Homegrown und Spektakel – Wie die Sacristans nach oben wollen STADTGEPLAUDER | 30.08.2024 | Till Neumann
Sacristians Freiburg laufen mit großer FahneDie Saison der Freiburger Regionalliga-Footballer Sacristans ist vorbei.
Für den Aufstieg in die 2. Liga hat es nicht gereicht. Aber das Team hat gezeigt, dass das Potenzial da ist. Die Heimspiele bieten mittlerweile viel Spektakel – und einen Crashkurs im Football-Einmaleins.
Wer zuletzt in Littenweiler die Dreisam entlanggefahren ist, könnte von Musik, Rauch und Cheerleadern überrascht worden sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kam das von einem Heimspiel der Sacristans. Die Mannschaft bietet mit dem körperbetonten Sport nicht nur Spektakel auf dem Feld. Der Verein bemüht sich verstärkt um ein sehenswertes Rahmenprogramm.
Dahinter steckt auch Marvin Müller. „Heutzutage kannst du nicht mehr einfach nur Sport machen, du musst den Leuten was bieten“, betont der 29-Jährige. Er ist Linebacker des Teams und eine Art Eventmanager. Daher gab es in dieser Saison erstmals einen Profi-Moderator und Livemusik in der Halbzeitpause. Zum Start läuft die Mannschaft mit Fahnen und Rauchfackeln ein.
„Wir haben damit angefangen, das Konzept komplett neu aufzubauen“, erklärt Müller. Das FT-Stadion ist bis Ende 2025 eine Baustelle, dennoch möchte er dem Publikum „einen geilen Tag“ bieten. Die Änderungen wirken: Zum Saison-Auftakt kamen laut Verein 700 Fans. Der Schnitt lag über die Saison verteilt bei etwa 500 Zuschauenden, so Müller. „In den letzten fünf Jahren hatten wir so viele nur beim Topspiel.“
Der Sport ist schnell, hart und packend. Die Regeln sind für Laien aber schwer zu verstehen. Deswegen ist Moderator Florian Weber dabei. Er kommentiert die Spiele mit wechselnden Experten – und nimmt das Publikum mit in den Football-Kosmos. „Der Sport ist irre komplex, es gibt viel zu beachten“, sagt der 31-Jährige. Warum werfen Schiedsrichter Fahnen? Warum wird das Ei gekickt? Wer war gerade am Ball? Antworten auf solche Fragen gibt’s parallel zum Spiel durch die Lautsprecher serviert.
Auch Weber musste sich in den Sport einarbeiten: „Für mich ist das Gänsehaut, richtig geil.“ Das Strategische, die vielen Akteure auf dem Feld, Extra-Teams für Defense und Offense – das begeistert ihn.
Quarterback Luca Schler genießt die neue Stimmung bei den Heimspielen ebenfalls. „Mega cool“, schwärmt der 28-Jährige. Dass der Aufstieg nicht geklappt hat, führt er auch auf Verletzungspech zurück. Zehn Startspieler sind ausgefallen. Nächste Saison könne es aber klappen. „Der Kader ist zu allem fähig“, betont der Sportler.
Als Stärke sieht er das Teamwork im Verein: „Unser Markenzeichen ist der Zusammenhalt.“ Enger als woanders sei das bei den Sacristans. Marvin Müller führt das auch auf das „Homegrown-Prinzip“ der Sacs zurück. „Es lebt stark davon, dass du elf Leute hast, die einfach zusammen Football spielen und keinen Cristiano Ronaldo, der es alleine macht.“
Geld verdient im Team außer den Coaches keiner. Bei Teams wie dem Meister Biberach Beavers sei das anders. „Wir stecken unser Geld in die Ausbildung und den Aufbau von Strukturen“, betont Müller. Dass der Aufstieg nicht geklappt hat, bringe sie nicht vom Kurs ab. Es wachse in allen Bereichen. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Sportfans können sich davon in der neuen Saison bei einem Heimspiel überzeugen. Im April geht’s wieder los.
Foto: © Angelina Koß pictures.by.ak