Heimspiel: Schuhe an und los STADTGEPLAUDER | 22.04.2022 | Maja Bruder

Fritz Koch am Laufen im Marathon

Temperaturen von 4,5 Grad und Erschöpfung haben den Freiburger Fritz Koch nicht davon abgehalten, beim Freiburg Marathon 2022 mit einer Zeit von 2:25:44 Stunden über die Ziellinie zu laufen. Der Sieger hat sich mit tonnenweise Kohlenhydraten auf den Lauf vorbereitet, und der Heimlauf hat für ihn eine besondere Bedeutung.

„Mit sieben Jahren bin ich meinen ersten Lauf gelaufen. Da hab ich dann Spaß daran gefunden, bin aber so mit 15 Jahren auf Rennradfahren umgestiegen und wollte meinem Bruder ein bisschen nacheifern.

Nach dem Abi stellte ich mir dann die Frage: Radsport weitermachen oder Studium? Das Laufen habe ich wieder ab 2011 für mich entdeckt, weil es einfach super zeiteffizient ist. Ich habe Mikrosystemtechnik studiert – nicht unbedingt der leichteste Studiengang – und habe dann angefangen, abends nach der Uni noch schnell ein bisschen laufen zu gehen. Einfach Schuhe an und los geht’s. Die Strecken in Freiburg eignen sich super dafür. Meine Hausrunde war beim Mercure Hotel hoch oder dann weiter bis auf den Rosskopf. Jetzt bin ich umgezogen und laufe eher nach Süden Richtung Günterstal, Lorettoberg oder hoch auf den Kybfelsen.

Mit dem Marathonlaufen habe ich eigentlich erst letztes Jahr angefangen. Ich habe mir nämlich immer gesagt: Ich laufe keinen Marathon vor 30. Ein ‚langer Lauf‘ war für mich eigentlich immer so zwölf Kilometer, bis ich dann vergangenes Jahr meinen ersten Marathon in Bräunlingen gelaufen bin.

Beim Lauf in Freiburg war noch mal ein ganz anderer Druck dabei. Da sind Freunde, Arbeitskollegen, Familie angereist – ein Freund extra aus Davos. Da will man dann was erreichen. Das war einfach mein ‚Heimlauf‘, der eine besondere Bedeutung für mich hat.

Ich arbeite in der Nähe und habe früher auch dort gewohnt. Ich fand die Strecke dieses Jahr auch viel schöner als vorher. Man läuft bei vielen Leuten, die man kennt, an der Haustür vorbei und jeder wohnt in unmittelbarer Nähe der Strecke. Das mobilisiert – bei besserem Wetter – auch mehr Leute, sich das Ganze anzuschauen. Um diese ganzen Leute nicht zu enttäuschen, habe ich mich gut vorbereitet.

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag hab ich mir jeden Tag an die 680 Gramm Kohlenhydrate reingehauen, damit ich Speicher für den Sonntag habe. Man muss im Kopf behalten, dass man bei einem Marathon an seinem energetischen Limit läuft. Ab Kilometer 30 muss man schauen, wie bereit man ist, sich wehzutun. Irgendwann tut einfach jeder Schritt bei gleicher Geschwindigkeit mehr weh. Das bekommt man am Ende auch zu spüren.

Der Zweitplatzierte ist eigentlich Triathlet und mein bester Kumpel. Auch den Drittplatzierten kenne ich schon gut vom Training. Mein Kumpel sollte eigentlich nur bis Kilometer 30 für mich pacen (also eine Geschwindigkeit vorgeben, an die ich mich halten kann) und wollte dann aussteigen. Der hat sich dann aber spontan entschieden, doch weiterzulaufen und ist Zweiter geworden. Deshalb war es dieses Mal auch überhaupt kein großer Konkurrenzkampf. Aber das kommt im Laufsport sowieso eher selten vor. Klar ist das Gefühl, als Erster im Ziel zu sein, super. Die anderen beiden direkt danach kommen zu sehen aber auch.

Und dann war erst mal Ende. Im Ziel spürt man die Kälte. Es tut alles weh, und so richtig gut ging es mir erst wieder zu Hause, als ich heiß geduscht hatte. Am Montag bei der Arbeit habe ich mir dann zugegebenermaßen auch ab und zu mal den Aufzug in den zweiten Stock gegönnt.“

Foto: © privat