Buurefasnet: die Alte Fasnacht im Markgräflerland Kunst & Kultur | 01.02.2023 | Erika Weisser

Donaueschinger Schellenberg- Hexen

Wenn sich überall im Land nicht nur Narren von den Strapazen der tollen Tage erholen und mit dem Fasten beginnen, geht in Sulzburg, Hauingen, Weil und anderen Dörfern im südlichen Markgräflerland die Fasnacht erst richtig los.

Es ist der Sonntag nach Aschermittwoch, der erste Fastensonntag, auch Invokavit genannt. In den engen Straßen und auf dem Marktplatz der kleinen Stadt Sulzburg tummeln sich wilde Gestalten, treiben mit lärmenden Gerätschaften zum fetzigen Sound der Guggenmusiken ihr teuflisches Unwesen. Haben sich die Narren etwa im Datum geirrt? Oder können sie einfach nicht genug kriegen von dem mitreißend-treibenden Ausnahmezustand, dem sie sich alljährlich tagelang hingeben?

Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Dass die Narren sich aber im Datum irren, lässt sich ihnen nicht nachsagen. Vielmehr liegen sie eigentlich völlig richtig: Die Fastenzeit, mit der gläubige Christen seit dem 6. Jahrhundert an jene 40 Tage erinnern, die Jesus in Vorbereitung auf seinen Leidensweg fastend in der Wüste verbrachte, dauert genau 40 Tage – vom Tag vor Aschermittwoch bis zur Osternacht.

Laufener Hohlen- bach-Dämonen

Donaueschinger Schellenberg-Hexen (o.) und Laufener Hohlenbach-Dämonen bei der Buurefasnet in Sulzburg.

Der Fastnachtssonntag als Höhepunkt der Vor-Fastenzeit, in der alle in diesem Zeitraum untersagten Speisen und Getränke zu verbrauchen waren, lag genau sechs Wochen vor Ostern. Und das wird in Orten wie Sulzburg bis heute so zelebriert – als Buurefasnet. Ebenso wie in Basel, wo sich die Fasnet gleichfalls nach der alten Regelung richtet. Diese wurde im Jahr 1091 geändert, als Papst Urban II. beim Konzil von Benevent beschloss, die Sonntage vom Fasten auszunehmen. Seither gibt es sechs Fastensonntage, an denen gar nicht gefastet wird – und das närrische Treiben wurde um eine Woche vorverlegt.

Nach und nach setzte sich die neue, vom katholischen Klerus vorverlegte Fastnacht fast überall durch. Und wurde von denen, die sich ihr nicht anschlossen, als „Herrefasnet“ bezeichnet. Im Gegensatz dazu nannten die Leute, die auch außerhalb der Fastenzeit nicht viel zu beißen hatten, ihre eigene, eigentliche Fasnet „Buurefasnet“. Und deshalb zieht am Invokavit-Sonntag ein närrischer Zug durch Sulzburg. 2000 bis 3000 Hästräger aus mehr als 100 Narrenzünften sind dabei.

Denn bis auf das Datum gibt es heute wenig Unterschiede – hier wie dort gehören nächtliche Feuer, Scheibenschlagen, Narrenabende, Straßenfastnacht und Umzüge dazu. Für richtig närrische Menschen in der REGIO ist die Alte Fasnet also eine besondere und gerne wahrgenommene Gelegenheit, sich noch einmal ins Geschehen zu stürzen.

Info

Sulzburg:
www.driebelbisser.de

Lörrach-Hauingen:
www.buurefasnacht-hauingen.de

Fotos: ©  Norbert Kreienkamp