Heimspiel: Urwälder von morgen STADTGEPLAUDER | 30.05.2022 | Erika Weisser

Rangerin Susanne Vorndran

Spätestens im Mai beginnt die Zeit, da es Wandervögel wieder im Frühtau zu Berge zieht. Am besten auf dafür vorgesehenen Wegen, um die Lebensräume der durchstreiften Natur- und Kulturlandschaften zu schonen. Im Biosphärengebiet Schwarzwald gibt es eine Menge solcher Wege; einen Teil davon kann man bei geführten Touren kennenlernen. Etwa mit der Freiburger Rangerin Susanne Vorndran.

„Die Wandertouren sind nur ein kleiner, aber wichtiger Teil unserer Arbeit. Wir bieten sie im Sommerhalbjahr an, am Schauinsland, am Belchen, am Herzogenhorn, im St. Wilhelmer Tal und in der Kernzone Flüh bei Schönau. Kernzonen sind Waldgebiete, die der Nutzung strikt entzogen sind, damit sich die Natur von menschlichem Einwirken unbeeinflusst entwickeln kann.

Diese Urwälder von morgen machen 3,3 Prozent der 63.000 Hektar umfassenden Fläche des Biosphärengebiets Schwarzwald aus, das sich über Teile der Landkreise Waldshut, Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald sowie der Stadt Freiburg erstreckt. Ich beginne meine Führungen mit einer Sinnesübung. Dabei steigen wir kurz aus der schnellen Welt aus und halten inne. Wir bleiben ruhig auf einem Platz am Weg, im Gras, im Wald sitzen und hören mit geschlossenen Augen tief in den Wald hinein.

Wir hören, woher die Geräusche kommen, wir nehmen die Gerüche wahr. So können wir die Sinne schulen und so richtig im Wald und bei uns ankommen. Die Natur wird erfahrbar, wir kommen ihr nahe, lernen sie kennen. Das ist mir ganz wichtig. Denn nur was man kennt, kann man lieben. Und was man liebt, das schützt man.

Ich war schon immer gerne in der Natur unterwegs und habe nach der Rückkehr von einer knapp dreijährigen Weltreise mit vielen Arbeitsaufenthalten auch beruflich eine grüne Richtung eingeschlagen. Ich kam nach Freiburg und studierte hier Umwelt-Naturwissenschaften und Umwelthydrologie. Das lief dann bald auf Umweltbildung hinaus. Es gibt ja in Freiburg einige Umwelt-Bildungseinrichtungen, da gab es viele Möglichkeiten, meine verschiedenen Ausbildungen einzubringen, darunter Survival- und Wildnistraining oder Klima- und Waldpädagogik. Das habe ich etwa sieben Jahre lang gemacht, als selbstständige Umweltpädagogin für Kinder und Erwachsene.

Dann kam Corona und stellte mein Leben auf den Kopf. Ich musste mir etwas Neues suchen. So habe ich endlich gelernt, wie man Bäume fällt. Zwei Jahre war ich als Waldarbeiterin tätig, habe viel über nachhaltige Wald- und Landschaftspflege erfahren. Als im letzten Herbst die Ranger-Stelle beim Biosphärengebiet ausgeschrieben war, hat es sich für mich so angefühlt, als sei mein ganzer Werdegang genau darauf ausgerichtet gewesen.

Jedes Detail passte, dabei war es neben dem Wissens- und Kenntnisbereich auch ganz wesentlich, dass ich schon mit Menschen gearbeitet hatte. Denn wir Ranger sind ja Vermittler zwischen Mensch und Natur, wir halten uns oft in den Kernzonen auf, um mit den Leuten, die dort unterwegs sind, ins Gespräch zu kommen – und gerade das macht mir viel Freude.“

Foto: © Biosphärengebiet Schwarzwald