Eckpfeiler nachhaltigen Stiftungshandelns: Das Vermögen der Freiburger Stiftungen STADTGEPLAUDER | 08.06.2022 | Dorothea Wenninger

Historisches Gebäude: Friedrichsbau von Außen

Das Adelhauser Kloster, das Wentzingerhaus oder der Friedrichsbau sind aus dem Freiburger Stadtbild nicht wegzudenken. Was aber die wenigsten wissen: Diese historischen Gebäude bilden – neben vielen anderen Grundstücken, Immobilien, Kunstgegenständen und Finanzanlagen – das Vermögen der sechs Freiburger kommunalen Stiftungen. Wie bei allen Stiftungen ist deren Vermögensmasse die Grundlage für deren gemeinnützige Arbeit.

In Euro lässt sich das Vermögen der Freiburger Stiftungen nicht genau beziffern. Die Sachwerte geben bereits gute Hinweise zur Vermögensstruktur: Mehr als 1100 Immobilien – vom Mehrfamilienhaus über die Hochhaussiedlung bis zur Reb- und Waldhütte – befinden sich im Stiftungseigentum. Die überwiegende Zahl ist verpachtet oder vermietet. Auch die vier Pflegeheime der Heiliggeistspitalstiftung und mit dem Stiftungsweingut Freiburg sogar ein eigener Weinbaubetrieb gehören zum Stiftungsvermögen. Als die bislang wohl nachhaltigste Form der Vermögensverwaltung sind die rund 165 Hektar Wald in verschiedenen Gemarkungen in und um Freiburg hervorzuheben. Durch die Mieten, Pachten, Erbbauzinsen und durch Kapitalerträge erzielen die Stiftungen den Großteil ihrer Einnahmen, um damit den vielfältigen Aufgaben im Sinne der Stifter gerecht zu werden.

Neben den bereits erwähnten historischen Bauten gehört zum Vermögen der Stiftungen auch das Jesuitenschloss in Merzhausen, das in Panoramalage am Schönberg thront. Außerdem das hinter dem Torbogen am Ortseingang von Günterstal gelegene Zisterzienserinnenkloster, in dem heute unter anderem das Internat des Deutsch-Französischen Gymnasiums zu Hause ist, nicht zu vergessen das Schwarze Kloster in der Freiburger Innenstadt, heutiger Sitz der Volkshochschule.

Dauerleihgaben im Augustinermuseum

Das sind alles bekannte und historisch bedeutende Gebäude. Zum Teil international berühmt sind auch einige der wertvollen Kunstschätze aus dem Stiftungseigentum. Zum Beispiel der Maltererteppich und der Adelhauser Tragaltar. Sie können wie viele weitere Kunstwerke im Augustinermuseum bestaunt werden.

Der Maltererteppich, ein fast fünf Meter langer schmaler Streifen, stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Er wurde als Behang für eine Klosterbank oder als Wandteppich aus Leinen und Wolle gefertigt. Man vermutet, dass Johannes Malterer ihn seiner Schwester oder seiner Tante Anna schenkte, die als Ordensschwester im Adelhauser Kloster lebte. Diese beiden Namen sind jedenfalls darauf zu lesen. Der Behang wird auch Weiberlistenteppich genannt, weil darauf Szenen abgebildet sind, in denen Männer von Frauen überlistet werden.

Auch sehr bekannt ist der Adelhauser Tragaltar aus der Zeit Karls des Großen. Ihn umgeben noch heute viele Geheimnisse. Vermutlich stammt er aus bischöflichem oder sogar königlichem Besitz, denn er besteht unter anderem aus feuervergoldeten Silberplatten. Er konnte auf Reisen mitgeführt werden und wurde im Adelhauser Neukloster erst um das Jahr 1900 wiedergefunden, daher der Name.

Statuete der Hl. Maria Magdalena aus Freiburg oder Straßburg, um 1250

Eine Leihgabe an das Augustinermuseum: die Hl. Maria Magdalena aus Freiburg oder Straßburg, um 1250.

Nachhaltige Vermögensverwaltung

Stiftungen haben die Aufgabe, durch eine gesicherte Vermögensverwaltung ihre Ziele dauerhaft zu erfüllen. Damit sie diesem Auftrag gerecht werden, sind sie gehalten, dafür zu sorgen, dass ihr Kapital wertmäßig erhalten bleibt. Ausschließlich die aus dem Stiftungsvermögen erzielten Erträge sind für die Stiftungszwecke und zum Erhalt der Vermögenswerte zu verwenden. Das beschreibt auch Peter Mölbert, der Fachbereichsleiter Bau und Immobilien, mit folgenden Worten: „Stifter:innen schenken uns ihr Vertrauen dafür, dass wir ihre Immobilien dauerhaft erhalten können, um mit den Erträgen Positives in der Stadt Freiburg zu bewirken. Dieses Vertrauen ist für uns eine Verpflichtung, der wir uns gerne stellen.“ Bei der Aufgabenerfüllung wirken der Stiftungsrat, die Stiftungsverwaltung und auch die Aufsichtsbehörden stets vertrauensvoll zusammen, um die Stiftungsziele im Rahmen der zahlreichen Vorgaben zu sichern.

Es ist erfreulich, dass auch in der Gegenwart wiederholt Bürgerinnen und Bürger mit der Stiftungsverwaltung in Kontakt treten, um im Rahmen einer Zustiftung dauerhaft zum Allgemeinwohl beizutragen. Den persönlichen Wünschen der Stifterinnen und Stifter wird dabei selbstverständlich entsprochen.

In der Regel übertragen sie ihr privates Vermögen, um über ihr Leben hinaus etwas bewirken zu können. Und bei den kommunalen Stiftungen in Freiburg wissen sie, dass ihre Zustiftung direkt den Menschen in der Region zugutekommt.

Heute sind in der Stiftungsverwaltung Freiburg, die im Adelhauser Kloster ihren Sitz hat, folgende selbstständige kommunale Stiftungen (mit jeweiligem Stiftungszweck) vereint:

die Heiliggeistspitalstiftung (Leben und Wohnen im Alter),
die Waisenhausstiftung (Förderung von Kindern und Jugendlichen),
die Adelhausenstiftung (Ausbildung und Bildung),
die Dr.-Leo-Ricker-Stiftung (Bildung),
die Franz-Xaver- und Emma-Seiler-Stiftung (Ausbildungsförderung im Handwerk) sowie
die Michael-Denzlinger-Stiftung (Unterstützung älterer Menschen in Freiburg-Hochdorf).

INFO:
Unsere vierteilige Serie „Stiftungsverwaltung Freiburg“

Teil 1: Kommunale Stiftungen – Stiftungsvielfalt in einer Hand
Teil 2: Das Stiftungsvermögen – Eckpfeiler nachhaltigen Stiftungshandelns
Teil 3: Die Stiftungszwecke – Inhalte und Ziele einer sozialen Förderung
Teil 4: Zustiftungen – Weitere Stifterinnen und Stifter sind herzlich willkommen

www.stiftungsverwaltung-freiburg.de

Fotos: © Jean Jeras, Stiftungsverwaltung