Gemischte Großwetterlage: IHK veröffentlicht Konjunkturklimabericht – Führungskräfte müssen gehen business im Breisgau | 05.03.2020 | Lars Bargmann

Verhalten optimistisch sind sie ins neue Jahr gestartet, die rund 1000 Betriebe unter dem Dach der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK). „Es ist nicht so schwarz, wie es schon war, aber es ist auch nicht klar, wo es hingeht“, sagte IHK-Präsident Steffen Auer bei der Vorlage des Konjunkturberichts zum Jahresbeginn 2020. Was er nicht sagte: Hinter den Kulissen rumort es in der Kammer, zwei Führungskräfte müssen die Kammer verlassen.

Der Konjunkturklimaindex liegt aktuell mit 122 Punkten neun Punkte besser als im Herbst. Der Index der Geschäftserwartung liegt bei 12 Prozent, im vergangenen Herbst rangierte er bei minus sechs Prozent. Das Coronavirus war zum Zeitpunkt der Befragung allerdings noch kein Thema. Wenn die USA ihrer Drohung von Strafzöllen auf europäische Autoimporte Taten folgen lassen würde, würde das gerade Baden-Württemberg „hart treffen“. Die aktuelle Geschäftslage ist indes eher trüb, denn eitel Sonnenschein: Der Index verlor drei Punkte auf nun 33 und gab damit zum vierten Mal in Folge nach. Große Impulse für den Arbeitsmarkt oder auch Investitionen wird es 2020 von den Betrieben wohl kaum geben.

Für die Hotellerie und Gastronomie zeichnete Toni Schlegel ein heterogenes Bild: In Freiburg stehen die Zeichen dank immer neuer Übernachtungsrekorde auf grün, im Umland aber schließen auch Betriebe. Schlegel und auch Christian Adam, Geschäftsführer des Logistikers Adam-Transporte, kritisieren für ihre Branchen besonders die unflexiblen Arbeitszeitgesetze. Maximal zehn Stunden dürfen Beschäftigte arbeiten, wenn es wegen Staus oder Hochzeiten mal länger dauert, betreten die Geschäftsführer mit ihrem Personal schnell den Boden der Illegalität. „Das ist ein absurdes Gesetz, mit der Lebenswirklichkeit einer Dienstleistungsgesellschaft hat das nichts zu tun“, sagt Schlegel. „Die Regelungen entsprechen nicht der Realität unserer Arbeit“, so Adam. Wie Auer und Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon fordern auch sie, dass die Gesetzeslage an die weicheren EU-Richtlinien (maximal 48 Wochenstunden, mindestens elf Stunden Ruhe pro Tag) angepasst wird.

Einzig die Bauwirtschaft, wo nur zwei Prozent der Betriebe unzufrieden sind, durchbricht den trüben Wolkenhimmel. „Das ist ein absoluter Motor für unsere Region“, sagte Auer. 62 Prozent geben den Fachkräftemangel als größtes Sorgenkind an. 45 Prozent sehen die steigenden Arbeitskosten als Risikofaktor.

Salomon bestätigte auf Nachfrage, dass in der Kammer zwei Führungskräfte gehen müssen. „Wir haben für unsere Größe zu viele Fachbereiche, wir brauchen eine klarere Struktur und wollen auch Personalkosten sparen.“ Nach chilli-Informationen wurde der Geschäftsbereich Existenzgründung und Unternehmensförderung, bis zum 1. März verantwortet von Michael Bertram, aufgelöst. Das darin liegende Geschäftsfeld Tourismus wandert zum stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Alwin Wagner. Normalerweise haben Handelskammern fünf Geschäftsbereiche, in Freiburg waren es bisher siebeneinhalb.

Aktuell arbeiten in Freiburg 90 Menschen für die IHK, das Gebäude an der Schnewlinstraße platzt aus den Nähten. Deswegen (wir berichteten) plant die Kammer einen Anbau ans hintere Gebäude im Innenhof. Dass dieser Plan überhaupt auf dem Tapet ist, dafür habe sein Vize Wagner gesorgt, erzählt Salomon. In der Kammer hielt sich lange das Gerücht, dass eine Bebauung des Innenhofs wegen der Tiefgarage nicht gehe. Es geht aber, wie der Statiker Martin Mohnke errechnet hat. Im Erdgeschoss des Anbaus soll es einen Versammlungsraum geben, drüber Büros. Im vorderen Gebäude könnten dann die beiden größeren Meeting-Räume in Büros umgebaut werden. Insgesamt geht es um 715 Quadratmeter. Damit hätte die IHK in Freiburg insgesamt gut 5000 Quadratmeter. Die Bauvoranfrage für die Erweiterung liegt bereits beim Baurechtsamt.

© IHK Südlicher Oberrhein / Olga Heiland