Sommer im Museum – Sehenswert in Freiburg Kunst & Kultur | 03.06.2025 | Erika Weisser

Alte Menschen, archaische Landschaften, jung gebliebene Puppen: die Freiburger Museen warten mit drei ganz besonderen Ausstellungen auf. Zu bestaunen sind grafische Werke aus fünf Jahrhunderten, impressionistische Abbilder der Normandie und Marta Kuhn-Webers kühne Stoffskulpturen.
Museum für Neue Kunst (MNK)
Im ersten Raum von „Marta! Puppen, Pop & Poesie“ beleben zwei farbenfrohe Clowns die Holmen eines hölzernen Turngeräts. Mit einer gewissen Leichtigkeit eröffnen die akrobatischen Gestalten den Reigen der oft schwermütig anmutenden „Figuren aus Lumpen“ (Figures en Chiffon), wie Marta Kuhn-Weber (1903–1990) ihre handgenähten Kreationen genannt hat.
MNK-Direktorin Christine Litz spricht lieber von „textilen Skulpturen“: Die Mehrzahl der 36 Exponate, die neben Malereien, Zeichnungen und zahlreichen Selbst-Inszenierungs-Fotografien der exaltierten Bildhauerin und Malerin zu sehen sind, zeuge von einer künstlerischen, das Wesentliche erfassenden Auseinandersetzung mit real existierenden Menschen. Zu diesen gehören schillernde und teilweise tragische Berühmtheiten wie Marilyn Monroe, Janis Joplin, Sharon Tate, Mick Jagger oder Jean Genet. Aber auch namenlose Streuner, Bardamen, Prostituierte und andere Randfiguren, die Kuhn-Weber in der Nachtbar „Traber’s Künstlerklause“ in der Freiburger Gerberau traf.
Nach Freiburg war die Saarbrückerin, die nach einem Kunststudium in Karlsruhe in Paris und Berlin lebte, 1949 gezogen. Mit ihrem Ehemann, dem bald darauf insolventen Filmproduzenten Anton Weber, für dessen verschollene Filme sie schon zuvor kleine selbstbildnerische Puppen gefertigt hatte. Während einer durch die finanzielle Situation ausgelösten depressiven und somit künstlerischen Krise schafft sie in ihrer Mietwohnung in der Wiehre ihre ersten großen Puppen. Mit Materialien, die sie aus Polstermöbeln schneidet.
In den nächsten Jahren, die sie ab 1958 mit einem reichen Lebenspartner in Basel, im Elsass und wieder in Paris verbringt, entstehen etwa 50 sehr aufwendige, teils über einen Meter große Stoffskulpturen, die sie in einer eigenen Galerie präsentiert. 1985 gehen 36 Exemplare in die Hände eines Sammlers – und werden vergessen. 2022 erwirbt das MNK diese besonderen Kunstwerke – und holt sie nun aus der Vergessenheit: in Vitrinen, die mitunter wie Guckkästen einer Peep-Show anmuten.
Haus der Graphischen Sammlung
„Alter!“ heißt die Ausstellung mit Grafiken aus fünf Jahrhunderten. Gezeigt werden Werke von Albrecht Dürer und Hans Baldung Grien bis Käthe Kollwitz und Pablo Picasso. Unterschiedlich thematisiert werden Weisheit, Starrsinn, Gebrechlichkeit, aber auch Selbstbewusstsein oder Güte. Eine kleine, aber feine Präsentation.
Augustinermuseum
Claude Monet, Gustave Courbet, Jean-Baptiste Camille Corot – über 70 Werke dieser und vieler weiterer Maler.innen sind in der Ausstellung „Licht & Landschaft – Impressionisten in der Normandie“ zu sehen. Dabei eignen sich Sujets wie schroffe Klippen, lange Sandstrände, türkisblaues Wasser, aber auch dunkle Wolken und sich auftürmende Wellenberge perfekt zur Einstimmung auf einen Urlaub.

Marta Kuhn-Weber mit ihrer „Marilyn“ trifft auf Eugène Boudins wolkige Impression von Trouville.
Info
Alter! – bis 17. August, Haus der Graphischen Sammlung
Highlight: 11.–13.7. Wochenende der Begegnung der Generationen
Marta! Puppen, Pop & Poesie – bis 21. September, Museum für Neue Kunst
Highlights: 5. Juni, 19 Uhr: Poetry Slam: „Was dich ausmacht“; 26. Juni, 18 Uhr, „Blick hinter die Kulissen“ mit Jens Burde
„Licht und Landschaft“ – bis 30. November, Augustinermuseum
Highlights: 29. Juni: Familiennachmittag „Picknick am Strand”; Kuratorinnenführung mit Miriam Straub: 27.6., 17 Uhr