„Hier bau ich mein Nest“: Tier-Nachwuchs im Freiburger Seepark STADTGEPLAUDER | 04.05.2022 | Kornelia Stinn

Schwannenmutter blickt auf ihr großes Nest mit Eiern

Schon im März sind die ersten Tierküken mit ihren Eltern zu Familienausflügen auf dem Flückigersee gestartet. Warum der Eisvogel als Einziger seinen Nistplatz hergerichtet bekommt und was es Spannendes über die Kinderstube manch anderer Wasservögel im Seepark zu berichten gibt, weiß Ralf Hufnagel vom Leitungsteam der Ökostation Freiburg.

Lauthals tönt der schrille Ruf der Nilgänse durchs Gelände. Die großen Vögel mit der markant umrandeten Augenpartie sind vor sechs Jahren aus Nordafrika zugereist. Der Klimawandel beschert ihnen nun auch bei uns angenehme Temperaturen. Gern versammeln sie sich auf dem weißen Kirchturm beim Seepark und erheben morgens früh bereits ihre durchdringenden Stimmen.

„Von da oben haben sie eben die beste Aussicht auf den See“, sagt Hufnagel. Wundern würde es ihn nicht, wenn sie dort auch ihre Nester bauten. Stockenten immerhin haben schon das begrünte Dach der Ökostation zum Brüten genutzt. Hufnagel hat sie beobachtet, als sie im Familienverbund über das schräge Glasfenster des Wintergartens der Ökostation gerutscht sind.

Doch zurück zu den Nilgänsen, die ihren braun-grau-gefleckten flaumigen Nachwuchs gern lauthals schnatternd über die Wiese beim Restaurant am Seepark geleiten. Unter bewundernden Besucherblicken watschelt dann die ganze Sippe nach einem Sonnenbad wieder gemeinsam hinab. Von Tag zu Tag verbessern die Kleinen ihre Sprungfähigkeiten über die Stufen ins niedrige Wasser, wo sich immer wieder auch Stockenten, Blässhühner, Teichrallen, Reiherenten, Kolbenenten und Höckerschwäne tummeln. Eher verborgene Schwimmversuche sind den kleinen Nilgänsen am Beginn der blauen Brücke bei der Picknickstelle möglich. Hier suchen auch immer wieder Blässhühner bei Tauchgängen nach Futter, das sie dann eilig in die weit aufgerissenen winzigen roten Schnäbel ihres hungrigen Nachwuchses stopfen.

Nilgänse mit Nachwuchs

Dieses Nilganspaar behält seinen vielköpfigen Nachwuchs im Blick.

Quirlige Küken im Eltern-Taxi

Wer die Pontonbrücke am östlichen Ufer des Seeparks überquert, hat einen Logenplatz zum Beobachten, wie quirlige Haubentaucher-Küken mit ihren schwarz-weiß gestreiften Köpfchen einen „Taxi“-Platz auf dem Rücken der Mutter ergattern wollen. Der erwachsene Haubentaucher fällt wegen seines rostroten Kopfschmucks und der feinen Gesichtszeichnung auf. Er baut schwimmende Nester im Flachbereich der Brücke, die mit dem Wasserspiegel auf- und absteigen können, so Hufnagel. Sie sind auf diese Weise geschützt vor Füchsen und anderen Räubern, von denen es hier im Seepark viele geben soll.

Am Ende der Brücke schließlich baut im Uferbereich gern ein Schwanenpaar sein Nest, auf dem sich auch manchmal Schildkröten in der Sonne aalen. Es befindet sich gut einsehbar im Schilf. Viele Zuschauer warten in respektvollem Abstand geduldig darauf, dass das Muttertier sich erhebt und die Eier zu zählen sind. Im letzten Jahr sind Mitte Mai sechs Küken ausgeschlüpft. Der Vater war während der Brutzeit umgekommen, aber die Mutter hatte es geschafft, alle Kinder am Leben zu halten. Dieses Jahr brüten die Schwäne ebenfalls wieder sechs Eier aus, aber wie viele davon zu Küken werden, bleibt abzuwarten. Sind sie zu grauen Jungschwänen herangewachsen, bekommen sie nach und nach ihr weißes Federkleid. Damit genügend Platz ist für den neuen Nachwuchs, müssen sie den See verlassen.

Platz geschaffen aber wurde Ende März für die Brut des Eisvogels, der sich auch in diesem Winter wieder im Seepark gezeigt hat. Wenn sich doch dieser exotisch anmutende Vogel mit seinem metallisch grün-blau schillernden Federkleid hier ansiedeln würde! Als Werbegeschenk buddelten Mitarbeiter der Ökostation schon mal zwei waagerechte, ein Meter lange Brutröhren, die er für seinen Nachwuchs braucht.

Hufnagel meint erwartungsvoll: „Wir freuen uns, wenn einer von ihnen diese Niströhren findet, annimmt und sich sagt: ‚Hey, cooler Ort, cooler See, hier bau ich mein Nest.‘ “

INFO:
birds & breakfast
Vogelstimmenwanderung mit anschl. Frühstück
1. Mai, 7 bis 9.30 Uhr
Flückigersee, 11 Euro pro Person

Anmeldung:
www.oekostation.de
Tel.: 0761/892333

Fotos: © Winfried Stinn