Heimspiel: Wildtiere in der Stadt Natur & Umwelt | 08.02.2023 | Jennifer Patrias

Klaus Echle

Wildtiere in urbanen Räumen sind schon lange keine Seltenheit mehr. Wildschweine im Vorgarten, Waschbären im Kompost oder Füchse im Park: Sie alle haben über Umwege in die Städte gefunden. Doch wo kommen sie eigentlich her? Und gehen sie auch zurück in den Wald? Dem Förster und Naturfotografen Klaus Echle sind diese Phänomene bekannt, und er erklärt, wie es dazu gekommen ist.

„Normalerweise haben der Fuchs, der Steinmarder und der Dachs ihren Lebensraum irgendwo im Wald, aber auch im urbanen Bereich. Und eine Stadt bietet inzwischen unglaublich viele Lebensräume. Gerade deshalb kann eine Vielzahl an verschiedenen Arten dort leben. Inzwischen kommt es auch sehr häufig vor, dass ich von Personen angerufen werde, die mir erklären, dass sie einen Fuchs im Garten haben und ich ihn abholen und wieder in den Wald setzen soll. Das ist schön und gut, aber dieses Denken ist völlig falsch.

Wir wissen, dass manche Tierarten eine zehn- bis zwanzigfach größere Dichte in Großstädten haben als im Wald. Denn die Stadt bietet sehr gute Nahrungsressourcen, die Reviere sind kleiner und die Tiere finden alles, was sie im Wald finden, auch im besiedelten Bereich. Zum Beispiel der Steinmarder: Er gilt als Kulturfolger. Früher war er ein Felslandschaftsbewohner. Aus Sicht des Tieres ist eine Felslandschaft ein Fels oder eine Blockhalde, die sich bewegt. Und wenn man sich jetzt eine Stadt anschaut, sind die Felsen nichts anderes als Hochhäuser in unterschiedlichen Größen. Nahrung finden er und der Fuchs zum Beispiel unter Autos, in Randbereichen und Müll­eimern. Gerade Essensreste von McDonald’s, Pizza und Döner sind hochinteressant.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Der Dachs wohnt eher am Wald­rand, ist zu scheu für das Stadtleben und braucht eine offene Landschaft. Er ernährt sich am liebsten von Regenwürmern, die er zu gerne in gepflegten englischen Gärten findet und dann halt auch gerne mal umgräbt.

Die Tiere leben zwischenzeitlich aber überall: in Neubaugebieten, auf dem Güterbahnhofgelände und auf Friedhöfen. Dort gibt es viel Lebensraum, Ruhe und jede Menge Futter. Dadurch bleiben die Tiere natürlich auch dauerhaft in der Stadt, denn die Wergwerfgesellschaft ernährt sie mit den weggeworfenen Lebensmitteln unwissentlich. Und auch wenn der Joghurtbecher nur noch leicht verschmutzt ist, muss man bedenken, dass so ein Tier viel kleiner ist und weniger Energie braucht. Deswegen sollte man ein wenig besser aufpassen bei dem, was man wegwirft. Schließlich sind es immer noch Wild- und keine Haustiere.“

Foto: © Klaus Echle