„Coole Nüsse“: Freiburger Start-up pusht faire Lebensmittel Gesundheit | 24.11.2019 | Till Neumann

Arbeitsbedingungen in Drittländern gehen vielen gegen den Strich. Auch einem Team aus Freiburg: „fairfood“. Das Start-up importiert Nüsse, Kräuter oder Obst aus fernen Ländern. Unter Fairtrade-Bedingungen. In der Wiehre werden sie veredelt. Ein Bio-Riese hat die Produkte flächendeckend im Regal.

Fairtrade-Aktivistin: Swetlana Hildebrandt

Ein Hinterhof an der Günterstalstraße. In einer Garage stehen verpackte Nüsse. In der Küche nebenan drückt Julian Bletscher Cashews durch eine Maschine. „Ein Traum“, schwärmt er über die hellbraune Masse. Was den Nüssen beigemischt wird? „Nichts, das sind einfach nur Nüsse“, erklärt Bletscher und lacht. Im Ofen ein paar Meter weiter werden die Nüsse auf großen Blechen geröstet.

Seit rund einem Jahr produzieren „fairfood Freiburg“ in der Wiehre. Zudem haben sie ein Büro an der Basler Straße. Etwa 20 Leute arbeiten bei dem Start-up, berichtet Swetlana Hildebrandt. Die 32-Jährige kümmert sich unter anderem ums Marketing. Sie trägt vegane Schuhe und will mit dem Job nicht nur Geld verdienen, sondern auch etwas Gutes tun.
Das scheint zu klappen: „Wir merken, dass die Nachfrage rasant wächst“, sagt Hildebrandt. Das Kernteam habe sich gerade auf acht Menschen verdoppelt. Gleiches gilt für den Jahresumsatz, der sich von 2018 zu 2019 ebenfalls verdoppeln soll.

Genaue Umsatzzahlen wollen fairfood nicht nennen. Dafür Mengen: Zwölf Tonnen Cashew-Nüsse habe das Team 2019 bereits importiert. Dazu kommen vier Tonnen Paranüsse und zwei Tonnen Mandeln. Ihr Aushängeschild sind Nussröstungen. Seit Juli 2018 sind diese auch beim Bio-Supermarkt Alnatura zu finden. In sieben Geschmacksrichtungen. Unter anderem Chilli & Paprika, Curry & Meersalz oder Rosmarin & Thymian. Wer alles in einer Tüte will, kann den „Freiburger Nuss Mix“ probieren.

100 Prozent Nuss: Das Mus von Fairfood wird in der Wiehre gemacht.

Produkte aus acht Ländern

Ein „Topseller“, erzählt Hildebrandt. Aus acht Ländern kommen ihre Produkte: Paranüsse aus Bolivien, Cashews und Mangos aus Burkina Faso, Datteln aus Tunesien. Alle Produktionsstätten sind mit dem Fairtrade- und Bio-Siegel zertifiziert. Das regelt Mindestlöhne und schafft Transparenz zu Waren und Geldern. „Wir wollen ethisch so korrekt wie möglich produzieren“, sagt Hildebrandt. Der Preis ist entsprechend hoch: 3,79 Euro kosten 70 Gramm Nüsse.

Verkauft werden sie dennoch. „Das entspricht dem Zeitgeist, die Leute wollen sich bewusst ernähren“, sagt Hildebrandt. Auch der Umweltschutz liegt ihnen am Herzen. Von ihren mehr als 300 Verkaufsstellen sind rund 60 Unverpackt-Läden. Dazu gehört auch die „Glaskiste“ in Freiburg. Die Geschäftsidee entstand 2014. Auf einer Reise entdeckte Mitgründer Tobias Bucher seine Liebe zu Cashewnüssen.

Mit dem in Deutschland lebenden Nigerianer Okey Ugwu und zwei Kollegen fanden sie eine geeignete Produktionsstätte in Nigeria und gründeten die CASHEW4U UG. 2016 bekamen sie das Biosiegel, im Folgejahr die Fairtrade-Zertifizierung. Mittlerweile sind rund 30 Produkte im Sortiment. Seit Oktober gibt’s Nussmuse im Pfandglas. Aus Erdnuss, Mandel oder Cashews.  „Alle wollen coole Nüsse“, sagt Hildebrandt.

Die fairfood-Aktivistin berichtet, dass der Preis dennoch diskutiert werde. „Die Leute haben krasse Ansprüche.“ Daher müsse man immer wieder erklären, welchen Aufwand fairtrade mit sich bringe. Bei der Bio-Marke „Rapunzel“ kostet das Kilo Mandeln 12 Euro. Bei ihnen seien es 18 Euro. Billiger zu werden, ist dennoch nicht das Hauptziel. Wichtiger sei, die Verpackung zu reduzieren und Menschen über faire Arbeitsbedingungen aufzuklären, betont Hildebrandt. Ihr Anspruch: „Wir wollen uns immer wieder hinterfragen, um noch nachhaltiger zu werden.“

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