Geschmackspolizei: Der SoundDreck … zum Mai STADTGEPLAUDER | 14.05.2023

Sounddreck

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Wonnemonat Mai – dass wir nicht lachen. Rain in May? Wenn’s unbedingt sein muss, okay, Herr und Frau Mai-er, handelsüblicher Mai-s oder der Mai-n – kann man alles irgendwie noch durchwinken, aber bei Vanessa Mai, da müssen wir dann doch einschreiten.

Schlagerstampf mit hohem Fremdschämfaktor, eigentlich nichts Besonderes, gerade deswegen aber wohl besonders beunruhigend und besorgniserregend. Um diese Alliteration gebührend fortzusetzen, setzen wir mit Backnang noch eins obendrauf. Dort nämlich ist die Dame einst als Vanessa MandekiĆ geboren und hat sich dann später ihren Geburtsmonat einfach als Künstlernamen zu eigen gemacht, klingt auf jeden Fall besser als Februar oder November, führt aber völlig in die Irre.

Frau Mai ist schwer beizukommen, obwohl die Beweislast hoch ist, von fragwürdigen Bühnen-Outfits mal ganz abgesehen. Textauszüge dürfen wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben, aber komm, was soll’s:

Und wenn ich sterb‘, ich sterb‘ für dich oh ich sterb‘ für dich heut‘ Nacht, und wenn ich wein, ich wein um dich, oh ich wein‘ um dich heut Nacht, und wenn ich denk, ich denk an dich, oh ich denk‘ an dich heut Nacht, es tut so weh ganz ohne dich!

Totstellen wird wohl nicht helfen. In diesem Sinne, unsterblich grüßt für die Geschmackspolizei

Ralf Welteroth