Die Eventagentur mehrpunkt ist mit corona-konformen Geschäftsideen gerüstet fürs neue „Normal“ business im Breisgau | 17.11.2020 | Stella Schewe

mehrpunkt-Geschäftsführer Petra Reutlinger und Nicolas Häbel Bleiben optimistisch: die mehrpunkt-Geschäftsführer Petra Reutlinger und Nicolas Häbel.

Hochzeiten, Geburtstage, Kochabende, Firmenjubiläen oder Tagungen – das Spektrum der Freiburger Eventagentur mehrpunkt war breit, die Nachfrage groß. Bis in diesem Frühjahr Corona kam und das kleine Unternehmen von hundert auf null ausbremste. Doch den Kopf in den Sand stecken, war für das Team keine Option. Kreative Lösungen mussten her.

„Küchenpartys sind ja bekanntlich die besten“, sagt Petra Reutlinger mit Wehmut in der Stimme, denn: Küchenpartys sind in der Lokhalle schon eine ganze Weile nicht mehr möglich. Bis Ende Februar lief noch alles gut. Die von ihr und Nicolas Häbel 2011 gegründete Agentur verzeichnete 2019 mit einem Umsatz von 1,8 Millionen Euro ihr bislang bestes Geschäftsergebnis. Zum Kundenkreis gehören neben regionalen Akteuren wie dem Endinger Stuhlhersteller Girsberger oder der IHK Südlicher Oberrhein inzwischen auch die Frankfurter Volksbank, für deren 1200 Mitarbeiter das Team einen Ausflug nach Freiburg organisierte.

„Das war ein grandioses Jahr mit rund 250 Veranstaltungen“, erinnert sich Reutlinger. „Auch 2020 startete gut.“ Doch dann kam der März, es hagelte eine Stornierung nach der anderen, und den beiden Geschäftsführern blieb nichts anderes übrig, als ihre sieben Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Da sie ihr Team nicht nur mit Video-Konferenzen zusammenhalten wollten, entwarfen die beiden Hoodies mit dem Firmenlogo und dazu passende Mund-Nasen-Schutze, packten Snacks und eine Karte dazu und verschickten das Ganze in einer Box.

Die Freude im Team sei riesig gewesen, erinnert sich die 37-Jährige, und auch die Reaktionen auf Instagram und Facebook, wo sie die Aktion posteten, waren positiv. Schon bald hätten die ersten Kunden gefragt: „Könnt ihr das nicht auch für uns machen?“ Und so war eine neue Geschäftsidee geboren: die „Mehrbox“, gefüllt mit nachhaltigen Produkten. Aktuell gibt es eine Weihnachtsbox mit Honig, Schokolade, Tee, Thermoskanne, Socken und mehr. Unternehmen können sie an ihre Mitarbeiter schicken lassen, sich damit „bedanken und ihre Wertschätzung ausdrücken“. Dann müsse Weihnachten im Betrieb nicht komplett ausfallen, so Reutlinger.

Weihnachtsbox von mehrpunkt

Statt Weihnachtsfeier: die Weihnachtsbox von mehrpunkt

Stück für Stück holten sie und Häbel ihre Mitarbeiter zurück und entwarfen neue Online-Formate: etwa den virtuellen Jailbreak, der das Erlebnis im Escaperoom im Keller der Lokhalle ersetzt, oder einen virtuellen Kochabend, für den eigens eine Kochbox nach Hause geliefert wird, samt Piccolo für den Sektempfang, zu dem sich alle per Zoom-Link zusammenschalten. Auch eine digitale Messe hat das mehrpunkt-Team an den Start gebracht: eine virtuelle Welt mit Ausstellern und Messeständen. „Wir haben ein komplett neues Dienstleistungs-Portfolio aufgebaut“, fasst die Geschäftsfrau zusammen.

Ob sich indes der geplante exklusive Weihnachtsmarkt für Unternehmen realisieren lässt, steht aufgrund des Teil-Lockdowns noch in den Sternen. Die Ideen gehen ihnen jedenfalls nicht aus, und so bleibt Reutlinger trotz des befürchteten Umsatzrückgangs von 70 bis 80 Prozent verglichen mit 2019 optimistisch: „Corona ist jetzt das neue Normal, und dafür sind wir gerüstet“, sagt sie. „Ich gehe davon aus: Es wird besser und nicht schlimmer.“

Fotos: © Johannes Meger, mehrpunkt