Tänze der Monster – Meisterwerke des Surrealismus in der Fondation Beyeler Kunst & Kultur | 04.04.2025 | Erika Weisser

Die Fondation Beyeler feiert einmal mehr eine Weltpremiere: Unter dem Titel „Der Schlüssel der Träume“ zeigt das Museum erstmalig eine Auswahl surrealistischer Meisterwerke der Collection Hersaint. Bis zum 4. Mai sind rund 50 Exponate zu sehen, darunter Bilder von Max Ernst, Joan Miró, René Magritte und Salvador Dalí.
Claude Hersaint (1904 – 1993) gilt als einer der frühesten und bedeutendsten Sammler der Kunst des Surrealismus. Bereits 1921, als 17-Jähriger, erwarb der spätere Bankier sein erstes Bild „Käfig und Vogel“ von Max Ernst. Dem kleinen Bild, das nach den Worten der Tochter Evangéline Hersaint „den Ausgangspunkt der Sammlung bildet, die mein Vater von da an unermüdlich vervollständigt hat“, steht denn auch ein besonderer Platz zu: Es hängt gleich am Eingang zur Ausstellung.
Es ist der langen Freundschaft der beiden Kunstsammler Claude Hersaint und Ernst Beyeler und ihrer Familien zu verdanken, dass die Tochter nun die wichtigsten Objekte der „Collection“ erstmals in einer einzigen Ausstellung einem breiten Publikum zugänglich macht. 14 Werke von Max Ernst sind darunter, eines davon heißt schlicht „Evangéline“.

Blauer Walzer: In Dorothea Tannings Bild (o.) tanzt ein monsterhaftes Wesen, so rätselhaft wie die Figuren in Dalís „finsterem Spiel“ (u.).
Mit „Valse Bleue“ und „Intérieur“ von Dorothea Tanning oder Toyens „Prometheus in Ketten“ sind außerdem die Arbeiten von zwei zentralen Surrealistinnen vertreten, die nach Angaben von Chef-Kurator Raphaël Bouvier „so gut wie noch nie öffentlich gezeigt wurden“. Sie – und auch andere – korrespondieren dabei aufs Beste mit wohlüberlegt platzierten Bildern und Skulpturen der Sammlung Beyeler. So durchschreiten etwa Alberto Giacomettis Figuren den großen Saal mit Porträts und Aktstudien unter anderem von Balthus. Eine beeindruckende Gesamtansicht.
Unauffällig ist hingegen René Magrittes ausstellungstitelgebendes Bild „Schlüssel der Träume“ in Saal 1.: Sechs auf dunklen Grund gemalte Gegenstände wirken irgendwie so gar nicht surrealistisch; sie geben erst bei näherem Hinsehen Rätsel auf. Denn die zugeordneten geschriebenen Begriffe passen nicht. Das Werk soll anregen, darüber nachzudenken, wie die komplexen Beziehungen zwischen Wort, Bild und Objekt zu entschlüsseln sind.
In Saal 6 hingegen fällt das einzige dort hängende Bild regelrecht über die Besucher her: Max Ernsts „Hausengel“ von 1937. Riesenhaft erhebt dieses tanzende Ungeheuer sich über einer Berglandschaft und rammt mit beängstigender Heiterkeit einen mit Eisen beschlagenen Huf in den Boden. Der andere, mit Nägeln besetzte Fuß holt zum nächsten Tritt aus.
Ernst selbst sagte über das während des Bürgerkriegs in Spanien entstandene farbenfrohe Gemälde, dass es seine Sorge angesichts des sich ausbreitenden Faschismus spiegele: „Eine Art Trampeltier, das alles, was ihm in den Weg kommt, einfach zerstört und vernichtet.“ Gerade heute ein höchst beängstigender und realer Traum.
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