Die Theater-Jazzer – Freiburger Schauspielgruppe Freistil feiert 20-Jähriges STADTGEPLAUDER | 23.02.2024 | Pascal Lienhard

hristoph Hüllstrung, Nicole Djandji-Stahl, Karsten Kramer, Achim Freund und Christian M. Schulz (v. l. n. r.) sind Freistil. Improvisieren ist ihre Leidenschaft: Christoph Hüllstrung, Nicole Djandji-Stahl, Karsten Kramer, Achim Freund und Christian M. Schulz (v. l. n. r.) sind Freistil.

Wo bei anderen der Angstschweiß ausbricht, beginnt für Christian M. Schulz der Spaß. Der Freiburger Schauspieler liebt es, ohne Text und ohne Anweisungen auf die Bühne zu gehen. Mit der Gruppe Freistil hat er sich neben Dinner-Krimis dem Impro-Theater verschrieben. Bis heute ist Schulz’ Leidenschaft für die Kunst der Spontaneität ungebrochen.

Mitte Januar nimmt Christian M. Schulz in einem Freiburger Café Platz. Für seine Theatergruppe Freistil ist 2024 ein besonderes Jahr. Zwei Dekaden ist es her, seit sich der Vorhang für die Formation öffnete. Jetzt schlägt der 60-Jährige einen Leitz-Ordner auf und inspiziert eine Seite voller Zahlen. „1113“, liest er vor. „So viele Shows haben wir in den vergangenen 20 Jahren gespielt.“

Als der ausgebildete Schauspieler Mitte der 90er zum ersten Mal eine Impro-Theater-Show besucht, ist er begeistert – und will eine eigene Gruppe gründen. „Impro vereint alles, was ich gerne mache“, erklärt er. Schauspiel, Gesang, Bewegung, Komik, Pantomime, Texte erfinden, hier kann er sich austoben. „Hätte es das Impro-Theater nicht gegeben, hätte ich es erfinden müssen“, sagt Schulz mit einem Grinsen.

Nach ersten Erfolgen mit Theater L.U.S.T. schart Schulz 2004 ausgebildete und ehrgeizige Kolleg·innen um sich. „Ich habe Leute gesucht, die Schauspiel als ihren Beruf sehen und gute Qualität liefern wollen“, blickt Schulz zurück. Dieser Anspruch führt auch mal zur harten Entscheidung, einen Kollegen setzte er nach einem schlechten Auftritt vor die Tür. Als Schauspieler könne man nicht automatisch Impro machen. „Ein klassisch ausgebildeter Pianist kann auch in seinem Metier super sein, aber beim Jazz versagen.“

Den harten Kern der Theater-Jazzer bilden heute vier Darsteller·innen, die von Beginn an dabei sind. Mit einem Begleitmusiker kreiert das Quartett bei jeder Impro-Show etwas völlig Neues. Dafür hat die Gruppe in den ersten Jahren trainiert und regelmäßig Aufnahmen vergangener Shows analysiert. Inzwischen wird nur noch der musikalische Teil geübt. „Die Auftritte sind unsere Proben“, verkündet Schulz selbstsicher.

Überregionale Bekanntheit hat sich Freistil seit 2008 mit Dinner-Krimis erspielt. In Restaurants führt die Crew von Schulz verfasste Krimis auf. Acht Stücke hat Freistil im Backkatalog, alle zwei Jahre gibt’s ein neues. „Das Besondere ist, dass wir zwischen den Tischen spielen“, sagt Schulz. „Dadurch werden die Gäste Teil des Bühnenbilds.“ 2010 gelang Freistil der Schritt ins Nachbarland. „In der Schweiz waren die Dinner-Krimis noch nicht so bekannt und wir waren Vorreiter“, sagt Schulz. Bis heute gehört etwa das Zürcher Hotel Spirgarten zu den festen Spielorten.

Ob Impro oder mit Drehbuch: Freistil kann Klassik und Jazz.

Foto: © Freistil