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Vater sein trotz Trennung: VäterBoardingHaus in Umkirch Land & Leute | 02.03.2021 | Erika Weisser

Väter, die im VäterBoardingHaus im Max-Josef-Metzger-Haus in Umkirch eine Bleibe finden.

Ein neues Projekt hat der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald in Umkirch gestartet: Im VäterBoardingHaus können Männer in Trennungskrisen vorübergehend wohnen und dabei in gutem Kontakt zu ihren Kindern bleiben.

Zwei Bewohner, erzählt Stephan Vögele, Fachdienstleiter der Psychologischen Beratungsstellen des Verbandes und Initiator des bundesweit fast einmaligen Angebots, seien schon in das im Januar eröffnete Haus eingezogen, in dem sie zwei bis sechs Monate lang bleiben können. Beide seien sehr froh über diese Möglichkeit, denn sie hätten seit ihrem Auszug aus der Familienwohnung in „höchst instabilen Wohnverhältnissen“ gelebt.

Besuch beim Papa

Nun haben sie je ein möbliertes Zimmer mit eigenem Bad und teilen sich großzügig angelegte Gemeinschaftsräume, darunter eine voll eingerichtete Küche, einen freundlichen Essraum mit gemütlicher Fernsehecke, eine große Terrasse und, wenn die Kinder da sind, ein Spielzimmer und ein zusätzliches Zimmer, in dem diese übernachten können. Die beiden hätten bereits „gut zueinander gefunden“: Sie haben schon ein paarmal zusammen gekocht, gegessen und sich über ihre Situation ausgetauscht. Und bei einem gleichzeitigen Besuch ihrer Kinder an einem der Wochenenden hätten sich auch diese bald angefreundet und den nächsten Besuch beim Papa so verabredet, dass sie sich dann wieder treffen können.

Stephan Vögele freut sich über diese ersten positiven Erfahrungen. Denn ein Anliegen des VäterBoardingHauses sei es, dass Männer „sich mit anderen in Trennung lebenden Vätern austauschen und sich gegenseitig dabei unterstützen, mit der Situation zurechtzukommen und eine neue Form der gemeinsamen Elternschaft mit der getrennten Partnerin zu entwickeln“. Freilich setzt er dabei nicht nur auf gegenseitige Selbsthilfe. Zum Konzept des Pilotprojekts gehöre auch die Bereitschaft der Bewohner, an regelmäßigen Gruppen- und/oder Einzelberatungen teilzunehmen und an der Beziehung zum anderen Elternteil zu arbeiten – zum Wohle der Kinder.

Stephan Vögele ist zuständig für die Beratung und Begleitung der Väter

Dieses, sagt der Diplompädagoge, der seit 34 Jahren in der Beratungsstelle arbeitet, stehe „immer im Mittelpunkt jeglicher Krisenintervention“. Dabei sei es ganz egal, ob es sich um Adoptiv-, Pflege- oder leibliche Kinder handelt und ob sie in traditionellen Familien, bei gleichgeschlechtlichen Paaren, in Patchwork- oder sonstigen Konstellationen aufwachsen, in denen „ein Beziehungsgefüge entstanden“ sei. Ziel sei „die weitere Wahrnehmung der gemeinsamen elterlichen Verantwortung“.

Und das, so habe die Erfahrung gezeigt, sei im Falle der Väter nicht immer einfach: Oft könnten sie sich aufgrund einer ungeeigneten Wohnsituation nicht mehr mit den Kindern treffen und sähen sie dann immer seltener. Um dem vorzubeugen, hat Vögele das Boardinghaus auf den Weg gebracht, in dem ein Mann „mit ganzem Herzen Vater bleiben“ und mit seinen Kindern in entspannter Atmosphäre zur Ruhe kommen und Zeit verbringen kann. Und die Zeit hat, eine dauerhafte Bleibe zu suchen. Oder, falls die Paarkonflikte sich entschärfen lassen, zur Familie zurückzukehren.

Insgesamt finden sechs Väter hier ein Dach über dem Kopf – bei einem vergleichsweise günstigen finanziellen Eigenbeitrag. Für die ersten drei Jahre ist das Projekt in einem Gebäudeteil des Max-Josef-Metzger-Hauses, dem Caritas-Seniorenzentrum Umkirch, beheimatet. Gefördert wird es in diesem Zeitraum mit der Finanzierung einer halben Personalstelle durch die Deutsche Fernsehlotterie. Wenn sich das Angebot des VäterBoardingHaus bewähren und etablieren sollte, werde auf jeden Fall rechtzeitig nach einer Möglichkeit der Fortsetzung und gegebenenfalls auch der Erweiterung geschaut.