Famose Buchtipps: Lieblingsbücher von Prominenten aus Freiburg STADTGEPLAUDER | 06.11.2020 | Erika Weisser, Stella Schewe, Arwen Stock & Liliane Herzberg

Buch

Wenn die Tage kürzer werden, ist Zuhause bleiben und schmökern angesagt. Für unser Titelthema haben bekannte Persönlichkeiten aus der REGIO verraten, was sie gerade lesen und welches ihr Lieblingsbuch ist.

Ulrich von Kirchbach
Erster Bürgermeister der Stadt Freiburg

Ulrich von KirchbachMein Lieblingsbuch ist „Gruppenbild mit Dame“ von Heinrich Böll. Das Buch erschien 1971 und erzählt das Leben von Leni Pfeiffer, die sich 1944 in den russischen Kriegsgefangenen Boris verliebt und schwanger wird. Boris stirbt kurze Zeit später. Leni hat zeitlebens mit Anfeindungen zu kämpfen. Das Buch ist ein Sittengemälde und Stimmungsbild der Kriegsgesellschaft und der jungen Bundesrepublik Deutschland. In seiner Darstellung von Randfiguren der Gesellschaft setzt sich Böll für Humanität ein und prangert zudem rassistische Ansichten an. Es ist zudem auch ein Buch über Antifaschismus und ein Antikriegs-Roman.

Böll war und ist einer meiner Lieblingsautoren. Schon als Jugendlicher habe ich alle seine Kurzgeschichten und Romane gelesen. „Gruppenbild mit Dame“ ist einer seiner größten Romane, fand ich. Zudem musste ich in der 10. Klasse eine Hausarbeit über diesen Roman schreiben und hatte damals das erste Mal (auch das letzte Mal…)  eine 1+ als Bewertung.

Julia Sophie Söhne
Fraktionsvorsitzende der SPD/Kulturliste im Gemeinderat Freiburg

Julia Sophie SöhneIch habe auf jeden Fall nicht nur ein Lieblingsbuch. Besonders geprägt hat mich aber in meiner Kindheit die Trilogie der Wendepunkte von Klaus Kordon, begonnen bei „Rote Matrosen“. Nirgendwo werden soziale Not, Utopien und unsere Geschichte so klar und eindrücklich dargestellt wie dort. Ich habe die Bücher geliebt. Ganz aktuell mag ich „Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney sehr. Sie ist eine tolle junge Autorin, die unterhaltsam und klug über meine Generation schreibt.

Christian Streich
Trainer Sportclub Freiburg

Christian StreichZur Zeit lese ich „Der Spaß an der Sache“ von David Foster Wallace, der leider viel zu früh gegangen ist. Das Buch sammelt alle Essays des vielleicht wichtigsten amerikanischen Autors der jüngeren Vergangenheit. Sehr unterhaltsam und dabei immer klug – das ist ja eine seltene Konstellation. Ein gutes Buch bringt mich runter. Es gibt mir das Gefühl, auch mal weg sein zu können, andere Räume zu betreten und sich mit den Gedanken anderer Menschen auseinandersetzen zu können. Im besten Fall hat die Lesezeit dann nichts mehr mit dem Tag zu tun. Kein Fußball, kein Stadion. Das funktioniert bei mir mal besser und mal schlechter.

Holger Thiemann
Projektleiter des Freiburger Stadtjubiläums

Mein Lieblingsbuch ist „Die schönsten Blumen und Früchte“ von Pierre Joseph Redouté. Darin sind Reproduktionen von 144 farbigen Kupfertafeln zu sehen. Das Buch ist mir vor vielen Jahren auf einem verwunschenen Trödelmarkt in Südfrankreich begegnet. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich nehme den kompakten Band in die Hand, sehe mir die Kunstwerke an und meine Stimmung steigt augenblicklich. Die Arbeiten sind wunderschön. Die Faszination und Schönheit der Natur empfinde ich in diesen Darstellungen weitaus eindrucksvoller und berührender als bei jedem Foto.

Franziska Pankow
Abteilungsleiterin Tourismus Convention Bureau & Events

Dr. PankowMein Lieblingsbuch dieses Sommers war „Achtsam Morden“ von Carsten Dusse, weil es mich immer wieder laut zum Lachen gebracht hat. Worum geht es? Ein Strafverteidiger, der aus Sicht seiner Frau viel zu wenig Zeit mit der Familie verbringt, wird gezwungen, ein Achtsamkeitsseminar zu besuchen. Und wendet das Gelernte gleich sehr erfolgreich an, als sein Mandant, ein Mafiaboss, sich als immer größerer Störfaktor in Sachen Work-Life-Balance erweist.

Denn was könnte da besser helfen, als ihn zu beseitigen und dann ganz gelassen dessen Leitungsposten im Mafiakartell zu übernehmen? Schwarzer Humor von seiner besten Seite!

Susanne Bader
Inhaberin der Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg

Susanne BaderIch liebe „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino, übersetzt von Burkhart Kroeber. Aber ist es mein Lieblingsbuch? Ich habe auch keinen Lieblingsmenschen. Höchstens einen Lebensmenschen. Calvino beschreibt, wie der Venezianer Marco Polo im 13. Jahrhundert durch das chinesische Reich reist und davon dem Tatarenkaiser Kublai Khan berichtet. Erzählt in 55 phantastischen Miniaturen, entstehen Städte der Phantasie vor unseren Augen und zerfallen wieder.

In den frühen Achtzigerjahren habe ich diesen Dichter und sein Werk entdeckt. Was für ein poetischer, philosophischer, melancholischer Text in unserer erschütterten Zeit, in der wir das menschliche Miteinander neu denken müssen.

Fotos: © Patrick Seeger, Anja Limbrunner, Keller SCF, Britt Schilling, Arne Bicker, jr, iStock/fototocam