Bunte Talentschmiede: Jazz & Rock Schulen Freiburg bereichern die Musikszene STADTGEPLAUDER | 22.03.2022 | Pascal Lienhard

Jazz & Rock Schulen: Junge und Lehrer am Schlagzeug spielen

„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Der Satz stammt von Victor Hugo. Wer die Leidenschaft für Musik teilt, wird verstehen, was der französische Autor meint. Doch um sich über Musik auszudrücken, braucht es meist Anleitung und Unterstützung. Die Jazz & Rock Schulen Freiburg (J&RSF) bieten genau das.

Als die J&RSF 1984 gegründet wurden, war die Musikwelt eine andere: Von Billie Eilish oder Taylor Swift hatte noch niemand gehört, die Jahrescharts regierte Herbert Grönemeyer mit „Männer“. Wie in den Charts ist auch im Freiburger Kompetenzzentrum für Popularmusik viel passiert – und mit Schülern wie Uwe Bossert von „Reamonn“ oder Max Mutzke haben die J&RSF heute berühmte Musiker ausgebildet. Etwa 60 Lehrer*innen unterrichten im Kulturpark an der Haslacher Straße und im E-Werk. Rund 2000 Musikfans nehmen Unterricht oder wirken in Bands, Ensembles oder Workshops mit.

Die J&RSF stehen auf zwei Säulen: der allgemeinen Musikschule und dem Zentrum für Musikpädagogik. Im Zentrum für Musikpädagogik werden Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Kooperation mit Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen umgesetzt. Vor allem benachteiligte Kinder und Jugendliche sollen aktiv gefördert werden: „Wir wollen ein offenes und inklusives Musikhaus sein“, sagt Arthur Adler, künstlerischer Leiter der Jazz & Rock Schulen Freiburg.

Zwei Veranstaltungen stellt er bei der Förderung junger Nachwuchs-Musiker*innen heraus: Bei der Newcomer-Bühne „My Stage“ können – in Kooperation mit der Popakademie Baden-Württemberg – junge Künstler*innen viermal im Jahr erste Bühnenluft schnuppern. Wer Blut geleckt hat, kann sich beim Jazzhaus Freiburg zum Wettbewerb „Rampe 2022“ anmelden.

Jazz & Rock Schulen Freiburg

Einer von zwei Stützpunkten der J&RSF: der Kulturpark an der Haslacher Straße.

Ein Herzensprojekt der J&RSF ist das Freiburger Schüler-Jazzorchester FSJ. Seit September tragen die Schulen als Partner des Freiburger Jazzhauses durch kostenfreie Bereitstellung von Proberäumen und Expertise dazu bei, die Arbeit des Orchesters weiterzuführen. Interessierte Schüler*innen können sich für ein Vorspiel bewerben.

In der Allgemeinen Musikschule erlernen Menschen jeden Alters mehr als 20 Instrumente. Hinzu kommt ein großes Angebot an Ensembles von Kindergruppen über Jugend- bis zu Senioren-Bands. 18 Bands und drei Chöre werden betreut. Das Kollegium kommt auch aus Ländern wie China, den USA, der Schweiz oder Peru. „Wir wollen kulturelle Vielfalt abbilden“, erklärt Adler.

Natürlich schränkte die Pandemie auch die Musik ein. Gemeinsames Spielen im digitalen Raum ist kaum umsetzbar. So wurden häufig Einzelcoachings angeboten. Mit Erfolg, wie das Percussion-Ensemble „Rumble in the Jungle“ mit Kindern zwischen 8 und 14 Jahren zeigt. „Die haben durch das individuelle Coaching unglaublich viel mitgenommen“, freut sich Adler. „Als sie wieder zusammen-kamen, haben sie ein super Konzert gespielt.“

Insgesamt sind die Schulen laut Adler gut durch die Pandemie gekommen. „Natürlich gab es Kündigungen“, berichtet er. „Aber insgesamt ist die Schülerzahl kontinuierlich gestiegen.“ Zudem freut Adler sich über eine Aktion des Fördervereins der J&RSF für das Schuljahr 2022/23: Mit 7000 Euro werden begabte Kinder und Jugendliche aus ein-kommensschwachen Familien mit Stipendien gefördert. Eine Bewerbung ist bis zum 2. Mai möglich. So können noch mehr Menschen lernen, über Musik das auszudrücken, was nicht gesagt werden kann.

Fotos: © Jazz & Rock Schulen Freiburg, Pascal Lienhard