Adieu Miss EHC: Barbara Steger geht in den Ruhestand STADTGEPLAUDER | 20.05.2018 | Erika Weisser

51 Jahre lang hat die gebürtige Glottertälerin Barbara Steger gearbeitet, mehr als die Hälfte davon in der Geschäftsstelle des EHC Freiburg. Nun geht die gute Seele des Vereins, den sie seit seiner ersten Spielsaison 1985/86 durch sämtliche Wechselbäder der Auf- und Abstiege begleitet hat, in den Ruhestand.

Ab Juli werden Spieler, Trainer, Vereinsmitglieder, Fans und alle, die in der Geschäftsstelle etwas zu regeln haben, am Telefon ihr stets zugewandtes „EHC Freiburg, Steger“ nicht mehr vernehmen.

„Als ich vor über 32 Jahren hier anfing, hatte sich der Verein nach dem Konkurs des Vorgängers und damaligen Erstligisten ERC Freiburg gerade neu gegründet. Zu der Zeit war ich noch nicht Mitglied, habe von der Insolvenz erst erfahren, als sie mich selbst betraf. Ich hatte, weil ich so gerne zu Eishockeyspielen ging, von meinen Kollegen in meiner alten Firma zum Geburtstag einen Gutschein für eine Saisonkarte für 1984/85 bekommen, doch als ich den einlösen wollte, hieß es, dass es vorerst keine Spiele mehr geben werde.

Ich war sehr geschockt, habe gefragt, ob ich helfen könne. Das ging anderen Fans offenbar auch so, denn ich erlebte bald eine große Welle an Engagement, mit dem Ziel, den Verein wieder auf die Beine zu stellen und nach einem Jahr Pause neu anzufangen, in der Zweiten Liga. Als uns das durch die Werbung neuer Mitglieder und Sponsoren gelungen war, fragte mich der damalige Vorsitzende, ob ich nicht die Geschäftsstelle übernehmen wolle.

Ich schlief ein paar Nächte drüber, sagte ja und habe es nie bereut. Obwohl der Verein ein paar Jahre später einen herben Rückschlag erlitt, der auch meine Existenz in Frage stellte. Nach dem Aufstieg in die Erste Liga 1988 wurde uns 1992 die Lizenz für diese Klasse aberkannt und wir sollten zurück in die Regionalliga. Und wie soll sich ein Regionalligaverein eine hauptamtliche Geschäftsstellenleiterin leisten? Doch wieder erlebte ich diesen unglaublichen Zusammenhalt der Mitglieder, diese Unterstützung, die ich gar nicht in Worte fassen kann. Emotional war diese
Saison, in der wir am Boden zerstört waren und es dann doch wieder aufwärts ging, die schönste.

Jetzt gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich auf meine Freizeit, die für mich Freiheit bedeutet. Ich gehe gerne auf Kurzreisen, lese gerne und unternehme gerne etwas mit Freunden, dafür war in den letzten Jahren nicht immer genug Zeit. Aber ich werde auch die Leute hier vermissen, die Arbeit, die mir, obwohl sie oft sehr anstrengend war, viel Freude bereitet und mir ermöglicht hat, viele heute sehr erfolgreiche Spieler praktisch von der Babywippe an aufwachsen zu sehen.

Dem Verein, mit dem ich ja durch dick und dünn gegangen bin, bleibe ich natürlich verbunden. Ich nehme so viele lebensbereichernde Erinnerungen und Erfahrungen mit. Außerdem freue ich mich schon darauf, endlich wieder ein Spiel in voller Länge zu sehen, nicht nur die beiden letzten Drittel nach Kassenschluss.“

Foto: © Erika Weisser