Gaskugel zu verkaufen: Badenova würde Objekt zu „Symbolpreis“ abgeben STADTGEPLAUDER | 18.08.2020 | Till Neumann
Seit dem Jahreswechsel steht die Gaskugel in Freiburg unter Denkmalschutz. Ein Arbeitskreis hat einen Entwurf für die Nutzung als Ausflugsziel mit Café vorgelegt. Die Badenova AG wäre bereit, die Kugel zu verkaufen. Studierende haben schon mal die Gedanken fliegen lassen.
Fünf Frauen im Badeanzug sitzen am Boden und schauen gebannt auf die Kugel. Sie ist umgeben von Treppen und grünen Stangen. Am Sternenhimmel fliegt ein Astronaut durch die Luft. Was nach Freiburger Fiktion klingt, ist es auch: Das Szenario ist ein Entwurf von Studierenden. Vier Grafiken haben die angehenden Architekten bei einem Uni-Projekt entworfen. Sie zeigen die Gaskugel, umgestaltet als Planetarium und Ausstellungshaus.
Bündnis wünscht sanfte Nutzung
Die Entwürfe sind Ergebnis von Masterarbeiten an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Zu sehen sind sie bis Oktober bei der Ausstellung „Dark Side of the Moon“ im Stadtteiltreff Betzenhausen-Bischofslinde. Als „total gute Ideen“ lobt Heike Piehler die Entwürfe. Auch wenn sie nicht dem entsprechen, was Piehlers Arbeitskreis Ende 2019 vorgelegt hat: ein 16-seitiges Konzept für eine „sanfte Nutzung“ der Kugel. Das breite Bündnis wünscht sich ein Café mit Sitzgelegenheiten im Freien und einer Fahrradwerkstatt.
Doch das ist Zukunftsmusik. Die Kugel ist im Besitz der Badenova-Tochter bnNetze. Diese lässt über die Pressestelle wissen: Sechs Ideen seien eingereicht worden. Für eine Nutzung als Freizeittreff, Kulturraum oder Ausflugscafé. Doch Pressesprecher Roland Weis betont: „Wir werden in Sachen dieser Vorschläge überhaupt nicht aktiv.“ bnNetze habe nicht den Plan, „aus der Gaskugel eine wie auch immer geartete Attraktion zu machen“. Sie werde als stillgelegte technische Anlage behandelt. Lediglich Standsicherheit und Erhalt würden gewährleistet.
„Wir verkaufen die Kugel gerne“
Eine Umgestaltung ist derzeit nicht möglich: In der Bauleitplanung sei der Standort lediglich als „Versorgungsgebiet“ ausgewiesen. „Etwas anderes darf Stand heute dort gar nicht gemacht werden“, so Weis. Es sei denn, der Flächennutzungsplan ändere sich. Darum müsse sich das Rathaus kümmern.
Gefragt sind daher Akteure wie ein Bürgerverein oder Gemeinderatsfraktionen. Wer die Umbaukosten trage? „Derjenige, der dort etwas machen will. Wir verkaufen ihm die Kugel dann gerne“, stellt Weis klar. Zum Symbolpreis sei sie zu kriegen. Also deutlich unter Wert. Bedingung sei jedoch, dass der Käufer alle Wartungs- und Sicherungskosten übernehme. Diese liegen jährlich bei einem „mittleren fünfstelligen Betrag“.
Noch im Januar ließ Baubürgermeister- Martin Haag wissen: „Für uns als Stadtverwaltung steht außer Frage, dass die Gaskugel und das dazugehörende Grundstück einer freizeitbezogenen Nachnutzung zugeführt werden sollte.“ Dies würde nicht nur Betzenhausen zugutekommen, sondern auch dem neuen Stadtteil Dietenbach und dem künftigen Quartier Zinklern. Der Dreisam-Grünzug könne „zum attraktiven Park und Freiraum weiterentwickelt“ werden.
„Für Wohnungsbau oder Proberäume nicht geeignet“
Jetzt hat sich die Lage offenbar geändert: Auf chilli-Anfrage heißt es bei der städtischen Pressestelle: „Die Gaskugel ist außer Betrieb und für Wohnungsbau oder Proberäume etc. nicht geeignet.“ Eine Ertüchtigung für eine Nachnutzung sei zu aufwändig und zu kostspielig. Der auf dem Gelände stehende Gasdruckregler müsse zudem dort verbleiben.
Sicher ist dennoch: Abgerissen oder abgebaut werden kann die graue Riesenkugel nicht. Der Denkmalschutz macht das unmöglich. Eine solche Hürde gab’s bei zwei Exemplaren im Ortenaukreis nicht. Die Kugel in Offenburg ist seit 2010 abgebaut, die in Lahr seit Anfang 2020.
Foto: Till Neumann, Visualisierung: HfT Stuttgart