Rote, süße Früchtchen: Die Erdbeerernte hat begonnen STADTGEPLAUDER | 05.05.2020 | Wolfgang Speer

Erdbeeren in Schale

Erdbeeren gehören zu den beliebtesten Früchten überhaupt – und viele können es kaum erwarten, bis es die erste heimischen gibt. Warum die REGIO schon seit langer Zeit ein Eldorado für den Erdbeeranbau ist, darüber berichten zwei erfahrene Landwirte.

Berthold Nopper ist eigentlich Winzer, aber er baut zusätzlich etwa zwei Hektar Erdbeeren an. Ganz andere Dimensionen bewirtschaftet Georg Schwehr, der sich auf etwa 100 Hektar überwiegend auf den Anbau von Erdbeeren, aber auch Johannisbeeren, Himbeeren und Brombeeren konzentriert. Beim Treffen auf dem Winzerhof Nopper geht’s zunächst um die Geschichte des Anbaus. Die Erdbeere, auch Königin der Beeren genannt, hat in Buchholz eine mehr als 50 Jahre lange Tradition. Schon damals haben die Großeltern von Nopper Erdbeeren angebaut, genauso wie andere landwirtschaftliche Betriebe im Elztal. Erdbeerfelder gehörten früher zu jedem bäuerlichen Betrieb dazu und haben schon damals Landschaft und Kultur geprägt. Doch es waren noch überschaubare, kleine Felder. Heute sind diese zusammengelegt und oft mehrere hundert Meter lang. Inzwischen ist der kleine Ort Buchholz bei Waldkirch überregional als Beerenanbaugebiet bekannt.

„Um die Grundlage für eine weitreichende Erdbeerernte zu legen, setzen Mitarbeiter im Herbst die frühen und normal wachsenden Sorten, im darauffolgenden Frühjahr kommen die späten Sorten in den Boden“, erläutert Schwehr, der den Betrieb 1984 von seinem Vater übernommen hat. Etwa ein Drittel der Felder sind mit früh reifenden Erdbeeren bestückt, die in Foliengewächshäusern heranreifen. Dabei schützt ein Tunnel die Pflanzen gegen Dauerregen, Wind und Spätfröste. Auch das Klima lässt sich so optimal steuern. So kann bereits die Februarsonne ein Gewächshaus auf bis zu 28 Grad aufheizen, durch gezielte Belüftung lässt sich für einige Stunden die Temperatur konstant auf 25 Grad halten. Das kommt dem Pflanzenwachstum zugute. Mit dieser Tunnelverfrühung können bereits im April die ersten Beeren geerntet werden. 

„Auf anderen Feldern werden zu dieser Zeit die Pflanzen mit Fließstoff abgedeckt, dadurch verschiebt sich deren Wachstum um etwa drei bis vier Wochen, das heißt, wir erhalten unmittelbar nach der Frühernte im April eine weitere Ernte von mittelfrühen Erdbeersorten“, erklärt Schwehr. Im Verlauf des Jahres reifen dann die herkömmlichen Sorten im offenen Feld und danach die mit Strohauflagen geschützten späten Erdbeeren. So bedienen die Landwirte den Markt von Mitte April bis Ende Oktober. 

Bei der Ernte muss jedoch vorsichtig mit den Beeren umgegangen werden, die Pflücker werden geschult, um Beeren schadlos von den Rispen zu trennen. Für die Erntehelfer heißt es: feinfühlig mit der Ware umgehen, damit sie in bester Güteklasse ausgeliefert werden kann. So werden je nach Kundenwunsch die süßen Früchtchen manchmal vor oder während ihrer Vollreife geerntet.

Erdbeeren im Tunnel

Der Tunnel schützt die Erdbeerpflanzen gegen Spätfröste, daher sind bereits Ende April frische Erdbeeren aus der REGIO im Angebot.

Die Ernte beginnt in den frühen Morgenstunden. Dabei stehen in den Zeilen Erntewagen, die zuvor mit Steigen und Hartpapierschalen bestückt werden. Während der Ernte füllen die Erntehelfer diese Schalen nach Augenmaß auf ein Gewicht von etwas über 500 Gramm.

Beschädigte und überreife Beeren entfernen die Helfer durch Hygienepflückung aus der Anlage. Diese ist wichtig, damit sich Fäulnispilze nicht auf gesundes Obst übertragen. Für eine durchgehende Qualität der Beeren ist dies unbedingt erforderlich.

Schon vor der Mittagszeit ist die Ernte frisch auf dem Hof angekommen. Sogleich wird die Ware nachgewogen und entsprechend der Bestellungen zusammengestellt. Erdbeeren, die am gleichen Tag in den Verkauf kommen, werden vollreif geerntet und verlassen so am frühen Nachmittag den Hof.

Auch Pflanzenschutz ist ein Faktor bei der Produktion leckerer Beeren. Dabei bieten die Tunnel Vorteile: Pflanzenschutz kann hier einfacher und reduzierter durchgeführt werden. Statt Insektiziden setzt Schwehr Raubmilben ein, die auch sonst in der freien Natur vorkommen. Eine natürliche Methode, um Schadinsekten in Schach zu halten. Bei den offenen Flächen wird integriert umweltschonend gearbeitet, mit dem Ziel, die Bewirtschaftung zukünftig weiter ökologischer auszubauen.

Auf die Zukunft des Beerenanbaus angesprochen, antworten Nopper und Schwehr unisono: „Der Tunnelanbau sorgt für sichere Ernten. Auch haben wir sehr gute Ansätze zum biologischen Anbau, weil Jahre lang darauf geachtet wurde, dass Pflanzenschutzmittel definitiv
reduziert zum Einsatz kommen.“

Fotos: © Christoph Goeckel