„Digitale Schatzkarte“: Geospin hilft Unternehmen, den richtigen Standort zu finden STADTGEPLAUDER | 27.07.2018 | Isabel Barquero

Wo sind Carsharing-Parkplätze sinnvoll, wo rentieren sich Elektroladesäulen? Antworten auf solche Fragen liefert die Software der Geospin GmbH. Sie verknüpft interne Unternehmensdaten mit externen Geodaten. Das junge Start-up ist eine Ausgründung von fünf Wissenschaftlern der Uni Freiburg. Namhafte Unternehmen wie Bosch oder Siemens setzen darauf.

Ob beim Einkaufen, Bahnfahren oder über soziale Medien – der moderne Mensch hinterlässt täglich eine riesige Datenspur. Unternehmen sammeln diese Informationen, nutzen diese Daten aber oft nicht in dem Maße, wie sie es könnten. Geospin hingegen bietet Softwarelösungen für die Analyse von Geodaten.

Die Idee wurde 2016 von den ehemaligen Doktoranden Sebastian Wagner, Johannes Bendler, Tobias Brandt, Niklas Goby und Christoph Gebele (rechts) am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Freiburg ins Leben gerufen. Als Projektgruppe forschten sie im Themenfeld Smart Cities. Während eines EXIST-Stipendiums gründeten sie Geospin. Im Anschluss an die staatliche Förderung konnte sich das Start-up eigenfinanzieren und zu einem Unternehmen mit zweistelliger Mitarbeiterzahl entwickeln.

Die Software unterstützt Unternehmen, indem sie analysiert, wann und wo Dienstleistungen oder Produkte besonders stark nachgefragt sind. „Unsere Software schafft es, Daten so zu analysieren, dass Unternehmen wissen, wo sich beispielsweise der Aufbau neuer Elektroladestationen rentieren würde“, sagt Christoph Gebele, Marketing- und Vertriebsleiter von Geospin.

Zusätzlich zu den von Firmen zur Verfügung gestellten Daten werden Open-Source-Quellen genutzt. Das sind unter anderem Wetter- oder Verkehrsdaten. Die Software fungiert als Schnittstelle zwischen den vorhandenen Daten.

Strukturiert: Alle relevanten Daten sind auf einer Karte abgebildet.

Diese werden mit Hilfe von spezialisierten, selbstlernenden Algorithmen ausgewertet. „Unser Modell verknüpft alle relevanten Daten zusammen auf eine einzige Karte – eine digitale Schatzkarte“, erklärt der 33-Jährige. Diese Reduzierung helfe, einen maximalen Nutzen aus den Daten zu ziehen.

Die Ergebnisse können für die Kunden auf Karten visualisiert werden. Laut Gebele sei „die Art und Weise, wie wir Prognosen durchführen“, ein Markenzeichen von Geospin. „Unser Modell ermöglicht nicht nur einen Blick in die Vergangenheit und in das Jetzt, sondern auch in die Zukunft.“

Zu den Kunden von Geospin zählen neben kommunalen Unternehmen auch große Firmen wie Siemens, Bosch und die Deutsche Bahn. Aufträge und Anfragen gibt es auch aus Frankreich und der Schweiz. „Mittelfristig möchten wir uns im europäischen Markt etablieren. Auch die USA kommen für uns in Frage, wir haben gute Kontakte. Das ist aber noch nicht in Planung“, berichtet der Geschäftsführer Sebastian Wagner (mitte).

Das Start-up ist auf Expansionskurs: Geospin wird bis zum Jahresende weitere Mitarbeiter einstellen. Außerdem gibt es bereits ein zweites Büro in Hamburg. Möglich macht’s eine siebenstellige Investition des High-Tech-Gründerfonds und der Thüga AG.

Datenanalysen ohne die notwendige Expertise können indes schon mal aufs Glatteis führen. „Wir checken die Daten, bereinigen diese, um die Datenqualität sicherzustellen. Aber wenn die Daten nicht abdecken, was im Anschluss prognostiziert werden soll, dann ist eine Analyse nicht machbar“, erklärt Gebele. „Die Gefahr besteht, dass man schnell Zusammenhänge sieht, die nicht zwingend kausal sind.“

Ist die Analyse erfolgreich, kann sie dem Kunden helfen, teure Testphasen zu vermeiden. Die Software analysiere versteckte Strukturen und Dynamiken einer Stadt, so Wagner. Mit Hilfe der digitalen Karten bleibe kaum ein Schatz verborgen.

Fotos: © Geospin