Zeiten“ Kultur & Medien | 01.03.2018 | Fabian Cap, Laura Grigo, Matthias Krumm

Auf der Bühne sieht alles federleicht aus. Doch wie geht’s dahinter zu? Die f79-Autoren Matthias Krumm, Laura Grigo und Fabian Cap haben einen Blick hinter die Mauern und Vorhänge des Freiburger Theaters gewagt. Bei den Proben zum Stück „Der goldne Topf“ stehen ihnen zwei Schauspieler und der Regieassistent Rede und Antwort. Dabei wird schnell deutlich: Im Theater wird richtig geschuftet.

Eine Bühne im Freiburger Theater. Die kristallklare Stimme der Opernsängerin sorgt für Gänsehaut. Ihr durchdringender Gesang begleitet die Höhepunkte der Generalprobe von „Der goldne Topf“. Das Stück von E. T. A.
Hoffmann ist derzeit Abithema und feierte Anfang Februar Premiere am Theater Freiburg. Bei der letzten Probe dürfen bereits ausgewählte Gäste zuschauen. Kleinere Pannen sind erlaubt und werden mit Humor überspielt.

Der Blick hinter die Kulissen zeigt: Zum Ensemble eines Theaters gehören nicht nur Schauspieler und Regisseure. Auch Bühnen- und Kostümbildner, Dramaturgen sowie Technik und Regieassistenten sind nicht wegzudenken. Wird ein Regisseur eingeladen, um ein Stück auf die Bühne zu bringen, werden ihm Teile des Ensembles zur Verfügung gestellt und ein Assistent zugewiesen. Für den „Goldnen Topf“ ist das Benedikt Arnold. Er ist es, der sich im Gebäude auskennt, die Proben organisiert und Buch über die Entwicklungen führt. Später möchte er einmal selbst zum Regisseur aufsteigen: „Jeder Regisseur geht diesen Weg“, sagt Benedikt. Der Job sei intensiv, nicht immer bleibe da viel Freizeit.

Machen bei der Probe eine gute Figur: Victor Calero und Stefanie Mrachacz

Die Schauspieler arbeiten meist an mehreren Stücken gleichzeitig, wobei sie in festgelegten Zeiten proben: von 10 bis 14 und von 18 bis 22 Uhr. Das heißt nicht unbedingt, dass dazwischen viel Zeit für sich bleibt, erklärt Schauspieler und Tänzer Graham Smith. An sechs Stücken parallel wirkt er derzeit mit. „Theater muss man leben“, sagt Smith, der erstaunlich entspannt wirkt.

Der Mann Mitte 40 hat bereits eine lange Karriere hinter sich und noch ist kein Ende in Sicht. Er ist Künstlerischer Leiter, Choreograph, Tänzer, Schauspieler und zusätzlich noch Vater. Neben seinem Job beim Theater leitet und organisiert der gebürtige US-Amerikaner Projekte wie „learning by moving“ und unterrichtet Kindertanzgruppen. Nachvollziehbar also, dass er nach einem kurzen Gespräch schon wieder eilig verschwinden muss.

Auch Stefanie Mrachacz fühlt sich trotz des vollen Tagesplans am Freiburger Theater zu Hause. Die 33-Jährige spielt derzeit in vier Stücken mit. Die gebürtige Berlinerin ist der Meinung – anders als ihr Kollege Graham –, dass man nicht zum Theaterspielen „geboren“ wird. Die Pausen zwischen und nach den Proben gehen für zeitfressende Besprechungen, Organisation und Techniktests drauf. „Wurst-Fleisch-Käse“, so bezeichnet Stefanie lächelnd den Beruf ihrer Eltern, die im Einzelhandel tätig sind. Sie hingegen hat noch in Schulzeiten Gefallen an der Musik gefunden und bald darauf auch am Schauspiel. Für das Studium in Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis hat sie das angefangene Literatur- und Deutsch-Studium abgebrochen.

Auf der Bühne haben die Schauspieler später ihre Rollen. Sie dürfen aber ihre eigenen Vorstellungen vom Charakter mit einfließen lassen. Je nach Regisseur haben sie auch Gelegenheit, das Bühnenbild oder Szenen mitzugestalten. Der zeitliche Aufwand stört sie deshalb nicht: „Proben sind nervig, aber notwendig“, sagt Stefanie. Ihren Job macht sie trotzdem total gerne. Dann huscht sie in die Maske.

Bei der Generalprobe läuft nicht alles rund: Am Ende bleibt plötzlich das Bild stehen. „Die Technik üben wir nochmal“, ruft einer. Während die letzten Zuschauer aufstehen, wechseln die Schauspieler schon die Kleidung. Noch ist nicht alles perfekt. Doch spätestens bei der Aufführung wird nichts mehr dem Zufall überlassen.

Fotos: © Theater Freiburg/ © www.lauranickel.com