Aus der Vogelperspektive: Modell der Stadt Freiburg soll zur Stadtentwicklung beitragen STADTGEPLAUDER | 21.02.2018 | Philip Thomas

Mehr als bloße Spielzeuglandschaft: Ein Miniaturmodell der Stadt Freiburg entsteht, um Planungen und Konzepte für Bauprojekte greifbarer zu machen. Ein zweites Teilstück zeigt jetzt die Innenstadt. Ihr Nachbau mit seinen 1200 Gebäuden war fast doppelt so aufwändig wie der des Stühlingers. Finanziert wurde der Bau durch Spenden.

Der Ausblick ähnelt dem von einer Aussichtsplattform: Der Blick schweift über Dächer und Straßen, Bäume und Sträucher. Wo ist die Johanneskirche? Wo das Schwabentor? Und wo das eigene Wohnhaus? Wer allerdings nicht im Stühlinger oder in der Altstadt wohnt, sucht Letzteres auf den beiden quadratmetergroßen Holzplatten vergebens. Denn bis Freiburg einmal auf 80 Platten komplett ist und jedes Gebäude der Stadt im Maßstab 1:1000 seinen Platz gefunden hat, dürfte noch einige Zeit vergehen.

Freiburger finden sich trotzdem sofort zurecht: die neue Universitätsbibliothek mit ihren Ecken und Kanten, die Blaue Brücke über den Bahnhof in den Stühlinger und der Schlossberg – alles steht dort, wo man es erwartet. Auch der Wandel der Stadt lässt sich an dem Modell gut nachvollziehen: Die Volksbank an der Bismarckallee soll nach dem Umbau auf der ersten Platte noch ausgetauscht werden. Die neue Straßenbahnlinie vor dem Colombischlössle hat es dafür noch auf die zweite Platte geschafft und ist sogar fühlbar.

Konkret genutzt werden soll das Modell für die Planung zukünftiger Bauprojekte in Freiburg. „Wir wollen den Stadtbau in Freiburg aktiv unterstützen und einen Dialog anregen“, sagt Benno Burgey, Architekt und Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „StadtModell Freiburg“, der die Platten in Auftrag gegeben hat. Finanziert wurden die beiden Platten komplett über Spenden, die sich insgesamt auf etwa 50.000 Euro belaufen. Gewidmet wird die zweite Platte Günter Ebi und seiner Frau Inge Ebi. Beide kamen 2012 durch einen tragischen Unfall ums Leben.

Sehr kleinteilig und detailgetreu ist der Freiburger Schlossberg. Er besteht aus mehr als 150 einzelnen Höhenlinien, die geografisch korrekt übereinandergelegt wurden. Das Prunkstück der kleinen Stadt ist aber, ganz wie im Vorbild, das Münster. Allein in dem Modell aus ungefähr 100 Einzelteilen stecken zwei Wochen Arbeit. Um die Spitze des Turms detailgetreu darzustellen, wurden aus millimeterdickem Holz Aussparungen gebrannt. Herkömmliche Fräsen und Bohrer wären zu grob gewesen.

Insgesamt sind auf der zweiten Platte rund 1200 Gebäude aus Birnenholz verklebt. Im Miniatur-Stühlinger waren es 800. Auch die Anzahl der Arbeitsstunden ist von 350 auf mehr als 600 gestiegen. „Die Gebäudestruktur in der Altstadt ist sehr komplex, da schließt kein Haus im rechten Winkel zum nächsten ab“, sagt Burgey. „Das alles auf das Modell zu übertragen, ist sehr aufwändig.“

Die Daten für die kleine Stadt kommen vom Vermessungsamt. „Das ist eine riesige Datenflut, die muss erst einmal gefiltert werden“, pflichtet Modellbauer Martin Hermel bei. „Die Vermessungen zu verarbeiten ist sehr zeitintensiv, das ist die Hälfte der Arbeit“. Das Modell soll die komplexe Freiburger Stadtentwicklung greifbarer machen. „Man soll schon nah rankommen, dazu ist es als Werkzeug ja auch gedacht“, so Burgey. Trotzdem sorgt er sich ein wenig um die vielen Hände, die nach zweieinhalb Jahren Bauzeit bei der Ausstellung im März vor Ort sein werden. Er scherzt, „Da reicht schon ein Schlotzeis.“

Fotos: © Stadtmodell Freiburg

Architekten entwickeln Freiburg in Miniaturgröße