145 Millionen Euro für SC-Stadion: Stadträte spielen 36:4:4 Bauen & Wohnen | 03.09.2018 | Lars Bargmann

Der Freiburger Gemeinderat hat die Weichen fürs neue SC-Stadion gestellt. Es kostet samt Infrastruktur und Ausstattung rund 145 Millionen Euro. Die Baugenehmigung durchs Regierungspräsidium erhofft sich der Sportclub schon im Oktober.

Die Baugenehmigung durchs Regierungspräsidium erhofft sich die Bauherrin, die Stadion Freiburg Objektträgergesellschaft (SFG), im Oktober. Bei den Planungen fürs Stadion muss auch das Baudezernat eine starke Kondition beweisen: Auf mehr als 1700 Seiten fasste die Verwaltung alle Fragen und Antworten zu den Themen Umwelt, Lärm, Flugsicherheit und Verkehr für die Stadträte zusammen.

Mit großen Zahlen wartet das Projekt auch auf dem Platz auf: Nicht nur die Kosten fürs Stadion selbst – nebst Einrichtung und Trainingsplätzen – sind mittlerweile um 6,45 auf 76,45 Millionen Euro gestiegen, auch die Erschließung inklusive Umweltausgleichen und Gutachten um rund 6 auf 55 Millionen Euro. Rechnet man das Grundstück hinzu, das der Konzern Stadt Freiburg einbringt und auf 13,5 Millionen Euro taxiert ist, verschlingt das neue Stadion knapp 145 Millionen Euro.

Die Arena bezahlt der Sportclub aus eigener Tasche, in die nötige Infrastruktur wandern gut 19 Millionen Euro an Zuschüssen von der Landes-regierung (16,2 Mio.) und – für die Parkplatzmitbenutzung – der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH.

Nach der Sommerpause rollen sodann die Bagger für den Bau der neuen Erschließungsstraße an, die die Madison- mit der Granadaallee verbinden wird. Der Generalunternehmer Köster will dann direkt nach dem Jahreswechsel mit dem Stadion selbst loslegen. Zum Saisonbeginn 2020/2021 will der SC im neuen Rund – für das noch ein Namenssponsor gesucht wird – kicken. Das wäre fünfeinhalb Jahre nach dem Bürgerentscheid pro Stadion im Februar 2015. Und neun Jahre, nachdem ein Architektenbüro mit der Standortsuche beauftragt worden war.

Innenraum bald mit rot-weißer Wand: 2020 soll’s losgehen im neuen SC-Stadion.

Gegen die neue Arena formiert sich weiterhin eine Dreierkette aus Bürgerinitiative „Pro Wolfswinkel“, Fliegern und Anwohnern. Die haben Klagen gegen die Baugenehmigung oder den Bebauungsplan bereits angekündigt. Ob diese auseichend Substanz haben, um den Zeitplan noch einmal durcheinander zu bringen – oder das Projekt gar ins Abseits laufen zu lassen –, müssen Richter entscheiden. Baubürgermeister Martin Haag geht davon aus, dass alle Verfahren und Gutachten vorm Kadi standhaft bleiben und somit rechtssicher sind.

Das Baudezernat hatte nur einen Tag nach dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan ein fünftes und letztes Treffen des Begleitforums veranstaltet. Die Interessierten wurden darin über die Ergebnisse der Fachgutachten zu Flugsicherheit, Verkehr, Lärm, Umwelt und Stadtklimatologie informiert. Und über mehr als 220 Einwendungen, die während der Offenlage des B-Plans eingegangen waren. Ein Schwerpunkt dabei war die von der Bürgerinitiative „Pro Flugplatz Freiburg“ eingebrachte „Spiegellösung“ mit einem Stadion östlich der Landebahn (wir berichteten: Spieglein, Spieglein am Flugplatz).

Diesen habe die Stadtverwaltung qualifiziert geprüft – und verworfen. Weil eine funktionsfähige Erschließung und ein sicherer Spielbetrieb mit den notwendigen Trainingsflächen nicht erreichbar wären, insgesamt die Nachteile überwögen und zudem mit einer massiven Zeitverzögerung und Kostenerhöhung zu rechnen sei. Eine erneute Nachspielzeit wäre für den Sportclub ähnlich attraktiv wie die Zweite Liga.

Visualisierungen: © HPP Architekten/WillMore