Freiburger Innenstadt: Auf die Plätze, fertig, los STADTGEPLAUDER | 23.08.2022 | Lars Bargmann, Pascal Lienhard

Platz Innenstadt

Die Freiburger Innenstadt braucht neue Impulse. Ein Zukunftskonzept haben Rathaus und die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH Mitte Juli vorgestellt. Tageweise kostenloser ÖPNV, After-Work-Märkte, Pop-up-Stores, ein neuer Spielplatz im Colombipark zählen dazu. Die chilli-Redakteure Lars Bargmann und Pascal Lienhard richten ihren Blick indes auf acht Plätze. Sie sehen großes Potenzial für eine Attraktivitätssteigerung.

Der Karlsplatz
Dienstag, 26. Juli, 16.55 Uhr

Karlsplatz

So ist es: Verlassen liegt der Karlsplatz in der Nachmittagssonne. Vier Reisebusse parken, ein paar Menschen sitzen auf Bänken, die kurioserweise zum Teil Richtung Leopoldring aufgestellt sind. Bis 1944 schloss der Platz als innerstädtische Grünfläche an den Ostflügel der noch U-förmigen Karlskaserne an.

So könnte es sein: Der Platz ist für parkende Busse zu schade. Die Freien Wähler brachten dafür den Parkplatz am SC-Stadion ins Spiel. Der Karlsplatz bräuchte mehr bewirtete Außenflächen, mehr Grün statt Asphalt, könnte auch Platz für einen regelmäßigen Kunsthandwerkermarkt bieten.

Der Trostlosplatz
Dienstag, 26. Juli, 17.30 Uhr

Trostlosplatz

So ist es: Ein Platz im Herz der Stadt, der in seiner Trostlosigkeit fast untergeht. An der Straßenbahnhaltestelle zwischen Stadttheater und Polizeirevier Nord liegt ein gepflasterter Platz mit zwei Grünflächen. Aufenthaltsqualität nahe null.

So könnte es sein: Jeder (!) Landschaftsbauer könnte aus diesem kleinen Juwel einen Ort bauen, der eine höhere Qualität hat. Eine neue Baumgruppe, Sitzgelegenheiten und ein Kaffeemobil würden Touristen wie Einheimische anziehen.

Der Kartoffelmarkt
Dienstag, 26. Juli, 17.10 Uhr

Kartoffelmarkt

So ist es: Bis 2003 waren hier fliegende Händler anzutreffen. In der Hitze des Nachmittags verweilen nur ein paar Leute auf dem Kartoffelmarkt. Vor der prallen Sonne in der Mitte des Platzes mit seinem Brunnen sind die meisten in den Schatten geflohen. Ein paar Besucher haben sich auf die von der FWTM aufgestellten Stühle gewagt. Diese hatten unlängst Schlagzeilen gemacht, als sie aufgrund der Wärmebelastung eingesunken waren.

So könnte es sein: Bächle, Brunnen – und ein verschämtes Bäumchen: Der Platz braucht dringend schattenspendende Baumreihen. Ein kleiner Lehrpfad heimischer Bäume, die das Rathaus ja bei jeder Baugenehmigung fordert, wäre attraktiv fürs Publikum. Wie kleinere Kulturveranstaltungen (Lesung, Klavier, Gesang) auch.

Der Oberlinden-Platz
Dienstag, 26. Juli, 18.05 Uhr

Oberlindenplatz

So ist es: An der Schnittstelle von Salz- und Herrenstraße liegt der Oberlindenplatz mit einem Brunnen mit Marienfigur. Eigentlich ein schönes Plätzchen, um kurz die Füße unter der alten Linde baumeln zu lassen. Doch eine wirkliche Entspannung will sich nicht einstellen. Fahrräder verrammeln den Zugang, außer einer Sitzgelegenheit unter dem Baum lädt nichts zum Verweilen ein.

So könnte es sein: Räder haben auf dem Plätzlein nichts zu suchen, das Dreieck muss dringend bewirtet werden, mit einem kleinen Weingarten vielleicht? Die Stadtgärtnerei stellt noch drei, vier Palmen dazu, eine Stele informiert über Schwabentorgeschichte und laufende Ausstellungen im Augustinermuseum.

Der Fahnenbergplatz
Dienstag, 26. Juli, 16.30 Uhr

Fahnenbergplatz

So ist es: Eine Grünfläche, ein Brunnen, 20 Stühle – man sollte meinen, dass der Fahnenbergplatz gegenüber vom Rektorat ein beliebter Spot ist. An diesem Nachmittag steht er nicht hoch im Kurs. Ein älterer Mann hat sich zum Lesen auf einem der Stühle niedergelassen. Zwei Studierende bleiben kurz stehen, schnacken, machen sich wieder auf. Gelegen zwischen Friedrichstraße und Rotteckring ist die Lärmbelastung durch Pkws und Lkws hoch, auch das Wasser des Springbrunnens kann den Geräuschpegel nicht vollständig übertönen.

So könnte es sein: Sehr viel Potenzial hat die Fläche – viel zu oft zweckentfremdet für Baustelleneinrichtungen – nicht. Aber sie könnte ein Ort für einen Skulpturenpark sein, auf dem alle zwei Monate regionale Gruppen und Künstler neue Werke ausstellen.

Der Löwenplatz
Dienstag, 26. Juli, 17.55 Uhr

Löwenplatz

So ist es: Freiburg ist eine Fahrradstadt. Wer dafür noch einen letzten Beweis erbracht haben möchte, kann am kleinen Platz vor der Confiserie Gmeiner, direkt vor der Fischerau, vorbeischauen. Vom kleinen Platz mit Baum und Sitzgelegenheit ist aufgrund der wild abgestellten Drahtesel kaum etwas zu sehen.

So könnte es sein: Zunächst braucht der Platz mal einen Namen: Löwenplatz (nach dem gleichnamigen Brunnen nebenan). Die Räder wären am Karl-Rahner-Platz ein paar Meter weiter westlich gut aufgehoben. Ein paar Tische mehr, ein fest installiertes Philosophen-, Dichter- und Rednerpult, die Eröffnungsrede hält der Oberbürgermeister. Alles, was gesprochen wird, muss irgendwie, irgendwo oder irgendwann mit Freiburg zu tun haben.

Der Europaplatz
Dienstag, 26. Juli, 16.45 Uhr

Europaplatz

So ist es: Am nördlichen Ende der Kaiser-Joseph-Straße gelegen, darf der Europaplatz mit Fug und Recht als Eingang in die Freiburger Innenstadt bezeichnet werden. Doch gerade der Platz vor der Karlskaserne gleicht einer Steinwüste – inklusive ästhetisch wenig ansprechendem Testzen­trum. An diesem Dienstag sind es nur wenige Menschen, die sich auf einer Bank oder der Mauer aufhalten.

So könnte es sein: Die Karlskaserne wird nach Fertigstellung des zweiten Rathauses im Stühlinger anders genutzt werden. Der Lokalverein Innenstadt brachte Musikschule, Räume für Veranstaltungen und Jugendkultur sowie eine Pop-up-Mall ins Spiel. Ein Café im Erdgeschoss, das auch auf den Platz bewirtet, würde deutlich mehr Flair versprechen.

Der Platz der neuen Synagoge
Dienstag, 26. Juli, 17.15 Uhr

Platz der neuen Synagoge

So ist es: Selbst einigen Freiburgern dürfte der Platz zwischen Stadtbibibliothek und neuer Synagoge kaum ein Begriff sein. Ein paar Bäume spenden Schatten, weitere Pflanzen sorgen für Grün. Dennoch ist es hier menschenleer. Stadt und FWTM würden den Platz gerne aufwerten – wenn denn Geld vom Bund kommt.

So könnte es sein: Mit der Greencity Wall ist ein erster Schritt für eine grüne Oase getan. Aus einer Bundesförderung stehen 150.000 Euro für die Attraktivitätssteigerung zur Verfügung. Ein kleiner Lesegarten hinter der Bibliothek ist auf der Agenda. Da der Platz durch die StaBI verschattet wird, wären Ruhebänke schön. Durch die Synagoge und andere Anrainer wird die Aufwertung sicher viele Debatten auslösen.

Fotos: © Pascal Lienhard