Escape Rooms im Fokus: Polens Drama wirft auch in Freiburg Fragen auf STADTGEPLAUDER | 23.04.2019 | Lucile Gagnière

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Fünf Mädchen sind in einem polnischen Escape Room verbrannt. Kann so etwas auch in Deutschland passieren? In Freiburg laufen Gespräche zwischen dem Rathaus und den lokalen Escape-Room-Betreibern. Ein Problem wurde gefunden. Doch die Schließung eines Raumes scheint unwahrscheinlich.

Was ein unterhaltsames Spiel werden sollte, wurde ein Albtraum: In einem Escape Room in Polen kamen im Januar fünf Mädchen ums Leben. Sie feierten dort Geburtstag, als im Nebenzimmer ein Feuer ausbrauch. Es schnitt den 15-Jährigen ihren einzigen Fluchtweg ab. Bisher unterlagen polnische Escape Games keinen besonderen Auflagen: Nach dem Unglück kontrollierte die Polizei in ganz Polen 178 solcher Rooms – 129 erfüllten die Brandschutz-Vorschriften nicht. Zahlreiche mussten schließen.

Auch in Deutschland hat das Drama Fragen aufgeworfen. In Hannover  machten drei Räume dicht – wegen fehlender Baugenehmigungen. Bundesweit habe es Kontrollen gegeben, heißt es beim Fachverband der Live Escape & Adventure Games (LEAG). „Alle Betreiber haben bundesweit ihre Konzepte noch einmal selbst überprüft, ein großer Teil bekam zudem Besuch von Bauamt und Feuerwehr“, sagte Projektleiter Martin Sommer der Deutschen Presse-Agentur.

Auch in Freiburg stehen die Räume auf dem Prüfstand: Das Baurechtsamt hat sich näher mit ihnen beschäftigt, bestätigt Pressesprecherin Martina Schickle die chilli-Informationen. Die ersten Fragen: Welche Räume gibt es überhaupt? Und wo? Häufig lägen die Räume in Gewerbegebieten und seien als Gewerbe angemeldet, heißt es im Rathaus. „Baurechtlich sind Escape Rooms ein relativ neues Phänomen“, sagt Schickle. 

Das Bauamt konnte „fünf bis sechs Betreiber“ ausmachen – und überprüft sie. „Generell müssen zwei unabhängige Rettungswege vorhanden sein, die funktionieren, damit im Notfall die Menschen jederzeit und schnell aus dem Raum gelangen können“, erklärt Schickle. „In einem Fall, den das Baurechtsamt aufgrund einer Beschwerde aufgegriffen hatte, konnte zusammen mit dem Betreiber bereits eine Lösung erarbeitet werden“, sagt die Sprecherin. 

Kümmern sich um Sicherheit: Südbadische Escape-Room-Betreiber wie Philipp Wirthgen (Foto oben) von Frexit.

Fünf Betreiber machen hier gemeinsame Sache: Frexit, ILocked, Jailbreak und Rätselhaft haben sich zur Escape Game Community in Südbaden zusammengeschlossen. Sie kommunizieren als Gruppe, aber auch einzeln mit dem Rathaus, informiert Philipp Wirthgen. Der Frexit-Betreiber ist Sprecher der Community und berichtet, dass die Anbieter nach dem Unglück in Polen von sich aus das Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht haben. 

In seinen Räumen könne man sorgenfrei spielen, versichert Wirthgen. „Allein durch unsere Spielszenarien, bei denen die Spieler in der Regel nicht in einem Raum eingeschlossen sind und es zu jedem Zeitpunkt mehrere erreichbare Fluchtwege gibt, ist eine solche Tragödie ausgeschlossen.“ In seinem Raum „Mission Schwarzwald“ muss man einen Kuckuck aus seiner Uhr befreien, um die Tür zu öffnen. Ein Notfallschlüssel steht jederzeit zur Verfügung. Er steckt für alle sichtbar im Schlüsselloch der Tür. Ein chilli-Test zeigt: Unwohl fühlen muss sich dort beim Spielen keiner.

Der fünfköpfigen Community ist Sicherheit wichtig: Sie will, dass sämtliche Anforderungen an Sicherheit und Brandschutz genügen, betont Wirthgen. Die Gespräche seien in vollem Gange, Antragsverfahren am Laufen. Dort könnte es jedoch kompliziert werden. Laut chilli-Informationen steht im Raum, das Escape Rooms als Vergnügungsstätten deklariert werden müssten. Das würde die Zulassungen erschweren. Eine einheitliche behördliche Gewerbeeinordnung gibt es bisher nicht in Deutschland.

Ob Wirthgen ausschließen kann, dass Räume geschlossen werden müssen? „Davon gehen wir nicht aus.“ Ein klares Nein ist das nicht.

Fotos: © Till Neumann, pixabay