»Man wird angeglotzt« – Zwei Freiburgerinnen kämpfen fürs Baden oben ohne Gesellschaft | 22.09.2025 | Till Neumann
Fordern klare Konsequenzen für Gaffer: Magdalena Baumann (l.) und Lena Finsterwalder.
Männer tun es. Frauen oft nicht. Im Freibad oben ohne ist in Freiburg seit 2022 für alle erlaubt. Weibliche Personen trauen sich aber selten. Das stellen Magdalena Baumann (34) und Lena Finsterwalder (36) fest. Sie haben 2024 einen Flashmob im Faulerbad veranstaltet. Und planen nun den nächsten. Mit einhergeht eine klare Forderung.
Einstimmig hat der Bäder-Aufsichtsrat vor drei Jahren beschlossen, dass alle oben ohne in die Bäder dürfen: „Primäre Geschlechtsmerkmale müssen mit geeigneter Badebekleidung bedeckt werden“, heißt es in der Haus- und Badeordnung. Ein Unterschied zwischen Mann und Frau wird nicht gemacht. In Bädern weisen zudem Piktogramme auf die Neuerung hin.
„Endlich dürfen Frauen das, was Männern schon immer selbstverständlich zusteht“, sagte Stadträtin und Bäder-Aufsichtsrätin Julia Söhne (SPD). Auch Baumann und Finsterwalder haben sich über die Änderung gefreut. „Es geht um Gleichberechtigung“, betont Finsterwalder. Total verrückt sei es, dass andere es durften, sie aber nicht.
Drei Jahre später stellen die beiden fest: „Es trauen sich weiterhin nicht viele – vor allem nicht alleine.“ Auch sie seien oft gehemmt. Der Grund: Menschen gaffen auf ihre Brüste. Vor allem, wenn sie baden gehen. „Man wird echt angeglotzt“, sagt Baumann. Insbesondere von Männern. Frauen geben eher „Props“ (Komplimente).
Ihre Überzeugung: Das Thema braucht mehr Öffentlichkeit. Im September 2024 haben sie daher einen Flashmob veranstaltet. In der dazugehörigen Telegram-Gruppe waren rund 150 Leute. Wegen schlechten Wetters verlegten sie die Oben-ohne-Aktion kurzerhand vom Strandbad ins Faulerbad. Gekommen seien dann nur rund 15. Für diesen Sommer planen sie einen neuen Anlauf.
Bäder-Sprecherin Petra Zinthäfner gibt sich zum Thema gelassen: „Baden oben ohne war nie verboten, und es macht auch keine Probleme in den Bädern.“ Schon vor 2022 sei es toleriert worden. Ihre Wahrnehmung ist ebenfalls: „Frauen, die sich in den Bädern oben ohne aufhalten, kommen eher selten vor.“ Und wenn doch, dann gebe es keine Beschwerden.
Finsterwalder und Baumann geht das nicht weit genug: Sie wünschen sich eine Ansprechperson im Bad für das Thema. „Es kommt darauf an, dass man sich darauf verlassen kann, dass Gaffen Konsequenzen hat“, sagt Baumann. Da das nicht klar sei, würden sich viele nicht trauen, sich zu beschweren. Hilfreich sein könnten auch große Schilder am Bad-Eingang. „Damit es schon vor dem Eintritt klar ist“, sagt Finsterwalder.
Bestärkt hat sie ein Vorfall im Keidel-Bad im August: Sie lagen nackt im Saunabereich. Ein Mann neben ihnen starrte und bekam eine Erektion. Also wandten sie sich ans Personal. Dieses habe die Person des Bads verwiesen. „Uns geht es um die Normalisierung der weiblichen Brust“, betont Finsterwalder. „Sie soll beim Baden nicht als Sex-Objekt wahrgenommen werden.“
Die Freiburger Bäder machen ihnen allerdings keine große Hoffnung: „Wir freuen uns über viele zufriedene Badegäste“, sagt Sprecherin Zinthäfner. Als Bädereinrichtung sehe man keine weitere Veranlassung, etwas anderes anzustreben.
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