Silvester: Wird der Jahreswechsel zum Superspreader? STADTGEPLAUDER | 27.11.2020 | Liliane Herzberg & Lars Bargmann

Das Freiburger Rathaus wird auch in Pandemiezeiten keine Verordnungen über Böllern und Raketenabschuss erlassen. Das teilt Ordnungsbürgermeister Stefan Breiter auf chilli-Anfrage mit. Das Land gebe die Regeln vor.

Silvester ist in Deutschland ein feierlich zelebriertes Fest. Meist verbunden mit viel Alkohol, stürmischen Umarmungen und dem traditionellen Feuerwerk zur Mitternacht. Bund und Länder empfehlen zwar, im Pandemie-Jahr auf Böller und Raketen zu verzichten, im privaten Rahmen bleibt es vorerst dennoch gestattet.

Auch die Freiburger Stadtspitze hält am Feuerwerk fest. Zwar gelte wie bereits in den Vorjahren in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen oder besonders brandempfindlichen Gebäuden ein gesetzliches Verbot. Ansonsten rechtfertige die Corona-Situation jedoch kein allgemeines kommunales Feuerwerksverbot. „Wir werden ein anderes Weihnachtsfest und einen anderen Jahreswechsel mit den coronabedingten Einschränkungen wie Maskenpflicht, Abstandsregelung sowie zulässiger Personenzahl im öffentlichen Raum erleben“, so Breiter.

Die Freude, die mit einem Feuerwerk einhergeht, könnten sich die Menschen in Deutschland auch gönnen, findet Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin vom Handelsverband Baden-Württemberg. „Wir verzichten ja auf ganz viel. Wir verzichten auf größere Zusammentreffen, wir verzichten darauf, die eigenen Eltern oder Freunde zu besuchen, wir verzichten auf Ferien, auf Ausflüge, aber man kann einfach nicht auf alles verzichten.“

Ein Böller-Verbot an Silvester wäre für den Handel ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Der Verkauf solle wie geplant stattfinden. „Wir haben die Verträge ja meist schon ein Jahr vorher unterschrieben und das Zeug bestellt, dann wird es produziert, das ist jetzt natürlich längst in Deutschland und Baden-Württemberg angekommen und liegt in den Lagern“, so Hagmann.

Dass sich größere Gruppen treffen, sei, weiß auch die Geschäftsführerin, natürlich nicht auszuschließen. Aber sie glaube, dass mittlerweile alle gelernt haben, dass große Ansammlungen zu meiden sind. Außerdem müssten auch die psychischen Auswirkungen betrachtet werden. „Viele Menschen sind sehr belastet und an der Grenze des Erträglichen angekommen, sind depressiv, sind deprimiert.“ Jeder wolle in ein neues Jahr reingehen, „das diese Pandemie hoffentlich zu großen Teilen hinter sich und vergessen lässt, sobald der Impfstoff verteilt ist.“ Deshalb heiße es, zu vertrauen, dass die Menschen verantwortungsbewusst handeln. Und auch so einen besonderen Jahreswechsel zu feiern.

 

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