„Spender wachklingeln“: Freiburg hat Südbadens erste Blutbank für Tiere STADTGEPLAUDER | 20.10.2023 | Philip Thomas

Tierklinik Kleiner Piks: 200 Milliliter Blut werdenHund Peanut angenommen.

Vor knapp 100 Jahren wurde in New York die erste Blutbank gegründet. In Freiburg können seit Mai auch Hunde und Katzen den roten Saft spenden und damit andere Tierleben retten. Mit den medizinischen Möglichkeiten steigen allerdings auch die Ansprüche ihrer Halter.

Das Gefäß spielt nicht mit, der Patient muss gewendet werden. Schnell ist der Bewusstlose auf dem OP-Tisch gedreht, der Arzt zückt einen Rasierer und legt den Hals frei. Zu Boden rieseln allerdings keine Bartstoppeln, sondern Fellbüschel. Neben seinen Testikeln und ein bisschen Zahnstein werden Border Collie Peanut schließlich 200 Milliliter Blut für eine Spende abgenommen.

Möglich macht die Konserve eine Novelle des Arzneimittelgesetzes zum Jahreswechsel. Vor der Eröffnung einer Blutbank für Hunde und Katzen im Mai mussten Notfälle in der rund um die Uhr geöffneten Kleintierklinik Frank an der Freiburger Mooswaldallee ambulant behandelt werden. „Das waren ziemliche Hauruckaktionen und mit viel Stress verbunden. Wir mussten registrierte Spender nachts wachklingeln oder haben unsere eigenen Haustiere geholt“, berichtet Tierärztin Julia Arnoldi.

Rund 30 Blutspenden wanderten im August in den auf vier Grad eingestellten Spezialkühlschrank der ­Kleintierklinik. Infrage kommen Hunde und Katzen, die mindestens 20 beziehungswiese vier Kilogramm auf die Waage bringen und durchgeimpft sind. Trotz positiver Rückmeldungen bleibe der Lebenssaft aber noch Mangelware. „Es reicht oftmals trotzdem nicht“, so die 42-Jährige. Dabei gehe es nicht nur um Volumen. „Man kann mit dem Plasma ein breites Spektrum von Krankheiten therapieren“, erklärt Arnoldi, die daher bereits Blutspende-Tage plant.

Peanuts Frauchen Lisa Becker ist zum ersten Mal in der Klinik. Von der Blutbank hat sie aus den Sozialen Medien erfahren. Sie beschloss, die Spende mit dem Eingriff zu verbinden. „Ich gehe selbst Blut spenden und wäre froh, wenn im Notfall auch welches für meinen Hund da wäre.“

Der Empfänger zahlt bis zu 450 Euro für die potenziell lebensrettende Konserve aus der wohl einzigen Blutbank im Südwesten. „Wir hatten deswegen auch schon einen bösen Kommentar“, berichtet Arnoldi. Die Summe sei gerechtfertigt, bereits der Beutel koste 45 Euro, für die Zentrifuge zur Voruntersuchung des Bluts investierte die Klinik knapp 20.000 Euro.

Für zahlreiche Halter spiele Geld allerdings keine Rolle. „Die Gesundheit der Tiere steht mittlerweile stark im Fokus. Wir merken, dass Investments der Halter, aber auch die Erwartungshaltung an uns gestiegen sind. Wir müssen heute alles tun, was getan werden muss.“

Foto: © Philip Thomas