Gärtnern ohne Gift – Bio-Tipps für den Garten Special for Homepage | 06.06.2025 | Frank von Berger

Biene auf Blume

Beim Einkauf von ­Lebensmitteln achten viele darauf, dass die Ware auch „bio“ ist, also maximal gesund und „ohne Beimischung“. Warum sollte es im eigenen ­Garten nicht auch so sein? Mit ein wenig Planung, einfachen Tricks aus dem Erfahrungsschatz der Großeltern und ein wenig Geduld ist das kein Hexenwerk.

Bei der Selbstversorgung aus dem Nutzgarten, aber auch beim lustvollen Gärtnern im Ziergarten ist für viele der Verzicht auf chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel ein wichtiger Aspekt. Doch in der Botanik hinterm Haus lauern leider oft Krank­heiten und Schädlinge, die den Pflanzen zusetzen oder ihnen sogar das Licht ausknipsen. So manch geplagte Gärtnerseele greift da voller Verzweiflung schon mal zur Giftspritze, um den Plagen zu Leibe zu rücken und die kostbaren Pflanzen zu retten. Und will es mit dem Wachstum nicht so recht vorangehen, kommen einige auch in Versuchung, einen Extra-Schluck aus der Düngerpulle zu verabreichen. Doch wer will die derart behandelten Gewächse dann wirklich noch unbesorgt konsumieren? Gespritztes Obst und Gemüse auf dem Teller oder vergiftete Schnitt­blumen in der Vase sind wirklich nicht jedermanns Geschmack. Glücklicherweise geht es auch anders. Denn vor dem Einzug der Agrarchemie in die Gärten hat es ja auch mit einer guten Ernte und schönen Blumenbeeten geklappt!

Igel

Auf den Standort kommt es an

Gärtnern ohne Gift ist kein Hexen­werk, sondern erfordert einfach ein wenig vorausschauende Planung, ein paar einfache Tricks, die schon unsere Großeltern kannten, und Geduld – eine der am meisten unterschätzten Gärtnertugenden. Beginnen wir mit dem Wichtigsten zuerst, der richtigen Standortwahl. Die meisten, die ­bereits etwas Erfahrung mit dem Gärtnern haben, wissen natürlich, dass nicht jede Pflanze an jedem Standort gedeiht. Wichtig sind Überlegungen im Vorfeld: Welche Ansprüche haben die jeweiligen Gewächse an Licht, Boden und Feuchtigkeit? Es ist naiv zu glauben, dass Rosen im Schatten gut wachsen und dort auch üppig blühen. Rhododen­dren hingegen fühlen sich in praller Sonne auf kalkhaltigen, trockenen Böden nicht wohl. Bei Obst und Gemüse ist das ganz ähnlich. Die meisten Gemüsearten wie Tomaten, Gurken und Salate sowie Beeren­obst brauchen viel Sonne, humosen, nährstoffreichen, nicht zu trockenen Boden, und im Lauf ihrer Entwicklung auch mal eine kleine Düngergabe.

Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn

In der Regel genügt als Pflanzenfutter da der gute alte Kompost. An halb- bis vollschattigen Standorten und auf trockenen, mageren Böden wird die Ernte bei Tomate, Gurke und ähnlichen Kandidaten eher karg ausfallen. Viel Sonne, aber eher trockene und „arme“ Böden bevorzugen hingegen die meisten Kräuter, vor allem jene aus mediterranen Gefilden wie Thymian, Rosmarin und Berg-Bohnenkraut.

Nützlingshotel

Mangold

Mangold braucht wenig Sonne und gedeiht auch im Schatten. Eine bunte Vielfalt an Blühpflanzen lockt Nützlinge wie Schmetterlinge und Bienen, die bestenfalls in ­einem „Hotel“ Unterschlupf finden.

Wer einen schattigeren Standort zum Bepflanzen hat, wählt besser Gemüsearten wie Spinat, Mangold, Kohlsorten, Möhren, Pastinaken, Radieschen oder Rote Bete. Die brauchen deutlich weniger Sonne und gedeihen hier trotzdem gut. Auch bei den Kräutern gibt es Arten, die es lieber schattiger mögen, etwa Schnittlauch, Sauerampfer und Minze-­Arten. Wer sich etwas auskennt, berücksichtig bei der Bepflanzung der Gemüsebeete die Regeln der Mischkultur. Die besagen, dass Nachbarschaften verschiedener Gemüsearten sich entweder gegenseitig befördern oder behindern können. So halten beispielsweise Zwiebeln neben Karotten die Möhrenfliege auf Abstand, und Tomaten neben Kohlarten die Kohlfliegen. Ungünstige Partner sind Bohnen mit Erbsen, Kohl mit Zwiebeln oder Tomaten mit Kartoffeln. Um das Wissen über Mischkultur zu vertiefen, ­empfiehlt sich ein Blick in die zahlreichen Bücher zu dem Thema oder der Klick ins Internet.

Gießen oder hacken?

Nachdem das mit dem optimalen Standort geklärt ist, kommt nun die Frage der Pflege. Die ist wichtig, damit die Pflanzen vital und gesund bleiben. Das regelmäßige Hacken der Beete sorgt dafür, dass der Boden locker und durchlässig für Regenwasser bleibt. Ohne das Hacken bilden sich bei Trockenheit tiefe Risse im Boden, und das Wasser verdunstet aus tieferen Schichten. Eine alte Gärtnerweisheit lautet daher: „Einmal Hacken ist so wertvoll wie dreimal Gießen.“ Ersatzweise kann der Boden auch mit einer Mulchschicht aus Grasschnitt oder Ähnlichem bedeckt und dadurch vor dem Austrocknen bewahrt werden. Obwohl ausreichend Wasser und Nährstoffe sowohl im Nutz- als auch im Zier­garten lebensnotwendig sind, bewirkt zu viel davon, dass die Pflanzen „mastig“ werden, also viel weiches Blattmaterial bilden. Das macht sie anfällig für Krankheiten wie Mehltau oder für Schädlinge wie Blattläuse und Nackt­schnecken.

Schmetterling

Tierische Helfer gegen Schädlinge

Wo Schädlinge sind, kommen in der Regel aber auch Nützlinge vor. Das sind etwa Insekten wie Florfliegen, Marienkäfer und Schwebfliegen. Die haben zum Beispiel Blattläuse zum Fressen gern und sollten daher in jedem Garten willkommen und geduldet sein. Weitere Nützlinge sind Vögel, Igel, Eidechsen, Blindschleichen, Laufkäfer und Spinnen. Sie alle vertilgen Unmengen schäd­licher Insekten und manche, wie etwa Igel und Vögel, schnappen auch schon mal nach einer fetten Schnecke. Anlocken können Sie die Nützlinge durch eine bunte Vielfalt an Blütenpflanzen, insbesondere, wenn Sie auch einheimische Arten wie Akelei, Sterndolde oder Mäde­süß pflanzen.

Blüten locken zudem auch Schmetterlinge an, die in sterilen Designergärten oft keine Nektar­tankstellen mehr finden. Unterschlupf- und Brutmöglichkeiten wie Trockenmauern, Totholzhaufen, Insektenhotels und Nistkästen sorgen übrigens dafür, dass die tierischen Helfer sich wohlfühlen und auf Dauer bleiben. Beim Gärtnern mit der Natur stellen sich zwar meist nicht so schnell Erfolge ein wie mit einem Turbo-­Dünger oder Gift aus der Spritzdüse. Aber in Zeiten des Insekten­sterbens sind jede Biene und jeder Falter, die sich an bunten Blüten laben, die Mühe und Geduld wert!

Fotos: © Frank von Berger, freepik.com