Boombranche mit Personalsorgen: Bitkom fordert Digitalisierungsoffensive des Bundes business im Breisgau | 23.05.2019 | Lars Bargmann

Die Digitalisierung der Arbeitswelt beschert der IT-Branche weiter steigende Umsätze. Nach Angaben des Digitalverbands Bitkom wird der Markt für IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik in diesem Jahr um 1,5 Prozent auf 168,5 Milliarden Euro zulegen.

Schwergewicht dabei ist die Informationstechnologie. 40.000 neue Jobs würden bis Ende des Jahres geschaffen. Damit würden in Deutschland dann 1,174 Millionen Menschen in der Branche beschäftigt sein. „Die Digitalisierung treibt den Markt und ist ein Garant für mehr Arbeitsplätze“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Geschäfte von Software-Häusern und IT-Dienstleistern laufen besonders gut. In diesen Bereichen entstehen mit Abstand die meisten Jobs.“

Die Informationstechnik ist weiter der wichtigste Wachstumstreiber und baut ihre Bedeutung als größter Teilmarkt der Branche unbeirrt aus. Die Umsätze steigen laut Bitkom-Prognose dieses Jahr um 2,5 Prozent auf 92,2 Milliarden Euro. Am stärksten wächst das Software-Segment, bei dem ein Plus von 6,3 Prozent auf 26 Milliarden Euro erwartet wird. Bei dem Boom spielen auch viele Unternehmen in der Region mit – egal ob Lexware, Virtual Identity, Oxid eSales, Jedox, re-lounge, die Leitwerk-Gruppe, kühn & weyh, Paragon, badenIT, Inxmail, Continum, iXenso oder United Planet. Was aber auch auf fast alle zutrifft: Die Suche nach guten Mitarbeitern.

Nach einer aktuellen Bitkom-Studie waren in Deutschland Ende vergangenen Jahres schon 82.000 Stellen für IT-Experten unbesetzt. Ein Jahr zuvor waren es 55.000. Damit legte die Zahl der leeren Schreibtische in nur zwölf Monaten um fast 50 Prozent zu. „In der Bitkom-Branche sind in den vergangenen fünf Jahren mehr als 150.000 Jobs entstanden“, sagt Berg. „Die Job-Bilanz könnte noch besser aussehen, gäbe es ausreichend Fachkräfte. In Zukunft wird sich dieses Problem weiter zuspitzen.“

  Auch im Silicon Breisgau stehen die Zeichen auf Expansion. Nicht nur Lexware oder United Planet suchen Leute. Die Haufe Group hat schon Entwickler-Büros in Rumänien und Spanien eröffnet, um dort Zugriff auf Programmierer und Entwickler zu bekommen. Personalsorgen in der regionalen IT-Szene gab es schon vor fünf Jahren, als der Technologieverband Baden-Württemberg: Connected (bwcon) meldete, in der IT-Branche (und Medienunternehmen) seien im Südwesten mehr als 41.000 Menschen beschäftigt, 18.000 allein in Freiburg.

Einer Bitkom-Umfrage unter 800 Geschäftsführern und Personalchefs zufolge beklagen derzeit rund 82 Prozent der Unternehmen einen Mangel an IT-Spezialisten. Zudem würden sie im Schnitt fünf Monate brauchen, um eine vakante Stelle neu zu besetzen. Eine Verbesserung der Situation sei nicht in Sicht, eher schon, dass die Lage sich weiter zuspitzt, was knapp 60 Prozent der Befragten mutmaßen. Und: Die Kandidaten wissen, dass sie begehrt sind: Die Lohnvorstellungen und das Budget der Unternehmen klaffen teils weit auseinander.

Wenn es nach Bitkom-Chef Berg geht, muss Deutschland seine Schulen „endlich ins digitale Zeitalter führen, junge Menschen für die Berufe der Zukunft begeistern, Anreize für digitale Weiterbildung setzen und die Zuwanderung ausländischer IT-Spezialisten erleichtern.“ Informatik sollte ab der fünften Klasse zum Pflichtfach werden, Englisch ab der ersten Klasse Standard sein: „Mehr und bessere digitale Bildung ist der Schlüssel zum digitalen Erfolg.“ Und zu mehr Fachkräften in dieser boomenden Branche.

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