Landesgartenschau geht neue Wege Natur & Umwelt | 18.08.2022 | chilli

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Wie in allen Regionen Deutschlands sind auch am Oberrhein die Folgen des Klimawandels spürbar. Genau das hat die Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein bei der konzeptionellen Ausrichtung der Daueranlagen und auch des Schaujahres in den Blick genommen, wie Geschäftsführer Nils Degen im Gespräch mit der Redaktion betont.

chilli: Herr Degen, beim Gang über das Gelände fallen einem zum Beispiel die Totholzbäume und Magerwiesen sofort auf. Das entspricht nicht unbedingt dem, was man sich als Besucher einer Gartenschau im Vorfeld vorstellen mag. Was haben Sie sich hier gedacht?
Degen: Das Motto der Landesgartenschau ist „Eine Stadt geht zum Rhein“. Mit der LGS und verschiedenen städtischen Maßnahmen wurde eine Verbindung zwischen Stadt und Rhein geschaffen, die so lange fehlte. Uns war dabei immer klar, dass der Klimawandel auch zukünftig für unsere Region eine ganz besondere Herausforderung darstellt und wir darüber hinaus die Umsetzung der geforderten naturrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen, die im Rahmen des Bebauungsplans gestellt wurden, im Konzept integrieren möchten. Dazu gehören die Magerwiesen, die für die Biodiversität eine prima Sache sind, ebenso wie die Wildhecken, die die Wiesen durchziehen und damit wichtige Lebensräume für Tiere und Insekten schaffen und gleichzeitig so robust sind, dass sie mit längeren Trockenperioden gut zurechtkommen. Klar sind die Wiesen dann braun, aber gerade durch den Kontrast zum üppigen Sommerflor, der diese Flächen durchbricht, entsteht ein toller Spannungsbogen.

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chilli: Dadurch unterscheidet sich die Gartenschau in Neuenburg durchaus von anderen Veranstaltungen…
Degen: Ja, aber das war auch immer so gewünscht von uns. Von der Saatgutauswahl für die Wiesen, der Pflanzenauswahl beim Wechselflor und Stauden bis zum Bewässerungskonzept hatten wir Nachhaltigkeit und Ökologie im Blick. Die vorhin erwähnten Totholzbäume beispielsweise liefern einen wertvolleren Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt durch ihre Funktion als Lebensraum für Insekten oder Nistplatz für manche Vogelarten. Von vielen Besuchern der Landesgartenschau in Neuenburg erhalten wir sehr positives Feedback dafür.

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Ulrich Feuerstein (Blumenschaupate und Vorstandsvorsitzender Sparkasse Markgräflerland, Anja Ersing (leitende Floristin Blumenschau „Von Kunst und Kultur“, Monja Kummer (Team LGS GmbH), Wolfgang Hilbich (Fachverband Deutscher Floristen, Geschäftsführer Landesverband Baden-Württemberg) , Nils Degen (Geschäftsführer LGS GmbH), Joachim Schuster (Bürgermeister Neuenburg am Rhein)

chilli: Viele erwarten von Landesgartenschauen aber nach wie vor üppig blühende Blütenpracht…
Degen: …wir sind der Überzeugung, dass Konzepte für den Umgang mit dem Klimawandel jetzt erarbeitet werden müssen, wenn wir etwas bewirken wollen. Ich kann nicht für den Artenschutz und gleichzeitig gegen den Erhalt von Lebensräumen oder gegen deren Schaffung plädieren. Streuobstwiesen sind bei uns kein romantisches Öko-Ideal, sie sind eine Realität unseres Gartenschaukonzepts. Gleichzeitig sind es Schattenbereiche, unter den man sich grade in der jetzigen Hitzezeit gerne aufhält.

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chilli: Aber dennoch dürfen wir uns auf Blühendes freuen?
Degen: Natürlich. In ganz verschiedenen Facetten und mit vielen Inspirationen für zu Hause. Mit unseren neun Schaugärten, die die ganze Vielfalt neuer Gartentrends spiegeln, unseren faszinierenden Blumenschauen im Haus der Floristik oder mit unserem Veranstaltungs- und Kulturprogramm, mit dem wir zeigen möchten, wie breit aufgestellt unsere Region ist. Darüber hinaus gehören umweltpädagogische Angebote wie unsere Ausstellung „Grundwasser lebt!“ ja auch heute ganz selbstverständlich dazu oder das grüne Klassenzimmer als Ort im Grünen für eine andere Art von Wissensvermittlung. Wir sind aber eben auch einen Schritt weitergegangen. Das Gartenschaugelände wird Neuenburg über die Zeit bis zur Schließung der Ausstellung verändern. Und wir haben bei dieser Veränderung auch eingeplant, dass beispielsweise Vögel, Insekten oder Wildkatzen hier genauso ein Zuhause finden sollen, wie wir Menschen, weit über 2022 hinaus!

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Info:

Die Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein hat noch bis zum 3. Oktober geöffnet. Lesen Sie zu dem Thema auch unsere Geschichten

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Endlich Rheinwärts: Ausflugsziel – Landesgartenschau in Neuenburg

Fotos: © LGS 2022