Aufstiegsambitionen, Pflichterfüllung und ein Showdown: So läuft’s bei Freiburgs Topclubs Sport | 07.04.2023 | Philip Thomas

Ausschnitt einer Hand die eine Stoppuhr hält

Neben dem Sportclub gibt’s viele weitere Profimannschaften in Freiburg. Sie kämpfen aktuell um einen Spitzenplatz oder gegen den Abstieg. chilli-Redakteur Philip Thomas hat sich bei ihnen umgehört: Wo stehen sie? Es geht ans Netz, aufs Eis, unter den Korb und Richtung Tor.

Volleyball, FT 1844 Freiburg

Showdown um den Aufstieg

Die Volleyballer der FT 1844 gehen in die heiße Phase. Drei Spiele sind in der 2. Bundesliga noch auszufechten. Zum Redaktionsschluss liegen die Freiburger einen Zähler hinter Karlsruhe auf Platz 2. „Wir sind mittendrin im Meisterschaftsrennen. Es sind etablierte Mannschaften, wir müssen gucken, dass wir bestehen. Alle Spiele sind wichtig“, betont der Sportliche Leiter der Volleyballabteilung, Florian Schneider.

Eine Partie könnte besonders wichtig werden: Am 15. April haben die Freiburger ein Heimspiel gegen den Tabellenführer aus der Fächerstadt. „Das wäre ein Showdown“, so der 51-Jährige. Beim letzten Heimspiel der vergangenen Saison – ebenfalls gegen den damaligen Tabellenführer Karlsruhe – beendete FT-Capitano Marcus Gensitz seine zwanzigjährige Karriere. „Leistungsträger haben uns verlassen, das haben wir gut hinbekommen und geht nur als funktionierendes Team“, kommentiert Schneider die laufende Spielzeit, in der sich die „Affenbande“ von Punkt zu Punkt hangelte.

Porträt: Florian Schneider, Sportlicher Leiter der FT-Volleyballabteilung

Florian Schneider, Sportlicher Leiter der FT-Volleyballabteilung

Die FT überwinterte auf dem ersten Tabellenplatz. „Wir haben eine hohe Leistungsbereitschaft neben Job und Studium und pflegen einen schnellen Spielstil mit hohem Passtempo“, kommentiert Schneider. Danach folgte ein kurzer Durchhänger mit Niederlagen gegen Rottenburg und Gotha. „Das war eine kleine Delle. Es war klar, dass das nicht gehalten werden kann.“ Auch dank Heimstärke und dem höchsten Zuschauerschnitt der Liga (rund 650 pro Partie) fand Freiburg in die Erfolgsspur zurück.

Vor der Saison hatte die Mannschaft einen Platz unter den ersten dreien angepeilt. Langfristig schielt die Turnerschaft aber auf die höchste deutsche Spielklasse: Die Lizenzauflagen der DVL für die Bundesliga sind laut Schneider niedrig wie nie. „Wir wollen diesen Weg gehen“, kommentiert er.

Dafür braucht der Verein allerdings noch Sponsoren: „Wir brauchen zwischen 150.000 und 200.000 Euro on top, das ist quasi eine Verdopplung unserer Mittel“, so Schneider. Aktuell befinde sich der Verein in Gesprächen mit Geldgebern. „Wir sind optimistisch“, sagt er. Das beste Argument wäre wohl der Gewinn der Zweitligameisterschaft.

Foto: © FT 1844 Freiburg

 

Eishockey EHC Freiburg

Torte ohne Kirsche

„Pflicht erfüllt.“ Diese Überschrift gibt Marc Esslinger der Saison. Mit dem Ausscheiden in den Pre-Playoffs gegen die Lausitzer Füchse aus Weißwasser kann der 2. Vorstand des EHC Freiburg schließlich nicht zufrieden sein. „Vor allem, weil mehr drin gewesen wäre. Sowohl eine bessere Platzierung in der Hauptrunde als auch in der Serie gegen Weißwasser, das letztlich verdient gewonnen hat.“ Immerhin bedeutete die Qualifikation für die Pre-Playoffs den Klassenerhalt in der DEL2. Dieses Jahr fehlt Esslinger aber die Kirsche auf der Torte.

Die Wölfe haben die Hauptrunde wie bereits in der Vorsaison auf Platz acht beendet – und sind damit am Saisonziel vorbeigeschrammt. „Man muss klar sagen, dass uns insgesamt die Konstanz gefehlt hat, um das Wunschziel Platz sechs zu erreichen.“ Esslinger erinnert sich an Siege gegen die Top-Teams der zweiten Liga wie Krefeld und Kassel, aber auch an herbe Niederlagen wie etwa das 1:9 gegen Kaufbeuren im Oktober und unnötige Punktverluste wie das 4:5 im Dezember gegen die Heilbronner Falken. Esslinger konstatiert: „In der DEL2 kann jeder jeden schlagen, die Liga ist sehr ausgeglichen. Für die Fans ist das wunderbar.“

Porträt: Marc Esslinger

Marc Esslinger, 2. Vorstand des EHC Freiburg

Die wünschen sich auch nach dieser Saison eine neue Halle. „Durch das alte Stadion sind wir natürlich bezüglich Vermarktungspotenzial nicht gerade im Vorteil gegenüber unseren Kontrahenten.“ Das schlägt auf den Etat. Der liegt laut Esslinger im unteren Viertel der DEL2. Sportdirektor Peter Salmik, der in der Saison auch als Interimstrainer fungierte, dreht jeden Euro folglich zweimal um.

„Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln macht er einen sehr, sehr guten Job“, lobt Esslinger. So erwies sich der Neuzugang Tor Immo als Glücksgriff. Im Trikot des EHC Freiburg netzte der Schwede 26 Mal, dazu kamen 35 Vorlagen und ein Platz im Kreis der besten Stürmer der Saison.

Aktuell stellt der EHC die Weichen für die kommende Saison. Ziele will Esslinger lieber nicht nennen. Nur unter Platz acht möchte der Vorstand in der Liga nicht schlittern. „Gleichwohl wissen wir, dass die Konkurrenz sich weiter verstärken wird.“ Esslinger setzt – wohl auch aus Kostengründen – auf die Jugend: „Ein zentrales Ziel ist der Ein- und Aufbau von jungen Spielern.“

Foto: © privat

 

Basketball, USC Eisvögel

Vom Rathausbalkon zurück ins Liga-Mittelfeld

Der amtierende Deutsche Meister im Frauen-Basketball verfolgte in dieser Hauptrunde bescheidene Ziele. „Mit einem der niedrigsten Etats der Liga ist unser allererstes Saisonziel der Klassenerhalt. Den haben wir souverän gesichert“, sagt der Sportliche Leiter der USC Eisvögel Harald Janson. Rund 300.000 Euro stecken laut dem 1. Vorstand Uwe Stasch im Eisvogel-Kader: „Der hat sich durch den Gewinn der deutschen Meisterschaft um etwa zehn Prozent erhöht.“ Trotzdem habe der Titelgewinn Begehrlichkeiten geweckt, die Erwartungshaltung beim USC sei gestiegen. „Dem müssen wir uns natürlich stellen“, so Janson.

Die Eisvögel rotierten auf wichtigen Positionen. Meistermacher Janson machte auf der Trainerbank Platz für den Spanier Victor Herbosa. Die Staffelübergabe beschreibt Janson als reibungslos: „Victor ist seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil unseres Programms.“ Der Abgang der spielstarken Japanerin Shiori Yasuma nach Venedig hat die Freiburgerinnen wiederum geschwächt. Die 1,61 Meter große Point Guard war Dreh- und Angelpunkt der Eisvögel. „Eine Spielerin wie Shiori ist für uns nicht ersetzbar. Das wussten wir jedoch von Anfang an“, so Janson.

Porträt: Harald Janson

Harald Janson, Sportlicher Leiter der USC Eisvögel

Mit den Leistungen der Nachfolgerin, der US-Amerikanerin Jessie Lorea, ist die Führungsetage zufrieden. Andere Transfers erwiesen sich als weniger glücklich. „Wir hatten schwere Verletzungen und auch Krankheiten bei Sofie Preetzmann und Steffi Wagner, die die Integration erschwert haben.“ Den Vertrag mit der Dänin Preetzmann löste der Verein auf.

Woanders wurden mehr Kontrakte annulliert: Im Dezember schockte die Insolvenz des damaligen Tabellenführers Rheinland Lions die DBBL. Auch in Freiburg ist ein solches Szenario laut Stasch theoretisch möglich: „Der sportliche Druck ist angesichts unseres zu kleinen Etats enorm. Wir müssen in Relation zu unserer Geldbeutelfüllung jede Saison überperformen.“

Porträt: Uwe Stasch

1. Vorstand Uwe Stasch des USC

Der Freiburger Vorstand werde eine Insolvenz jedoch nicht verantworten. „In einem solchen Fall würden wir wahrscheinlich das Minus einmalig mit privaten Geldern ausgleichen und anschließend den Laden dichtmachen“, so der 46-Jährige.

In den Playoffs wollten die Eisvögel eigentlich noch einmal angreifen. „Das Schöne ist, dass alle von Null anfangen“, sagte Stasch vor dem Viertelfinal-Aus gegen den TK Hannover. Besonders bitter: Mit der 76:87-Niederlage im Rückspiel haben die Eisvögel alle zehn Spiele im aktuellen Kalenderjahr verloren.

Foto: © Patrick Seeger

 

Fußball, SC Freiburg Männer

„Irgendwie überraschend, dass es so konstant läuft“

Bei Buchmachern und in Tipprunden ist der SC Freiburg längst kein Geheimtipp mehr: Platz 4 in der Liga nach 25 Spieltagen, Pokal-Viertelfinale. Vergangene Saison gings auf Platz 5 und mit knapp 30.000 Fans bis nach Berlin. Von einer Favoritenrolle möchte Christian Streich aber nichts wissen: „Es bringt dir nichts, ob du von außen als Favorit oder Außenseiter betrachtet wirst. Es geht um die Qualität des Spiels und die Präsenz auf dem Platz. Das haben wir zuletzt überwiegend gut hinbekommen und die Ergebnisse kommen nicht von ungefähr. Wer aber glaubt, dass sich der Erfolg aus Gewohnheit einstellt, hat schon verloren.“

Seit 433 Pflichtspielen betreut Streich den SC als Cheftrainer. Patrick Baier ist Co. seit 2009. Ein Ende dieser Liaison ist nach der Vertragsverlängerung im März nicht abzusehen. Die beiden Vorstände Oliver Leki sowie Jochen Saier bleiben ihren neuen Verträgen nach bis mindestens 2027 im Verein. Auch Sportdirektor Klemens Hartenbach erneuerte seinen Kontrakt.

Porträt: Christian Günter

SC-Spielführer Christian Günter

Diese Kontinuität trägt aktuell Früchte. „Wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass das richtig sein kann. Es gibt andere Vereine, bei denen mehr Leute mitreden, die sich auch mal in den Vordergrund stellen wollen. Das haben wir hier nicht“, sagt Kapitän Christian Günter. Kommunikation pflege der SC vereinsintern und nicht über die Medien. „Das ist ein großes Gut“, so Günter.

Auch der Verteidiger scheint sich nicht an den Erfolg gewöhnen zu wollen: „Irgendwie überraschend, dass es so konstant läuft, vor allem wegen der vielen englischen Wochen.“ Der 30-Jährige sagt aber auch: „Dann aber auch wieder nicht, weil ich die typische Arbeitsweise in Freiburg kenne, die sehr akribisch und sehr detailliert ist. Die Mannschaft zieht das Spiel für Spiel sehr diszipliniert durch, da müssen wir dranbleiben.“ Die Auftritte in Europa unter Flutlicht und Hymne bezeichnet er als Feiertage. „Der Schlüssel ist aber die Bundesliga“, so der Fußballer.

Porträt: Christian Streich

Trainer Christian Streich

Dass Freiburg gegen das Starensemble aus Turin nicht chancenlos war und mit der Dreifachbelastung besser zurechtkommt als zuletzt 2017/18, mag auch an der Breite des Kaders liegen. Neuzugang Ritsu Doan steuerte bis Ende März vier Tore und fünf Vorlagen bei. „Er kann aber noch konsequenter im Abschluss werden und noch fokussierter gegen den Ball arbeiten. Das Entscheidende ist, dass Ritsu das weiß und es will. Er ist sehr wissbegierig und offen für konstruktive Kritik“, kommentiert sein Coach.

Der japanische Nationalspieler könnte noch wichtiger werden: Ab der kommenden Saison muss der SC Freiburg auf seinen Edeljoker Nils Petersen verzichten, der seine Stollenschuhe nach 16 Jahren Profifußball an den Nagel hängen wird.

Foto: © SC Freiburg

 

Fußball, SC Freiburg, Frauen

Fast dreimal so viele Fans pro Heimspiel

Nach 16 von 22 Spielen stand die Elf von Cheftrainerin Theresa Merk auf Platz 5 von 12. Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick ist trotz einiger Punktverluste zufrieden: „Gerade in der Hinrunde konnten wir einige gute Spiele zeigen und viele Punkte sammeln.“ Zu Beginn der Rückrunde setzte es dann drei Niederlagen. „Das Team ist aber unheimlich motiviert, sehr ehrgeizig und ärgert sich selbst am meisten über diese verlorenen Punkte.“

Die 56-Jährige ärgert sich jedoch über die zahlreichen Gegentore (31): „Wir müssen defensiv noch stabiler werden und weniger einfache Gegentore kassieren. Offensiv müssen wir wieder kaltschnäuziger vor dem Tor werden. Das hat uns gerade in der Hinrunde ausgezeichnet.“ Nach der 4:1-Niederlage am 13. Spieltag in Frankfurt haben die SC-Frauen allerdings den Anschluss an die Tabellenspitze verloren.

Porträt: Birgit Bauer Schick

SC-Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick

Im Pokal liegen die Ziele höher: „Wir stehen im Halbfinale des DFB-Pokals. Das Ziel muss das Finale sein. Mit Leipzig haben wir keinen einfachen Gegner, auch wenn die Leipzigerinnen auf dem Papier ‚nur‘ ein Zweitligist sind.“ Zwei Bundesliga-Teams haben die Ostdeutschen schon ausgeschaltet. „Wir sind also gewarnt und werden den Gegner keinesfalls unterschätzen. Dennoch möchten wir unbedingt unser zweites Pokalfinale spielen.“

Den Rückenwind nach der starken Europameisterschaft im vergangenen Jahr möchte die Abteilungsleiterin dafür mitnehmen: „Das Interesse am Frauenfußball ist auf jeden Fall gestiegen. Besonders freut mich auch, dass die aktive Fanszene immer wieder vor Ort ist.“

So zählen die SC-Frauen bei Heimspielen mehr Besucher: „Wir können nun einen Schnitt von knapp 2000 Fans pro Spiel verzeichnen, bei Highlightspielen wie gegen Bayern München hatten wir sogar über 6000 Zuschauer·innen im Dreisamstadion.“ Im Freiburger Möslestadion waren es vor einem Jahr noch rund 760 Fans.

Foto: © SC Freiburg

 

Handball, HSG Red Sparrows

Höhenflug – und Landung in Liga 2?

Die Spatzen sind hoch geflogen. Am vorletzten Spieltag konnten die Handballerinnen der HSG Red Sparrows die Meisterschaft in der Süd-West-Staffel der 3. Liga klarmachen. „Wir sind natürlich mehr als zufrieden mit diesem Ergebnis“, kommentiert Sparrow Jessica Peter die zweite Bestplatzierung in Folge.

Das Team spielte nach dem Motto: Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften. „Die offensive 3-2-1 Deckung wird besonders in den höheren Ligen eigentlich kaum noch gespielt, da sie sehr laufintensiv ist und starke Eins-gegen-eins-Spielerinnen von nöten sind, doch genau hier sehen wir und unser Trainer Igor Bojic unsere Stärke“, erklärt Peters. Zum Redaktionsschluss bedeutete das 419 Gegentore in 19 Spielen – also bloß 22 pro Partie.

Dabei half, dass die Sparrows keine Verletzungen oder Langzeitausfälle verkraften mussten. Immerhin liegen die Teams der dritten Liga leistungstechnisch nah beieinander: „Zumindest innerhalb der einzelnen Staffeln spielen Vereine und Mannschaften gegeneinander, die mit ähnlichen Voraussetzungen zu kämpfen haben.“ Die meisten Vereine spielen in örtlichen Schulhallen und organisieren sich – wie auch die Red Sparrows – in großen Teilen ehrenamtlich.

Porträt: Jessica Peter

HSG-Kreisläuferin Jessica Peter

Verlassen konnte sich der Freiburger Verein wieder auf seine 20/21 vom Deutschen Handball Bund ausgezeichnete Nachwuchsarbeit. „Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir auch in diesem Jahr wieder auf unsere Jugendspielerinnen gesetzt haben und sich diese über die laufende Saison in der Mannschaft etabliert haben und nun fester Bestandteil dessen sind.“

Die HSG will an den größten Erfolg der Vereinsgeschichte anknüpfen: den Aufstieg in die 2. Bundesliga zur Saison 2019/20. Zwei Spielzeiten bestritten die Freiburgerinnen laut ihrem damaligen Trainer Ralf Wiggenhauser mit nicht mal 20 Prozent des Etats eines durchschnittlichen Zweitligisten. Zwischen der Rückkehr dorthin und den Spatzen steht allerdings noch eine Aufstiegsrunde mit vier weiteren Teilnehmern. „Wir werden alles daransetzen, einen der drei begehrten Aufstiegsplätze zu erreichen“, betont Peters.

Dass die Sparrows als Meister ihrer Staffel nicht automatisch aufsteigen, kann die Kreisläuferin kaum nachvollziehen: „Es ist schon schade, diese Saison zum zweiten Mal in Folge Meister in der 3. Liga zu werden und nicht direkt aufzusteigen, sondern noch eine Aufstiegsrunde spielen zu müssen.“

Foto: © HSG Red Sparrows

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