Autor Patrick Hertweck über Blockaden, Nachtschichten und Vorbilder Kultur & Medien | 01.09.2018 | Clemence Carayol

„Wirklich großartig.“ So schwärmen Leser über das erste Buch des Freiburger Autors Patrick Hertweck. Der 46-Jährige hat 2015 den Roman „Maggie und die Stadt der Diebe“ veröffentlicht. Nun schreibt der 46-Jährige sein zweites Abenteuer. Im Interview mit Clémence Carayol erzählt Hertweck von Schreibblockaden, Verzweiflung und einem magischen Vorbild.

f79 // Herr Hertweck, wie lange dauert es, ein Buch zu schreiben?
Hertweck // Für manche dauert es zehn Jahre. Andere wie Stephen King schreiben ein Buch pro Jahr. Für „Maggie und die Stadt der Diebe“ hatte ich nur zwölf Wochen Zeit – und habe es sogar ihn zehn geschafft. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet und nur circa drei Stunden geschlafen.

f79 // Was machen Sie, wenn Ihnen keine Ideen mehr einfallen?
Hertweck // Das passiert nicht. Als Buchautor liest man alles anders, alles ist inspirierend. Ich schreibe immer kleine Notizzettel, derzeit viele über San Francisco und seine Goldrausch-Geschichte, in der Zeit spielt mein neuer Roman „Tara und Tahnee“.

f79 // Wie recherchieren Sie für Ihre Bücher?
Hertweck // Ich recherchiere viel in Sachbüchern und im Internet. Für „Maggie“ hatte ich ein Buch in einem Antiquariat gefunden. Ein altes Werk über New York aus dem Jahr 1927: „Die Gangs von New York“ von Herbert Asbury.

f79 // Kann man vom Schreiben leben?
Hertweck // Ja. Ich aber nicht. Ich habe eine vierköpfige Familie. Mein Buch kostet 15 Euro, davon kriege ich nur einen Euro. Das bedeutet nicht, dass das Buch nicht erfolgreich ist. Es wurde vielfach übersetzt. Um davon zu leben, muss ich weitere Bücher schreiben.

f79 // Was ist das Schwierigste als Autor?
Hertweck // Die Intimität zu finden, um zu schreiben. Momente, in denen man nur für sich ist, den Rest vergessen kann. Es ist als Familienvater schwer zu sagen: „Ich vergesse euch, jetzt gibt’s nur mich und den Roman.“ Ein Spagat.

f79 // Lesen Sie Ihre eigenen Bücher?
Hertweck // 10.000-mal würde ich sagen. Ich setze mich jeden Tag hin und lese, was ich am Tag davor geschrieben habe – mindes­tens zehnmal. Als mein erstes Buch veröffentlicht war, habe ich es gekauft und mit etwas Abstand wieder gelesen.

f79 // Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Hertweck // Mein größter Einfluss war Harry Potter. Das ist viel mehr als eine Geschichte. Es geht um Trauer, Verlust, Freundschaft, Tod, Liebe. Vielleicht hätte ich ohne Harry Potter und J.K. Rowling nicht geschrieben. Das ist eines der wenigen Bücher, das Kindern und Erwachsenen gefällt.

f79 // Was haben Sie studiert?
Hertweck // Zuerst habe ich Germanistik und Literatur in Karlsruhe studiert, habe es aber abgebrochen. Dann bin ich zwei Jahre lang mit meinem Fahrrad durch halb Europa gefahren. Als ich zurückkam, habe ich in einem Medienunternehmen in Baden-Baden gearbeitet. Dann kam mein erster Sohn. Ich beschloss, Autor zu werden.

f79 // Haben Sie Ratschläge für Leute, die Autoren werden wollen?
Hertweck // Wenn man gerne schreibt, kann
man Autor werden. Man muss es einfach als Hobby sehen, also regelmäßig schreiben und sein eigenes Sprachgefühl entwickeln. Je mehr man schreibt, desto besser wird das Sprachgefühl.

Patrick Hertweck und „Maggie“

Patrick Hertweck ist 1972 in Baden-Baden geboren und dort aufgewachsen. Der 46-Jährige ist seit vier Jahren Buchautor und wohnt seit sieben Jahren in Freiburg. Aktuell ist er „Botschafter fürs Lesen“ der Buchhandlung Rombach. Er hat drei Söhne. Sein erstes Buch „Maggie und die Stadt der Diebe“ (2015) erzählt die Geschichte eines Mädchens, das Anfang des 20. Jahrhunderts in New York lebt. Derzeit arbeitet er an „Tara und Tahnee“. Darin begegnen sich zwei sehr unterschiedliche Zwillinge Mitte des 19. Jahrhunderts in San Francisco.

Foto:  © Jörg Schumacher – EinfachMedien