Aus nach 18 Jahren: Theatercafé sucht neue Pächter STADTGEPLAUDER | 25.04.2019 | Till Neumann

Fast zwei Jahrzehnte lang hat Maria Camino (rechts) das Theatercafé an der Bertoldstraße betrieben. Seit 11 Jahren mit Michaela Steinwasser. Jetzt hören sie auf – nach anstregenden Jahren. Die Theaterleitung bedauert den Abschied und sucht „innovative“ Nachfolger.

„Wir sind ein bisschen ausgebrannt“, erzählt Maria Camino (52). Das vergangene Jahr sei intensiv gewesen, wie die vorherigen auch. „Wir wollen aufhören, bevor wir nicht mehr können“, sagt sie zum gemeinsamen Entschluss. Am 20. Juli sei zum letzten Mal geöffnet. Einen Flohmarkt soll es dann geben, um das Inventar („Gläser und Teller“) loszuwerden.

Die Gastronomiebranche sei mit steigenden Auflagen schwierig geworden, das Café dennoch gut gelaufen. Den Betrieb sei anstrengend, habe aber großen Spaß gemacht: „Man ist am Puls der Zeit, mitten im Zentrum, trifft viele Leute.“ Fünf Theater-Intendanzen hat sie hier erlebt.

Im Herzen der Stadt: Das Theatercafé in der Bertoldstraße schließt im Juli.

Zum 1. September soll das Café neu eröffnen. So steht es auf der Webseite des Theaters, welches das Café verpachtet: „Erwünscht sind Bewerbungen von Gastronom_innen, die ein attraktives, innovatives und zukunftsgerichtetes Konzept für eine ansprechende Tages- und Abendgastronomie vertreten.“ Viel Zeit, das zu entwickeln ist nicht: Konzepte können bis zum 12. Mai eingereicht werden.

Seit 30 Jahren ist Camino in der Gastroszene aktiv. Einst leitete sie das Vorderhaus, dann parallel mit drei Kollegen das Theatercafé. Zuletzt kümmerte sie sich ausschließlich um den Betrieb im Herzen der Stadt. Der Abschied fällt ihr nicht leicht, doch auch Erleichterung ist spürbar. Jetzt hofft sie auf eine geeignete Nachfolge: „gute, junge, engagierte Leute“. Das Konzept müsse zum Theater passen. „Eine Shishabar oder Pizzeria würden hier nicht gehen“, sagt Camino.

Beim Theater wird der Entschluss mit Wehmut aufgenommen: „Die Theaterleitung bedauert sehr, dass die Betreiberinnen nach 18 Jahren kollegialer und erfolgreicher Zusammenarbeit auf eigenen Wunsch zum Sommer 2019 aufhören werden“, sagt die Kaufmännische Direktorin Tessa Beecken. „Insbesondere ihre große menschliche Zugewandtheit, das Verständnis für die Belange des Theaterbetriebs und die große Flexibilität der Betreiberinnen und ihrer Mitarbeiter_innen werden uns fehlen“, so Beecken weiter.

Was von den vielen Jahren für Camino am meisten in Erinnerung bleibt? „Die vielen Leute, die man trifft und die irgendwann wiederkommen“, berichtet Camino. So manchen Schauspieler habe sie schon in Funk und Fernsehen wiederentdeckt. Ihr Wunsch ist, dass das Café auch in Zukunft ein Ort bleibt, an den man immer wieder gerne zurückkehrt.

Fotos: © Till Neumann